Für die Gruppe sind die Erfahrungen im Studio ein einmaliges Erlebnis gewesen. Das Ergebnis werden sie zugeschickt bekommen. Foto: Jörg Cronauer

Beim SWR hat die Schüler Big Band des Friedrich-Schiller-Gymnasiums gezeigt, was sie kann.

Marbach - Die FSG-Big Band hat uns beim heutigen live@school Workshop schwer beeindruckt. Das Ergebnis kann sich hören lassen!“ Das ist ein Facebook-Eintrag vom 8. Februar. Nicht von irgendwem, sondern von der SWR Big Band. Die erfolgreiche Formation wurde immerhin vier Mal für den Musikpreis Grammy nominiert. Zum Statement sind Fotos gepostet. Darauf zu sehen ist ein Marbacher Schüler mit E-Bass sowie die singende Madita. Von ihr gibt es dazu einen Solomitschnitt zu hören. Auf den Gruppenaufnahmen sieht man neben 37 jugendlichen Musikern mit ihrem Dirigenten Jörg Cronauer, die Betreuer des Projekts, Klaus-Peter Schöpfer, Gitarrist der SWR-Bigband, sowie Toningenieur Volker Neumann.

„Schon ein paar Mal haben wir uns um einen Konzert-Workshop bestehend aus vier Schulen beworben“, erklärte Cronauer nach dem Aufnahmetag die Entstehungsgeschichte. Das habe nicht geklappt, dafür sei der Schülerband ein Tonstudio-Workshop angeboten worden. Zu dieser fantastischen Chance brach die Gruppe dann an einem Donnerstagmorgen nach Stuttgart auf. „Das ist ein Studio, wo schon Größen der Musikbranche ihre Aufnahmen gemacht haben“, erklärte Cronauer die Vorab-Faszination. Im Gebäude des SWR betraten sie einen hohen, mit Mikros verkabelten Raum, der den Schriftzug „SWR Big Band“ an der Wand trägt. Die erste Herausforderung für die SWR-Crew gab es gleich zu Anfang. Denn die Profiband musiziert dort mit 17 Mann, also mit nicht mal der Hälfte der Ankömmlinge. „Wow, so viele Saxophone in einer Band!“, stellten die Profis fest. Aber die Vielzahl an jungen Musiker unterzubringen, war für die Fachleute kein Problem. Vom expliziten Arbeiten waren die Gäste von Anfang an begeistert.

Der Klang im Raum sei perfekt gewesen, erklärte Cronauer. Auch die optimale Verteilung der Spieler sei genau abgestimmt worden. Teilweise wurden Musiker durch mobile Schallwände abgeschirmt. So auch Schlagzeuger Philipp, der erklärte: „Erst mal hieß es, alle Instrumente einrichten.“ Madita stand indes isoliert in einem separaten Raum vor einem Mikrophon. Über Kopfhörer akustisch verbunden und durch eine Glasscheibe sichtbar. Toningenieur Volker hielt so, an einem gigantischen Mischpult sitzend, Sichtkontakt mit der Gruppe und gab gegebenenfalls Order über Lautsprecher. „Jeder musste sein Instrument anspielen“, beschrieb Tenorsaxophonist Jonas den Soundcheck. „Lasst mal hören, wie ihr euch zusammen anhört“, habe Klaus-Peter Schöpfer die jungen Musiker zum offiziellen Auftakt aufgefordert. „Sie haben total sauber gespielt“, erklärte Cronauer begeistert. Überhaupt hätten alle die gesamte Zeit über konzentriert und diszipliniert mitgemacht. „Wir wollten alles richtig machen“, erinnert sich Trompeter Max an den besonderen Moment.

Nach dem ersten gelungenen Song, begann die Modulation des Sounds. Wieder und wieder spielten einzelne Musiker, dann kleine Gruppen oder auch die gesamte Band Ausschnitte von insgesamt fünf Stücken. Mit Klaus-Peter Schöpfers Anweisungen wurde so der Charakter der Musik nach und nach geschliffen. „Er hat uns echt motiviert“, fand Lisette, die mit ihrem Tenorsaxophon dabei war. Schöpfers Begeisterung für die Sache, habe man gespürt. Das respektvolle Miteinander habe ein Wir-Gefühl erzeugt, meinte ein anderer Teilnehmer. Laut Cronauer, habe Schöpfer die Schülerband gelobt, dass sie seine Anleitung kompetent umgesetzt hätten.

Ein Erfolg, der nicht zuletzt auf regelmäßigem Üben gründet. Und dem Einfühlungsvermögen Cronauers, den Verband aus Schülern unterschiedlichster Ensemblespielpraxis in Einklang zu bringen. „Es war toll“, strahlte die zwölfjährige Beatrice nach dem Erlebnis. Sie spielt mit ihrem Tenorsaxophon erst seit einem halben Jahr mit. Das Altersspektrum der Big Band reicht bis 21 Jahre, wobei die älteren Musiker ehemalige Schüler sind. „Es ist schon erstaunlich, was da rauskam“, resümierte Trompeter Max nach dem Studiotag. Die Schüler fanden es auch toll, wie die Tonmannschaft routiniert Aufnahmesequenzen immer fix und exakt gemischt habe. Fünf Stunden intensives Musizieren waren wohl auch ein Kraftakt. „Einer ist auf der Rückreise in der S-Bahn sogar eingeschlafen“, erklärte E-Gitarrist Ben. Das Gesamtergebnis konnte die Band an diesem Donnerstag noch nicht mit nach Hause nehmen. Spannend bleibt das Erlebnis mit den Profis auch deshalb, weil weitere Begegnungen geplant sind. „Die SWR Big Band wird ein paar Mal mit den Schülern proben“, verriet Cronauer. Ziel ist ein gemeinsames Konzert in diesem Jahr in Marbach. Wann und wo steht noch nicht genau fest, aber die Freude darauf können die jungen Musiker jetzt schon genießen.