FSG-Leiter Christof Martin und Ingvelde Scholz verfolgen Ziele. Foto: Oliver von Schaewen

Die Resonanz auf das Projekt „Leistung macht Schule“ am Marbacher FSG übersteigt die Erwartungen.

Marbach - Das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach will das bundesweite Projekt „Leistung macht Schule“ (Lemas) in den nächsten fünf Jahren Schritt für Schritt umsetzen, damit möglichst viele andere Schulen im Land Baden-Württemberg von den Erkenntnissen des zehnjährigen Pilotprojekts profitieren. Das erklärten der Schulleiter Christof Martin und die Projektleiterin Ingvelde Scholz wenige Tage nach der Rückkehr von der Kickoff-Veranstaltung in Berlin im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das Marbacher Gymnasium war als eine von 39 Schulen im Land für das Projekt ausgewählt worden (wir berichteten). Darin geht es um die Förderung von besonders leistungsstarken Schülern. In diesem Bereich hatten Bildungswissenschaftler Deutschland im internationalen Vergleich Defizite attestiert. „Im Ausland gibt es eine dreimal höhere Leistungsexzellenz als hierzulande“, erklärt Ingvelde Scholz, die den skandinavischen Ländern oder Israel und den USA eine viel größere Freude darin bescheinigt, „fitte Schüler zu sehen“, während in Deutschland Neid und Missgunst beim Blick auf begabte und hochbegabte Schüler weit verbreitet seien.

Der Argwohn gegen Leistungseliten führe dazu, „dass sich Begabte regelrecht wegducken“, weiß Scholz, die am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerfortbildung in Stuttgart für die Förderung der im Volksmund auch „Käpsele“ genannten schlauen Schüler verantwortlich ist. Mit der Kinder- und Jugendakademie, dem Förderverein Pfiffikus und einer Hochbegabtenklasse arbeitet das Marbacher FSG seit etwa zehn Jahren gegen Vorurteile rund um das vermeintliche „Strebertum“ an. „Wir möchten den Jugendlichen helfen, ihre besonderen Begabungen zu entdecken – das tut der gesamten Persönlichkeit gut“, stellt Ingvelde Scholz klar. Es sei überhaupt wichtig, ein Klima zu schaffen, in dem Freude an Forschung und gemeinsamer Entdeckung das Leitbild einer Schule prägten. Das sieht auch der Schulleiter Christof Martin so: „Es ist auf einmal cool, sich weiterzuentwickeln“, sagt er und weiß auch die Lehrer am FSG hinter sich. „Die Gesamtlehrerkonferenz hat fast einstimmig dem Projekt zugestimmt.“

Das Schuljahr bot bereits Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. So interessierten sich 75 Eltern für die Präsentation. „Wir sind fast überrannt worden“, berichtet Ingvelde Scholz. Und Schulleiter Martin bestätigt die starke Resonanz, nachdem Listen verteilt wurden, auf denen Schüler eintragen konnten, worin sie stärker gefördert werden wollen: „Die Schüler kommen auf uns zu – damit habe ich in dieser Form nicht gerechnet.“

Die von Bund und Land gewährten 125  Millionen Euro werden für die wissenschaftliche Begleitung zur Verfügung gestellt, nicht aber den Schulen selbst, erklärt Scholz auf Nachfrage. Trotzdem könne eine Schule den Interessierten viel bieten. Zum Beispiel schauten rund 20 Schüler im Drehtür-Modell in den Unterricht der nächsthöheren Klassenstufe hinein, um gefordert zu sein. „Hochbegabte sind anderen in ihrer kognitiven Entwicklung rund drei Jahre voraus“, weiß Scholz. Allerdings fühlten sie sich auch oft als Außenseiter, weshalb die Vernetzung mit anderen Begabten, etwa in der Kinder- und Jugendakademie, die soziale Entwicklung fördere.

Ganz wichtig sei die Zusammenarbeit mit Akademien wie dem Keppler-Seminar in Stuttgart oder der Science-Akademie bei Karlsruhe. Dort können Schüler vielfältige Wochenend- und Ferienkurse belegen. Mit Oberstufenschülern veranstaltet Ingvelde Scholz am FSG ein „Exzellenten-Training“, für das sich 60 Jugendliche beworben haben. Darin geht es darum, sich für das Rennen um Plätze in den rund 400 Stipendien in Deutschland fit zu machen.

Ein großes Anliegen ist der Hochbegabten-Förderin, dass die Erkenntnisse in die Lehrerausbildung einfließen. „Wir rechnen damit, dass pro Jahr etwa 300 Referendare das Thema in die Fläche tragen.“