Foto: Werner Kuhnle

Der verkaufsoffene Schiller-Sonntag ist unter dem Motto „echt Schiller“ ein Vergnügen gewesen. Selbst eine Schauspieltruppe war unterwegs.

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Marbach - Angesichts der höchst illustren Gestalten, die sich in grellbunte Kostüme hüllen und weiß modellierte Äpfel auf dem Kopf tragen, reibt sich manch ein Besucher verwundert die Augen. Die skurrilen Geschöpfe des Kostümtheaters Gnadenlos schick aus Weimar lustwandeln durch die Innenstadt und statten den Einzelhändlern einen Besuch ab. Auf ihre ganz spezielle Art interpretieren sie das Motto „echt Schiller“ und verbreiten dabei jede Menge gute Laune.

Ob ein Abstecher ins Schuhgeschäft, ein Bummel durch die Boutique oder ein Streifzug durch den Teeladen – der Besuch in der Marktstraße lohnt sich allemal, und zwar nicht nur, weil die Einzelhändler jede Menge besondere Aktionsrabatte auf Lager haben. In den Geschäften gibt es auch jede Menge zu schauen und zu hören. Die Besucher von außerhalb verschaffen sich einen Überblick über das Angebot in der Schillerstadt, die Einheimischen nutzen den verkaufsoffenen Nachmittag, um Bekannte zu treffen, ein Schwätzle zu halten und das eine oder andere Schnäppchen zu ergattern.

Am Stand von Unicef werden die aktuellen Weihnachts- und Neujahrskarten vorgestellt, die ab sofort in der Geschäftsstelle in der Unteren Holdergasse angeboten werden. Für viel Spaß sorgt das Ponyreiten bei den jüngsten Besuchern. Auch die Krabbelkiste, in der die Kinder spannende Überraschungen finden, ist eine beliebte Attraktion.

Nicht alles ist derzeit echt in der Galerie Wendelinskapelle. Einige Exponate des Museums Plagiarius in Solingen zeigen nämlich, dass Original und Fälschung oftmals nicht leicht zu unterscheiden sind. Die preisgekrönten Fälschungen sowie die dazugehörigen Originale wie beispielsweise eine Gießkanne, Taschenlampen, eine Orangenpresse sowie Waschtisch-Armaturen, sind noch bis zum Samstag, 29. November, zu bestaunen.

Eintauchen in eine lebhafte, farbenfrohe Welt des Geschehens – dazu lädt Stephanie Gempe ein. Die Acrylmalereien der Marbacherin waren gestern im Hörzentrum Krohmer zu bewundern. Wer auf der Suche nach individuell und liebevoll bemalten Grußkarten, Wanddekorationen oder Frühstückstassen war, dürfte fündig geworden sein. Das Besondere: Sämtliche Neujahrs- und Weihnachtskarten sind handbemalt, also einzigartig.

Ursula Maele stöbert gut gelaunt in den Kisten beim Bücherflohmarkt des Tobias-Mayer-Vereins. „Ich suche gezielt etwas über Bienen“, erklärt sie und kauft zudem noch Bücher über Fische und Biogärten. „Hier wird man auf jeden Fall fündig“, freut sich die Besucherin, die eigens für den Schillersonntag von Kernen nach Marbach gefahren ist.

Hände sind nützliche Körperteile, die praktischsten überhaupt“, beschreibt eine Schülerin des Friedrich-Schiller-Gymnasiums. Insgesamt elf Jugendliche aus der Oberstufe haben für die Lesungen, die in den Schaufenstern der Einzelhändler stattfinden, Texte über Friedrich Schiller verfasst, nachdem sie sich die persönlichen Gegenstände des Dichters angeschaut hatten. Selbstverständlich rezitieren sie auch Originaltexte, ganz nach dem Tagesmotto „echt Schiller“. Vanessa Greiff, Lehrerin und Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs (DLA), ist sichtlich stolz darauf, dass die Schüler die Schaufensterlesungen unter dem Namen „Kaleidoskop des Originals“ freiwillig erarbeitet haben. Wer sich vom Einkaufsbummel erholen möchte, nimmt kurzerhand vor den Schaufenstern Platz und lauscht den unterhaltsamen Textpassagen.

Darüber, was ihr am verkaufsoffenen Schiller-Sonntag besonders gut gefällt, muss Monika Schreiber, eine der Vorsitzenden der Interessengemeinschaft der Marbacher Selbstständigen (IGS), nicht lange nachdenken. „Es ist das schöne Wetter“, sagt sie. Dass die IGS erstmals mit einem eigenen Informationsstand vertreten ist, sei ebenfalls ein Pluspunkt und eine wichtige Aktion. Allerdings macht Schreiber auch auf einen Wermutstropfen aufmerksam: „Es wäre schön, wenn sich noch mehr Geschäfte zum Mitmachen entschließen könnten.“ Etwa 30 Geschäfte haben gestern ihre Türen geöffnet, das sind rund zehn Teilnehmer weniger als sonst. Monika Schreiber fordert deshalb die Einzelhändler dazu auf, die Chance wahrzunehmen, ihren Service an einem verkaufsoffenen Sonntag ganz entspannt vorzustellen und das direkte Gespräch mit den Kunden zu suchen. Zudem sollten die Selbstständigen Solidarität zeigen. „Wir haben alle das gleiche Ziel, nämlich die Geschäfte in der Innenstadt zu erhalten“, sagt Schreiber.