Das laue Sommerwetter lockt die Besucher in die Holdergassen. Foto: SDMG

Zahlreiche Besucher haben das gute Wetter genutzt, um dem Marbacher Holdergassenfest einen Besuch abzustatten. Zahlreiche Anwohner hatten zur siebten Auflage wieder Hof, Haus und Gartentür geöffnet.

Marbach - Die Sonne ist bereits untergegangen, doch an einem so heißen Tag, wie es der Samstag gewesen ist, tut das einfach nur gut. Das sieht man auch, wenn man durch die Marbacher Altstadt geht. Schon aus der Ferne kann man leise Musik und das Stimmengewirr vieler Menschen hören. Folgt man dieser Geräuschkulisse, führt sie an diesem Wochenende direkt in die Holdergassen. Die idyllischen Straßen haben sich mit Laternen und Lichterketten besonders hübsch herausgeputzt. Kein Wunder – schließlich ist Holdergassenfest. Bereits zum siebten Mal öffnen zu diesem Anlass Familien Haus, Hof und Garten.

Und das kommt gut an! An jeder Station tummeln sich Menschenmengen. „Hier ist wirklich die Hölle los, ich muss auch direkt weiter“, ruft eines der Mädchen am Stand bei der Familie Frey. Hier wird an diesem Abend eine Besonderheit ausgeschenkt: Schwäbischer Tequila. Dabei handelt es sich um Obstler. Und anstatt Zitrone und Salz gibt es Blutwurst und Senf. Und auch die flüssigen Kreationen von Jessy Glock ein paar Türen weiter kommen gut an. Sie hat neben Hugo auch Helga mit Himbeeren und Inge mit Ingwer auf ihrer Karte stehen. Noch besser läuft die Erdbeerbowle, der Krug ist nämlich schon gegen 21.30 Uhr leer. „Es gibt in ganz Marbach keine Erdbeeren mehr“, so Jessy Glock mit einem Lachen. Der Familie Zell ist das egal – wie in jedem Jahr schenken die Töchter Dana und Isa wieder Met aus. Den stellt ein befreundeter Imker selbst her. „Es werden immer etwa 30 bis 40 Liter ausgeschenkt“, so Peter Zell, der auch der Vorsitzende des Holdergassen-Vereins ist. „Wir haben immer gut Vorrat“, gibt Dana Entwarnung. Aber nicht nur am Stand, auch auf der Terrasse und im Garten der Familie herrscht Hochbetrieb. Dort stellt Doris Zell Schmuck aus, der von den Gästen staunend begutachtet wird.

Staunen kann man auch im Keller, in den die Brüder Manuel und Felix Seiter einladen. Schon der Weg in die Tiefe, der über alte Stufen führt, ist abenteuerlich. Unten angekommen, warten Kunstwerke und laute Musik. Die Stimmung ist sehr gut. „Geil Alter“, lautet der Kommentar von Manuel Seiter zum Abend. Auch die WG in der Oberen Holdergasse, ist begeistert. „Es ist nicht, wie wir es uns vorgestellt haben, sondern viel besser“, so Jeremias Hemsing: „Wir hatten einen Riesenansturm.“

Der brach auch über Heiko Schaal herein, der im alten Schulhof ein eigenes kleines Fest aufgebaut hatte. Neben Leckereien lockte ein DJ die Besucher auf die Tanzfläche – mitgesungen durfte auch werden. „Es sind bestimmt viermal so viele, wie wir erwartet haben“, zeigt sich der Gastgeber beeindruckt. Dafür hat er eine Erklärung parat. „Wir haben richtig viel Platz im Hof. Bei dem guten Wetter spielt uns das in die Karten.“ Ein Blick auf die restlos besetzten Tische gibt ihm Recht. Egal wohin man an diesem Abend blickt – überall tanzen die Menschen ausgelassen in den Höfen und Straßen. Manche Häuser werden sogar von bunten Discolichtern angestrahlt. Schlager, Rock und unvergessliche Hits schallen durch die warme Sommernacht.

Aber auch in den gemütlichen Kellern entlang der Holdergassen haben einige Gäste Platz genommen, wie etwa in Peters Mostkeller. Hier gibt es in diesem Jahr eine echte Premiere, denn Peter Leicht hat aus Äpfeln diesmal nicht nur Most, sondern auch Cidre gemacht. „Den gab es im Urlaub in Frankreich immer“, so Frank Dalferth, der als Freund der Familie mit anpackt. Bis zu 30 Meter reihen sich die durstigen Gästen vor dem Keller an.

Immer etwas zu tun gibt es bei Familie Eickhoff, die zum ersten Mal als Gastgeber dabei ist und Exotik nach Marbach bringt. Während Bernhard Eickhoff die Gäste bedient, bereitet seine Frau Yuka emsig Gyoza, japanische Maultaschen, zu. „Die Zahl könnte dreistellig sein“, so Bernhard Eickhoff. Etwa 500 Teigtaschen schätzt er. Aber dann müsse auch Schluss sein. „Gibt es keine Gyoza mehr?“, hakt da eine wartende Frau sofort nach. Doch Entwarnung – es gibt am Sonntag Nachschub.

Im Vergleich zur Nacht zuvor ist der Sonntagmittag recht ruhig. Einzelne Gruppen ziehen auf der Suche nach Mittagessen durch die Gassen. Was darf es denn sein? Kürbisgulasch von der Familie Möbius/Leßmann? Oder doch Lachs und Garnelenspieße am Haus von Kappus-Kapetanovic? Dort wartet auch ein duftender Topf, randvoll mit Paella. Etwas besonderes gibt es auch beim Asylkreis – hier wird orientalisch gekocht. Dabei sind ehrenamtliche Helfer und Flüchtlinge dabei. Schließlich leben auch sie in den Holdergassen. „Uns war es wichtig, mit dabei zu sein“, erklärt Carolin deMattia.

Dem guten Zweck hat sich auch Unicef verschrieben. Das lokale Helferteam stellt wieder ein buntes Kinderprogramm. Auf einem Flohmarkt lassen sich außerdem noch kleine Schätze entdecken – das Geld geht natürlich an den guten Zweck. Und auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Feuerwehr sind vor Ort. „Im Großen und Ganzen ist es bis jetzt ruhig verlaufen“, so Esther Maier vom DRK.

Und während anderswo noch gespeist oder gebummelt wird, laufen auf der Bühne am Haus der Familie Keller schon wieder die Vorbereitungen für die nächste Band. „Am Samstag ist lange geschwoft worden“, so Kai Keller. Sommernächte eben.