Mehr als zwei Dutzend Interessierte sind zu der Schulung im Martin-Luther-Haus gekommen. Foto: KS-Images.de

Partner von Betroffenen lernen bei einer Schulung mehr über Demenz.

Marbach - Einen Demenz-Partner-Anstecker können die mehr als zwei Dutzend Teilnehmer der gleichnamigen Schulung an diesem Montagabend gleich mitnehmen, worüber sich eine Dame aufrichtig freut und anschließend sagt: „Endlich muss ich mich nicht mehr erklären, wenn sich Leute über das auffällige Verhalten meines Mannes wundern. Zum Beispiel wenn er mit einem fremden Kind in der S-Bahn herumalbert und die Mutter sich deswegen verärgert einen anderen Sitzplatz sucht.“

Jährlich erkranken im Landkreis Ludwigsburg 2000 Menschen neu an Demenz. „Und diese Menschen sind dann über einen längeren Zeitraum von dieser Krankheit betroffen“, berichtet Frank Kruse von der Altenhilfe-Fachberatung des Landratsamtes Ludwigsburg. Damit für Betroffene und Angehörige das Leben mit einer Demenz gelingen kann, hat die Deutsche Alzheimer Gesellschaft die „Demenz-Partner-Schulung“ entwickelt. Und alle, die diese am Montagabend im Martin-Luther-Haus absolviert haben und sich in eine Liste eintragen, bekommen noch eine Urkunde zugesandt.

Bei dem Vortrag, der im Rahmen der Woche der Demenz unter dem Motto „Demenz – dabei und mittendrin“ stattfindet, informiert Frank Kruse abwechselnd mit seiner Kollegin Sibylle Kostron über Bedeutung und Umgang mit der Erkrankung. Den medizinischen Aspekt von Demenz stellt Dr. Ulrike Hablizel dar, sie ist Oberärztin der Klinik für Innere Medizin und Geriatrie im Krankenhaus Marbach.

Dr. Hablizel informiert darüber, was Demenz eigentlich bedeutet und wie ärztliche Tests durchgeführt werden – allerdings erst wenn über die Dauer von mindestens sechs Monaten Beeinträchtigungen der Alltagsfähigkeit vorliegen, etwa Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung und Veränderungen von Verhalten und Persönlichkeit. Insgesamt seien 1,6 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz erkrankt.

Was der Medizinerin jedoch ganz wichtig ist: „Zwei Drittel aller Menschen in der Altersgruppe ab 85 sind nicht dement.“ Und sie warnt davor, Probleme älterer Menschen vorschnell damit abzutun, dass sie wahrscheinlich dement seien. Die medikamentöse Behandlung von Demenz sei auf zwei Wirkstoffe beschränkt, die lediglich Ausprägung und Merkmale bremsen könnten. „Unser aller Aufgabe ist die nichtmedikamentöse Behandlung – indem wir eine Hängematte bilden für die Betroffenen.“

Das können Frank Kruse und Sibylle Kostron nur bestätigen und schildern abwechslungsreich in Theorie und anhand eines Fallbeispiels, was sich für Betroffene und deren Angehörige durch die Krankheit ändert. Dabei sei es wichtig, auch die gesunden Bereiche im täglichen Umgang ausreichend zu betrachten. „Zu sehen, was geleistet werden kann, das gibt Selbstvertrauen“, sagt Kruse. Und seine Kollegin berichtet von einer Betroffenen, wodurch klar wird: Auch wenn sich Gedächtnis und Wahrnehmung der Erkrankten ändern – die Fähigkeit zu Emotionen verändert sich nicht. „Wenn man nicht mehr weiß, wo man sich befindet, führt das unweigerlich zu Emotionen, man ist verzweifelt, ängstlich oder wütend.“ Gleichzeitig können Demente Emotionen anderer Menschen sehr gut wahrnehmen – etwa Ärger oder Ungeduld.