Ekkehard Graf liest viel und gern, bevorzugt im Buch der Bücher. Foto: Oliver von Schaewen

Ekkehard Graf hat seinen Dienst begonnen. Er will zudem in die Feuerwehr eintreten.

Marbach - Ekkehard Graf ist erst seit wenigen Tagen im Dienst. Der neue Dekan im Evangelischen Kirchenbezirk Marbach mit seinen rund 37 000 Christen betritt nach 19 Jahren als Pfarrer in Owen Neuland. Das wird ihm auch ganz praktisch bewusst: „Meine Frau und ich mussten uns in Marbach erst orientieren: Wo kaufen wir ein? Wo ist der nächste Briefkasten?“ Mittlerweile jedoch findet sich der 51-Jährige zurecht: „Marbach hat zwei tolle Eiscafés“, sagt er und schmunzelt.

Ein weltfremder Asket scheint Ekkehard Graf nicht zu sein. Denn auf die Frage, was er bei seinem Umzug loslassen konnte und was er mitnahm, kommt er auf seine kleine Sammlung alter VHS-Kassetten zu sprechen. „Die habe ich alle wegegeben – und mir die Filme als DVD bestellt.“ Und auf was steht der neue Chef aller Pfarrer von Marbach bis Abstatt? „Action-Filme“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Und apropos: James Bond steht in diesem Genre für den promovierten Theologen an erster Stelle: „Der ist smart, souverän – und mit einem absoluten Rettungswillen ausgestattet.“ Mit Daniel Craig als Darsteller hat es Graf aber nicht so. „Bond ist mir in den neuen Drehbüchern zu zerrissen und brutal gezeichnet.“ Da haben die softeren Pierce Brosnan und Roger Moore schon mehr Chancen beim Dekan, der auch in Marbach geschäftsführender Pfarrer sein und dort in Gottesdiensten regelmäßig predigen wird.

Vielleicht wird Ekkehard Graf dann auch mal auf Donald Duck und Onkel Dagobert zu sprechen kommen. Denn der bekennende Comic-Fan sieht nicht nur in der Romanfigur James Bond jesuanische Züge, sondern auch in den Walt-Disney-Geschichten, die in handlichen Einbänden dort stehen, wo Grafs Vorgänger Heinz-Werner Neudorfer im Dienstbüro neutestamentliche Schriften stehen hatte. „Dagobert muss sich immer wieder zeigen lassen, dass sein vieles Geld ihn nicht glücklich machen kann – und Donald ist der geborene Pechvogel, kämpft aber um sein Glück und hat Erfolg.“

Die Zeit von der Ernennung bis zum Umzug nach Marbach war von viel Arbeit geprägt, erzählt Ekkehard Graf. „Ich wolle nicht, dass der Gemeinde durch meinen Wechsel etwas abhanden kommt“, sagt er und räumt ein, dass ihn diese Phase ziemlich erschöpft habe. Belohnt worden sei er durch einen ergreifenden Abschied in der Owener Kirchengemeinde.

Nach dem Umzug im August habe er drei Wochen lang Kraft im Bayerischen Wald schöpfen können, freut sich Graf. Was er sich in Marbach vornimmt? „Ich freue mich sehr auf die Doppelaufgabe als Gemeindepfarrer und Dekan – und ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Kirchengemeinden und die Pfarrer darin gestärkt werden, Gottes Liebe in unserer Zeit spürbar werden zu lassen.“

Ein wichtiger Punkt ist der Pfarrplan  2024 mit der Kürzung weiterer Pfarrstellen. „Mir ist wichtig, wie die kirchliche Zukunft vor Ort gestaltet werden kann“, sagt Ekkehard Graf. Dabei gebe es kein Patentrezept, sondern jeweils maßgeschneiderte Lösungen, die die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigten.

Der neue Dekan will kein Theoretiker bleiben. „Ich engagiere mich ehrenamtlich in der Freiwilligen Feuerwehr in Marbach“, kündigt Graf an. Kirche müsse immer nah bei den Menschen sein, so wie Jesus es auch praktiziert habe. Er wolle gemeinsam mit den Kameraden für Menschen in der Not da sein. Trotz allen Einsatzes vertraue er auf das Wirken des Heiligen Geistes. „In allem wünsche ich uns eine gute Portion Gottvertrauen und Gelassenheit, denn letztlich bleibt Jesus der Herr der Kirche.“