Die alte Fabrik wird abgerissen und weicht einem Neubau. Foto: Oliver von Schaewen

Einstimmig hat der Marbacher Gemeinderat der Firma EgeTrans den Zuschlag für einen Neubau in der Nähe des Neckarufers gegeben. Das Areal liegt an der L 1100.

Marbach - Die große Überraschung blieb aus. Es lief alles nach Plan – zumindest nach Plan der Verwaltung. Das Grundstück der ehemaligen Lederfabrik Ernst & Meissner an der Ludwigsburger Straße 70 wird von der Marbacher Firma EgeTrans bebaut. Das Unternehmen, das wie Bürgermeister Jan Trost in der Sitzung am Donnerstag betonte, für das Renommee der Stadt wichtig sei, will auf dem Grundstück ein Verwaltungsgebäude erstellen, in dem rund 100 Mitarbeiter ihren Schreibtisch haben werden. Was die verkehrliche Erschließung angeht, soll eine Links-Abbiegespur eingerichtet werden. Außerdem steht der Umbau des dreiarmigen Knotenpunktes auf der Landesstraße 1100/Eichgraben in einen vierarmigen an. Eine Signalanlage, die Radfahrern und Fußgängern eine sichere Querung der Landesstraße bietet, eingeschlossen. Die Kosten für den Umbau wird der künftige Eigentümer des Grundstücks, also EgeTrans, tragen. Für die Umnutzung des Hubl-Areals wird von der Verwaltung ein Bebauungsplan-Vorentwurf vorbereitet.

Vielen der rund 30 Zuhörer der Gemeinderatssitzung, die im Feuerwehrgerätehaus Rielingshausen stattfand, war die Enttäuschung anzumerken. Sie hatten bis zum Schluss für den Vorschlag der Planungsgruppe 4fH gekämpft. Das Marbacher Trio um Mark Scheuerle wollte auf der Gesamtfläche von rund 9500 Quadratmeter, also nicht nur auf dem Grundstück Ludwigsburger Straße 70, sondern auch auf dem benachbarten Grundstück 74, insgesamt 46 Wohneinheiten, Gewerbefläche und verschiedene soziale Quartiersflächen (Gastronomie, Kindertagesstätte, Einzelhandel) erstellen. Im Februar war die Gruppe mit ihrem Konzept bei der Verwaltung vorstellig geworden. Ein Konzept, das Charme, aber eben auch Schwachpunkte besitze, erklärte Jan Trost. Lob und Dank gab es für die Gruppe 4fH auch von allen Fraktionen. Schließlich sei durch ihr Engagement noch einmal Bewegung in die Überlegungen gekommen, waren sich die Räte einig. Dennoch sprachen sich am Ende alle unisono für einen Grundsatzbeschluss pro EgeTrans aus.

Die Ansiedlung der Firma EgeTrans sei noch am ehesten vertretbar, erklärte CDU-Chef Walter Bogner. Das Hubl-Areal liege in einem ökologisch sensiblen Gebiet. „Ohne die bisherige bauliche Nutzung würden wir dem Antrag nicht zustimmen.“ Eine Wohnbebauung, wie von 4fH vorgesehen, hätte das Gebiet noch mehr belastet, ist sich Bogner sicher.Zumal die Anbindung an die Kernstadt zu großen Problemen geführt hätte.

Auch die SPD zeigte sich mit den Plänen von EgeTrans „zufrieden“, so Ernst Morlock. „Es ist die beste Lösung.“ Was die von Bürgern kritisierte fehlende öffentliche Diskussion angeht, warb Morlock um Verständnis. Und verwies darauf, dass die unterschiedlichen Ideen nicht gleichzeitig auf dem Tisch gelegen hätten. Eine vom Gremium ursprünglich angedachte Renaturierung des Gebietes sei aus Kostengründen gescheitert, so Morlock. Daran hatte zuvor auch Grünen-Rat Hendrik Lüdke erinnert. „Aber auch eine grüne Fraktion darf sich nicht auf einen ökologischen Tunnelblick beschränken. Nachteilig an dieser Renaturierung wäre, dass wir keine sichere Ausfahrt vom Eichgraben, keine sichere Fuß- und Radwegquerung und auch keine Fuß- und Radweganbindung an den künftigen Radweg auf dem Bahngleis hätten ... aber dennoch so etwa 800 000 Euro Steuergelder in die Hand nehmen und ausgeben müssten.

Dass sich der Gemeinderat vor zweieinhalb Jahren auf Vorschlag der Verwaltung für die heiß umstrittene Alternative „autoaffine Nutzung“ ausgesprochen habe, sei aus Mangel an Kreativität geschehen. Über die Alternative der Gruppe 4fH sei man froh gewesen. Nun aber habe sich eine dritte Alternative eröffnet. „ Der Technologiepark ist ausgereizt, andere Möglichkeiten haben wir in Marbach nicht, der Firma EgeTrans eine Erweiterung anzubieten.“ Wer wisse, dass Marbach im Verhältnis zur Einwohnerzahl nur wenig Arbeitsplätze habe, der müsse anstreben, die Firma zu halten. „Das ist nicht unbedeutend für den Wirtschaftsstandort Marbach. Auch auf die Gewerbesteuer würden wir nur ungern verzichten.“ Allerdings, so der Antrag der Grünen, der auch eine Mehrheit fand, sollte bei der Planung geprüft werden, ob ein Kreisverkehr möglich ist.Der wäre vorteilhaft für den Verkehrsfluss und besser als eine Ampellösung, sind sich die Grünen sicher. CDU-Rat Jochen Biesinger hat da allerdings so seine Zweifel. Denn Letztere könnte beispielsweise nachts abgeschaltet werden. „Ich weiß nicht, ob wir den Bewohnern vom Eichgraben hinsichtlich der Lärmbelästigung da was Gutes tun“, gab er zu Bedenken. Er bat die Verwaltung, bei der Prüfung eines Kreisels den Lärmschutz mit im Blick zu haben.

Auch die Freien Wähler sprachen sich für die Ansiedlung von EgeTrans aus. Gleichwohl sei man nicht ganz glücklich gewesen, über die „Stufen, in denen die Informationen an uns herangetragen worden sind“, erklärte Martin Mistele. „Aber das Vorhaben von EgeTrans passt dort unten vorzüglich.“