Die Gartenschau soll teils auf Benninger, teils auf Marbacher Gemarkung über die Bühne gehen. Foto: Archiv (Sandra Brock)

Stadt gibt mit Benningen eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Doch die Fraktionen stellen auch Bedingungen an das Projekt.

Marbach - Der Benninger Gemeinderat hatte Anfang der Woche vorgelegt, die Kollegen in Marbach am Donnerstag nachgezogen: Beide Gremien gaben grünes Licht dafür, die Planungen für eine gemeinsame kleine Landesgartenschau weiter voranzutreiben und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Zudem waren sich die Bürgervertreter einig, sich für eine Ausrichtung zwischen 2031 und 2035 zu bewerben. Möglich wäre auch gewesen, den Hut für die Jahre 2026 bis 2030 in den Ring zu werfen. Doch angesichts der anstehenden Großvorhaben wie der Umgestaltung des Pfundhauses oder der Sanierung der Marktstraße befürchtete man in Marbach, sich zu früh zu viel aufzuhalsen.

Gegen die Machbarkeitsstudie sprach sich lediglich Hendrik Lüdke von Puls aus. Heinz Reichert von der SPD enthielt sich seiner Stimme, der Rest der Runde brach eine Lanze für die Gartenschau – wenn auch jede Fraktion klarmachte, dass sie nicht zu allem Ja und Amen sagen wird, sondern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen.

Jochen Biesinger von der CDU hob darauf ab, dass einst im Leitbild der Stadt der Wunsch formuliert worden sei, den Neckar erlebbarer zu machen. Außerdem habe man sich schon damals Gedanken gemacht, wie die öffentlichen Einrichtungen sowie der Park auf der Schillerhöhe auf einer Achse bis zum Lauerbäumle gestaltet werden könnten. „Die Bewerbung für die Gartenschau dient der Umsetzung dieser Ziele“, betonte er und spielte damit darauf an, dass die ersten Ideen einen Wasserpark am Neckar sowie einen Literaturpark auf der Schillerhöhe vorsehen (wir berichteten). „Eine Teilnahme an einer Gartenschau ist eine Investition in die Gestaltung der Naherholungsräume unserer Stadt“, sagte Biesinger. Er machte allerdings klar, dass die vorhandene Infrastruktur integriert werden müsse. Der Betrieb der Ruderer und Kanuten dürfe beispielsweise nicht lahmgelegt werden – was auch der Bürgermeister Jan Trost so sieht, der eine frühzeitige Einbindung der Vereine in Aussicht stellte.

In eine ähnliche Kerbe schlug Hans Martin Gündner von den Sozialdemokraten. „Die SPD steht dem Unternehmen mehrheitlich sehr positiv gegenüber“, stellte er fest. Es eröffne sich „eine ganze Welt von Chancen für beide Kommunen“. Undenkbar sei für die SPD jedoch, das Gelände einzuzäunen. Das schrecke ab und sei teuer. Ferner müssten die Interessen der Vereine berücksichtigt werden. Aber auch die Kleingärten auf Benninger Seite dürften nicht unsensibel geopfert werden. „Parkplätze auf Wiesen und Äckern sind für uns nicht vorstellbar“, ergänzte er. Der Fokus müsse auf dem ÖPNV liegen.

Sebastian Engelmann von den Grünen forderte, dass die Studie Aussagen zum ökologischen Mehrwert der Schau liefert. „Denn den muss sie haben“, betonte er. Wichtig sei neben dem Einbinden der betroffenen Vereine zudem, den Rat von fachkundiger Seite wie Nabu und BUND einzuholen.

Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern machte auf die wirtschaftlichen Vorteile aufmerksam, die ein solches Event mit sich bringe. Die Vorhaben, die ohnehin auf der Agenda stünden, könnten schneller und mit Subventionen umgesetzt, die Lebens- und Wohnqualität angehoben werden. Zugleich müsse die Frage nach den Risiken gestellt werden. Wie viel man investieren muss, sei schwer abzuschätzen. Genauso wenig lasse sich verlässlich sagen, welcher Personalaufwand damit verbunden ist. „Eine Machbarkeitsstudie, die alle Chancen, aber auch Risiken offenlegt, ist für uns eine Grundvoraussetzung für eine eventuelle Bewerbung und weitere Planungsschritte“, erklärte Michael Herzog.

Hendrik Lüdke konstatierte hingegen, dass finanzielle Mittel und Personal gebunden würden. „Da könnte es angebrachter sein, in den sozialen Wohnungsbau zu investieren.“ Dazu würden für die Gartenschau Parkplätze angelegt, die man später kaum zurückbaue. Das ziehe ein Mehr an Verkehr an. Außerdem erwarte er von der Studie leider keine Erkenntnisse dazu, welche Sogwirkung das Projekt auf Marbach als Wohnort hat. Dabei werde der ohnehin knappe Wohnraum noch rarer und damit teurer, wenn die Schau Zuzüge zur Folge habe. So oder so forderte Lüdke aber, dass das endgültige Votum nicht vom Gemeinderat, sondern von allen Einwohnern per Bürgerentscheid getroffen werden sollte.

Heinz Reichert (SPD) bezweifelte, dass die Bürger im Detail so über das Thema aufgeklärt werden können, dass sie darüber befinden können. Er selbst zeigte sich unentschlossen. „Ich tue mich schwer. Das Ganze ist ein unkalkulierbares Risiko, auch wenn die Studie das verringert“, sagte er. Und die anvisierten Flächen in Benningen befänden sich in privater Hand. „Die Eigentümer wollen die Stückle nicht hergeben. Und wenn Benningen aussteigt, können wir unsere Gartenschau auch vergessen.“