Erstmals findet das Marbacher Forum Zeitgeschehen statt. Dabei wird es um die Digitalisierung gehen.
Marbach - Mit den Akademietagen hat die Schiller-VHS in Bietigheim einen Volltreffer gelandet. Nun überträgt die Volkshochschule mit ihrem Leiter Jürgen Schmiedel an der Spitze das Konzept auf die Schillerstadt. Dort firmiert die mehrtägige Veranstaltung unter dem Namen Marbacher Forum Zeitgeschehen. Jürgen Schmiedel sowie die Organisatoren Gisela Hack-Molitor, Horst Engelmann und Armin Hüttermann erklären im Interview, worum es geht und welchem Thema man sich zur Premiere widmen wird.
Schmiedel: Absolut. Das soll schon ausstrahlen. Wir sprechen auch Interessenten in Ludwigsburg oder Remseck an. Da setzen wir keine Grenzen. Das Forum Zeitgeschehen wird bewusst auch mit einem halbjährigen Abstand zu Bietigheim auf die Beine gestellt, sodass Besucher gut an beiden Veranstaltungen teilnehmen können. Hüttermann: Man muss zudem sehen, dass auch jeweils andere Themen im Fokus stehen. Es können also durchaus dieselben Leute zu uns kommen, die auch nach Bietigheim gehen.
Hüttermann: Da haben wir hin und her diskutiert, und auf einmal war es da. Hack-Molitor: Ich habe diesen Komplex favorisiert. Das ist ein Thema, das mich schon lange interessiert. Ich glaube, dass es auch vielen anderen so geht, weil es die Leute unmittelbar berührt – sowohl in ihrer Arbeitswelt als auch privat. Man muss nur an die Angst vor dem Datenklau denken. Oder den Aspekt der künstlichen Intelligenz mitsamt dem Einsatz von Robotern. Und wie verhält es sich mit selbst fahrenden Autos? Was passiert da? Die Entwicklung schreitet so schnell voran, dass hier wohl jeder Anknüpfungspunkte findet. Dabei schafft es keiner so recht, auf den aktuellen Stand der Dinge zu kommen.
Engelmann: Zum einen gibt es einen Vortrag von Lehrerinnen aus dem FSG. Zum anderen haben wir uns gedacht, dass auch Schüler in die Kurse zu uns kommen. Hack-Molitor: Dahinter steckt auch die Idee, dass Marbach eine Schulstadt ist mit dem größten Gymnasium in Baden-Württemberg. Da passieren so viele fortschrittliche Dinge. Das Thema Digitalisierung ist in vielen Fächern enorm wichtig. Speziell im Kunstprofil Intermediale Kommunikation, kurz Kimko. Und genau jene beiden jungen und engagierten Lehrerinnen, die Kimko leiten, haben wir für einen Vortrag gewonnen. Im Idealfall sind auch Schüler dabei, die erzählen, wie es funktioniert. Auf diese Weise erfahren die Teilnehmer, wie Kinder und Jugendliche heute ticken und wie sich Schule verändert. Man will ja nicht den Anschluss verlieren.
Schmiedel: Besagte Führungen sind am 31. März und am 4. April, Vortragstage sind der 29. und 30. März. Eine Auftaktveranstaltung wird es am 13. März in der Stadthalle geben. Hack-Molitor: Yvonne Hofstetter wird an diesem Abend über das Thema ihres Buchs „Das Ende der Demokratie. Wie künstliche Intelligenz die Politik übernimmt und uns entmündigt?“ sprechen. Sie ist eine Geschäftsfrau, die mit ihrem Unternehmen in der Nähe von München Systeme aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz herstellt. Sie ist auch aus Talkshows im Fernsehen bekannt und erfolgreiche Buchautorin, war mit ihrem Buch „Sie wissen alles“ auf der Spiegel-Bestsellerliste. Wer, wenn nicht so jemand kann Auskunft geben über die Gefahren, die in der Technik lauern? Außerdem ist eine Gesprächsrunde geplant, die ich moderieren werde. An diesem Abend wirkt Herr Schneider von der Buchhandlung Taube als Kooperationspartner mit. Hüttermann: Die Auftaktveranstaltung soll Appetit machen auf das weitere Programm, das dann zwei Wochen später startet. Wir hoffen, dass möglichst viele Leute kommen und anschließend die Vorträge buchen.
Schmiedel: Richtig. Wobei nach jedem Referat eine Pause angedacht ist, in der man sich über das Gehörte austauschen, aber auch etwas essen und trinken kann.
Engelmann: Die Referenten werden höchstens eine Stunde sprechen, anschließend wird es eine Fragerunde geben. Die Vortragenden sollen auf keinen Fall nur etwas herunterlesen, sondern das Ganze anschaulich aufbereiten. Hack-Molitor: Die Diskussionsmöglichkeit ist ganz wichtig. Die Leute haben ja auch Fragen. Das soll keine einseitige Geschichte werden. Es wird immer auch einen Moderator geben.
Schmiedel: Dr. Roland Kamzelak vom Deutschen Literaturarchiv wird über die Digitalisierung in Archiven berichten. Professor Dr. Petra Grimm von der Hochschule der Medien in Stuttgart befasst sich mit Werten in der digitalen Gesellschaft. Hack-Molitor: Mit dem Menschen in seiner digitalen Umgebung setzt sich Professor Dr. Jörg Eberspächer von der Technischen Uni in München auseinander. Er ist sicher der bekannteste Referent. Der Kontakt kam über Hans Martin Gündner zustande, der auch Professor Schoop gewinnen konnte. Schmiedel: Das ist oft so, dass man die Vortragenden anfangs aus dem näheren und weiteren persönlichen Umfeld gewinnt. Irgendwann erschöpft sich das aber und man muss über andere Kanäle suchen. Meistens geschieht das dann übers Internet oder man informiert sich, wer zu welchem Thema ein Buch veröffentlicht hat. Hüttermann: Dazu hält man im Netz Ausschau nach Filmen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Menschen reden. Wir wollen schließlich keinen Experten einladen, der sein Thema nicht allgemein verständlich vermitteln kann. Hack-Molitor: Das soll populärwissenschaftlich sein. Wenn man richtig gut ist, kann man die kompliziertesten Themen verständlich herunterbrechen.
Hack-Molitor: Es ist schon so, dass man beruflich flexibel sein muss, um das Angebot wahrnehmen zu können, und das Format eher diejenigen anspricht, die vom Job her nicht gebunden sind.
Schmiedel: Das sollte jährlich stattfinden. Hüttermann: Wir gehen von einem Erfolg aus. Engelmann: Das soll eine Marbacher Institution werden.