Die Gemälde sind in einem schwierigen Lebensabschnitt von Michael Schuster entstanden. Foto: avanti

Michael Schuster hat seinen „Bilderzyklus zur Passionszeit“ ausgestellt.

Marbach - Betritt man das helle Gebäude der "evangelisch-methodistischen Kirche, wirken die Gemälde im Eingangsbereich wie ein Kontrastprogramm. Überwiegend Grautöne, wässrig ausgedünnte Farbe, abstrakte Malweise, vereinzelt figürliche Bildmotive. Oft sieht man ein oder mehrere dunkle Kreuze, dazu Menschen als Streichholzfiguren oder in Strichen gezeichnet. Auf den Malereien stehen teils Notizen, etwa „Selber schuld“ oder „Jetzt lass Dich nicht so runterdrücken“. Etwas bedrückend wirken die Werke schon.

Zumal die meisten nicht gerahmt sind und der Malgrund oft eingedellt und ab und zu ausgefranst ist. „Sie sind absichtlich so“, führt Künstler Michael Schuster während seiner Rede am Donnerstag aus. Weiter erzählt er auf der Vernissage, dass die Bilderreihe aus dem Rahmen seines Künstlerdaseins falle. Normalerweise entstünden die Gemälde aufgrund einer Idee. Üblicherweise benutze er hochwertige Materialien und wenn es darum ginge die Bilder ins rechte Licht zu rücken, sei er pedantisch.

Den Grund für die Andersartigkeit erfahren die Gäste nach Pianoklängen von Susanne Schaupp. „Schon bei meiner Einführung vor eineinhalb Jahren, haben wir über eine Ausstellung gesprochen“, erklärt Pastorin Stefanie Reiner. Der Untertitel, „Eine Auseinandersetzung“, passe in die Passionszeit, zu der es oft etwas stiller und besinnlicher werde. „Die Bilder sind nie für eine Ausstellung vorgesehen gewesen“, so Schuster zur Entstehungsgeschichte.

Schusters Leben vor 23 Jahren sei voller Fragen und Unzufriedenheit gewesen: „Die Wut musste raus.“ Daher habe er im Atelier nach vorhandenem Karton, Papier oder sonstigem Maluntergrund gegriffen und habe mit den nächstbesten Farben spontan Formen, sowie Texte und Wörter aufs Papier laufen lassen. Zwischen Juni und September 1995 sind so 27 Gemälde unterschiedlicher Größe entstanden. Anschließend habe er sie für 22 Jahre auf einem Dachboden verbannt.

„2007 sind Fotografien der Gemälde aufgetaucht“, die der Marbacher Künstler zunächst „Sterbebilder“ genannt habe. Erst dadurch seien ihm die Werke wieder ins Bewusstsein gerückt. Es dauerte noch acht Jahre bis sie erstmals unter neuem Titel der Öffentlichkeit gezeigt werden. „Die 17 ersten zeigen den hoffnungslosen Part“, so Schuster. Nachdem diese vollendet worden seien, habe sich sein Leben positiv verändert. Das spiegelt sich in der Ausstellung in der Erlöserkirche wieder.

Geht man hinauf ins obere Stockwerk, nimmt man die Entwicklung deutlich wahr. Zunehmend kommt warme Farbe ins Spiel und positiver anmutende Gestaltungselemente. „Die Bilder werden so wie sie damals entstanden sind präsentiert, damit sie die damaligen Stimmungen spiegeln“, betont Michael Schuster.