Laura Cosi, Eleonora Kraushaar und Fatlum Balaj (von links) von der Uhlandschule freuen sich über ihre Preise. Foto: KS-Images.de

Verdiente Schüler der Uhlandschule, der Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule und der Anne-Frank-Realschule haben ihre Schillerpreise bekommen.

Marbach - Die Verleihung der Schillerpreise zum 257. Geburtstag des Dichters an die Schülerinnen und Schüler der Uhlandschule, Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule und der Anne-Frank-Realschule gestern im Schulzentrum geriet für die Neunt- und Zehnklässler zur humorvollen Angelegenheit. Mit den Musik-Comedians Fabian Friedl und Johannes Weigel, die sich „Die Translatenten“ nennen, war man nahe dran an einem Poetry-Slam, der auch dem Marbacher Dichter sicher gut gefallen hätte. Organisiert hatte die Veranstaltung der Konrektor der Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule Jochen Schust, der mit den Künstlern befreundet ist und schon gemeinsame Projekte veranstaltet hat.

Gute Leistungen, und vielleicht auch „dass wir brav waren“, wie Laura Cosi von der Uhlandschule vermutete, haben sicher dazu beigetragen, die Urkunden mit den Preisen des Schillervereins, der Stadt Marbach, des Erich-Güntter-Gedächtnispreises und des Literaturarchivs zu bekommen. Um aber ein Schriftsteller oder Dichter zu werden, müsse man sich vor allem trauen, einfach mal was auszuprobieren. „Der Schiller hat so lange an einem Text gearbeitet, bis er ihn gut fand“, machte Friedl den Abschlussklassen Mut. „Wer traut sich das heute noch, Dinge auszuprobieren?“

Bei Schiller hat sich auch nicht immer alles sauber gereimt, beweist Friedl, indem er – von Weigel mit Schumanns „Fröhlicher Landmann“ begleitet, das Gedicht „Laura am Klavier“ vorträgt: „Wie des Chaos Riesenarm entronnen/aufgejagt vom Schöpfungssturm die Sonnen/Funkend fuhren aus der Finsternuss/strömt der goldne Saitenguss.“

„Wie hart muss man drauf sein, die Worte solange zu biegen, bis aus ,Finsternis‘ die ,Finsternuss‘ wird?“, fragt Friedl. Und „Schauernachtgeflüster“ höre sich ja eher an wie eine Metal-Band. „Ey, was machst’en heut‘ abend? Ich geh‘ zu Schauernachtgeflüster, voll abgefahr’n!“

Mit dem Google-Übersetzer bekommt man sicher keine besseren Englisch-Noten, das kann die Rektorin der Tobias-Mayer-Schule, Silke Benner, bestätigen. Dass man es aber mit mangelhaftem Englisch weit bringen kann, hat Haushaltskommissar Günter Oettinger ja kürzlich wieder bewiesen. Umgekehrt wird es aber auch albern, wenn man englische Liedtexte mittels Internet-Wörterbuch ins Deutsche übersetzt. Ist wirklich lustig: Einfach mal bei Google Sinatras „New York“ aufrufen und auf „Diese Seite übersetzen“ klicken. Dann steht da: „Beginnen Sie, die Nachrichten zu verbreiten/Ich gehe heute/Ich möchte ein Teil davon sein/New York, New York.“ Mit Ernsthaftigkeit und Können vorgetragen, wird Sinatra auf Deutsch dann aber wieder zum Kunstwerk.

Aus Britney Spears „Baby, hit me one more time“ wird dann: „Säugling, schlag mich noch einmal”. Das ist nicht hohe Literatur, aber lustig allemal und den Schülern scheint es zu gefallen, zumal Friedl vorher bemerkt hat: „Selbst wenn das Programm total schlecht ist, Ihr habt immerhin keine Schule!“ Johannes Weigel, der nicht wie von Friedl behauptet „Sohn eines Fischverleihers und einer Karussellbremserin“ ist, sondern aus einer angesehenen Orgelbauerfamilie stammt, bleibt da nur der Part des Korrepetitors. Glanzpunkte setzt Weigel aber mit der „Stradivarius“ genannten Konzertsäge und solo mit dem Song „DIN A4 – der Stoff aus dem die Träume sind – Papier.“ Spätestens wenn man auf dem Klo sitzt, merkt man, dass die Idee vom papierlosen Geschäftemachen doch nicht so gelungen ist.

Was können die beiden Multi-Künstler den jungen Leuten also mitgeben? „Es muss nicht jeder Schriftsteller werden, aber es ist ganz gut, wenn man sich mal hinsetzt und aufschreibt, was einen so bewegt“, sagt Friedl. Man muss nicht Noten lesen können, um ein guter Musiker zu sein, stellt Weigel fest. Und wer sich nicht traut, das auszuprobieren, was man noch nicht kann, wird nie dazu kommen. „Wichtig ist, dass man ausprobiert, was einem Spaß macht“, rät Fabian Friedl den Schülern ganz ernsthaft.

Und schlägt wieder den Bogen zum Dichter, dessen Gebrutstag gestern mit vielen Veranstaltungen gefeiert wurde. „Das ist das Bewundernswerte an Schiller. Er hat nicht aufgegeben, trotz aller Verbote und widrigen Umstände, und hat so lange gearbeitet und probiert, bis es gut war, was er geschrieben hat.“