Joachim Pierro scheidet im Frieden aus seiner alten Kirchengemeinde. Foto: Oliver von Schaewen

Der Pastoralreferent verlässt nach 25 Jahren die katholische Kirchengemeinde. In Freiberg tritt er eine neue Stelle an.

Marbach - Am Anfang des Jahres hat Joachim Pierro noch keinen Gedanken an einen Weggang verschwendet. Doch dann begann er darüber nachzudenken, ob er nach 25 Jahren als Pastoralreferent in der katholischen Kirchengemeinde Zur heiligen Familie in Marbach noch zu etwas Neuem in der Lage wäre. „Als ich dann die Stellenanzeige für die 50-Prozent-Stelle in Freiberg las, musste ich mir das zumindest einmal anschauen“, sagt der Benninger, der seit einigen Jahren mit der anderen Hälfte seiner Schaffenskraft als Seelsorger an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Ludwigsburg tätig ist. Dieses Splitting habe sich bewährt, erzählt der 55-jährige zweifache Vater, dem es gefällt, junge Leute an der PH zu begleiten und ihnen in Krisen eine „lösungsorientierte“ Beratung zu geben.

Die Lebenshilfe im Gespräch ist aber nur eine Facette seines Berufs, sagt der Pastoralreferent. Bereits während seiner Zeit in der Marbacher Kirchengemeinde mit ihren Teilorten Rielingshausen, Erdmannhausen und Benningen habe sich sein Aufgabenfeld immer wieder verändert. „Ich habe mit der Jugendarbeit begonnen, dazu kamen die Ministranten und die Firmvorbereitung.“ Zudem hielt er Ansprachen bei Gottesdiensten, spendete Trauernden Trost und erstellte den Pfarrspiegel.

Nach einigen Jahren kam auf der Verwaltungsebene ein weiterer Bereich hinzu. In Marbach und in Benningen unterhält die katholische Kirchengemeinde zwei Kindergärten. „Ich wurde Beauftragter für diese Kindergärten, die sich gerade in den vergangenen Jahren sehr verändert haben“, erklärt der Diplom-Theologe, der in Tübingen studiert hat und gebürtig aus der „katholischen Enklave“ im Heilbronner Stadtteil Sontheim stammt. Die Professionalisierung im Kita-Bereich habe ihn zuletzt sehr in Beschlag genommen, da die Qualitätsansprüche immer weiter gestiegen seien. „Ich konnte aber viel an die Leitungen der beiden Häuser delegieren.“

Was ihn genau im neuen Wirkungskreis in der Kirchengemeinde Sankt Maria in Freiberg erwartet, weiß Joachim Pierro noch nicht. Gespräche mit dem Pfarrer und dem Leitungsgremium verliefen positiv. „Ich denke, ich werde vor allem in der Pastoral zum Einsatz kommen.“ Ein Aufgabengebiet, das dem Theologen liegt. Die Kirche bewirke zwar in der Diakonie viel Gutes, aber ihre Kernkompetenz liege darin, den Menschen die Verheißungen Gottes als ein „Freiwerden von innen“ zuzusprechen, „damit wir uns als geliebte Kinder Gottes nicht in der Nützlichkeit verlieren“.

Den Himmel offen halten, nennt es Pierro und erinnert daran, dass mit dem Wechsel zum neuen Papst Franziskus ein frischer Wind in die Kirche eingezogen ist. Jedenfalls habe ihm der Abt von Maria Laach das bestätigt: „Durch die Luft“ erkenne er, dass sich etwas verändert habe. Die Verlautbarungen aus Rom seien von einem anderen Geist getragen. „Ich habe gemerkt, dass Franziskus sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit stark zurücknimmt“, sagt Pierro. Menschen für den Glauben zu begeistern, sei heute anders als noch vor zwei Jahrzehnten, denkt der Pastoralreferent. „Das selbstverständliche In-der-Kirche-sein gibt es heute nicht mehr: Wer noch in der Kirche ist, sucht etwas, denn er könnte auch mit Leichtigkeit austreten.“