Die Marbacher Stadthalle ist gut gefüllt gewesen. Neben Landrat Rainer Haas Karin Götz, die Leiterin der Lokalredaktion der Marbacher Zeitung (Zweite von rechts), hat Kursleiterin Doris Cornely (links), Kursteilnehmer Helmut Grell sowie Andrea Weißhaar, die örtliche VHS-Vertreterin aus Freiberg, interviewt. Foto: Karsten Schmalz

In der Marbacher Stadthalle haben mehr als 500 Gäste den Geburtstag der Bildungseinrichtung mit einem feierlichen Festakt gewürdigt.

Marbach

Origami, Porträtmalerei, exotische Sprachen oder Sport – es gibt fast nichts, was die Schiller-Volkshochschule Kreis Ludwigsburg nicht in ihrem Kursprogramm anbietet, von Loriots Jodeldiplom einmal abgesehen. Auszüge des umfangreichen Angebots wurden am Mittwochabend rund um die Marbacher Stadthalle präsentiert. Galt es doch, den 70. Geburtstag der Weiterbildungseinrichtung für Alt und Jung gebührend zu feiern. Über 500 Gäste waren deshalb gekommen.

Die Gründung der Volkshochschule im Jahr 1946 sei auf eine Initiative der amerikanischen Besatzung zurückzuführen, erklärte der heutige Leiter Jürgen Schmiedel. „Sie sagten, die Deutschen hätten einen Nachholbedarf in Sachen Demokratie.“ Und so ist es nicht verwunderlich, dass der spätere Bundespräsident Theodor Heuss einer der ersten Vortragenden an der Schiller-Volkshochschule war. Sein Thema lautete damals: „Schwaben und der deutsche Geist.“

Landrat Rainer Haas betonte, es sei nicht selbstverständlich, eine solch leistungsfähige Volkshochschule zu haben. Nach bescheidenen Anfängen – zunächst wurden Kurse nur in Ludwigsburg, Bietigheim, Kornwestheim und Marbach angeboten – ist die Schiller-VHS inzwischen in 36 von 39 Städten und Gemeinden des Landkreises vertreten. Mehr als 40 000 Teilnehmer, über 50 000 Unterrichtseinheiten und mehr als 3500 Kurse mit gut 600 Dozentinnen und Dozenten – da blieb für Haas nur die Schlussfolgerung: „Die VHS ist auch in Zukunft hervorragend aufgestellt.“ Auch bei der Integration von Flüchtlingen spiele sie mit ihrem Kursangebot „Deutsch als Fremdsprache“ eine wichtige Rolle. Das betonte auch Hermann Huba, Direktor des VHS-Verbands Baden-Württemberg. Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost, der viele seiner Kollegen aus dem Umland begrüßen konnte, verwies auf die Bedeutung des lebenslangen Lernens für eine erfolgreiche Zukunft und lobte: „Ihr Wirken hat unsere Stadt und den Landkreis bereichert.“ Das gemeinsame Lernen im Kreise Gleichgesinnter sei das Besondere an der VHS, unterstrich Jürgen Schmiedel und versprach: „Wir werden auch weiterhin am Ball bleiben.“

Davon konnten sich die Besucher selber ein Bild machen. Im Park wurden zahlreiche Mitmachaktionen angeboten. Man konnte mit Hyun-Sook Zimmermann koreanisch trommeln, mit Georg Seeberger Qi Gong oder mit Gudrun Wilhelm die „Fünf Esslinger“ üben. „Aber ihr seid doch schon acht“, witzelte ein vorübergehender Besucher, als er zum Mitmachen eingeladen wurde. Interessiertes Publikum fanden auch Michael Schüle und Henning Gienger bei ihren Fechtvorführungen mit dem Schwert. Was martialisch klingen mag, sei in Wirklichkeit „das kompakteste Fitnessstudio der Welt“ und diene zudem der Schulung von Charakter und Persönlichkeit, sagte Schüle. Auch Schiller und Goethe hätten regelmäßig gefochten.

Im Zelt hinter der Stadthalle konnten sich die Besucher informieren, wie man aus Perlen Schmuck häkelt – „Luftmaschen, Kettmaschen und feste Maschen reichen aus“, sagte Olga Haserodt – oder dass man 3-D-Drucker wunderbar dazu nutzen kann, nicht mehr auftreibbare Ersatzteile, beispielsweise für den Staubsauger, zu fertigen, wie Andreas Schlenker verriet. Auch auf der Bühne gab es abwechslungsreiche Vorführungen von Line Dance bis zum Tai Chi mit Kwok-Wah Chan, das die Gäste schon beim Zuschauen entspannen ließ.