Die Lautsprecher an den Gleisen des Marbacher Bahnhofs stören tagsüber niemanden, aber nachts. Foto: Oliver von Schaewen

Bahnhof-Lautsprecher sind falsch programmiert worden. Anwohner klagen daher über gestörte Nachtruhe.

Marbach - Bereits Anfang Juli hatte es am Marbacher Bahnhof Probleme gegeben (wir berichteten). Anwohner fühlten sich in der Nachtruhe gestört, weil Nachtstromaggregate von S-Bahnen liefen. Die Deutsche Bahn AG zeigte daraufhin Verständnis und verlegte den Standort um 80 Meter weiter in Richtung Backnang. Seitdem konnten die Nachbarn am Kirchenweinberg wieder ruhig schlafen.

Der Frieden hielt jedoch nur einige Wochen. Vor wenigen Tagen rissen Lautsprecherdurchsagen Dagmar Thiel aus dem Schlaf. „Es war wie Folter – alle zehn Minuten, die ganze Nacht hindurch.“ Für die Arzthelferin, die in einer Dialyse-Praxis arbeitet und täglich um halb vier aufsteht, war dies äußerst unangenehm. Nachdem sie der Deutschen Bahn AG, wie zuvor bei solchen Fällen mit dem Unternehmen vereinbart, ihre Beschwerde zukommen ließ, habe sich der Konzern schriftlich entschuldigt. Mitarbeiter hätten die Durchsagen falsch programmiert, weshalb sie die ganze Nacht durchliefen.

Den inzwischen behobenen Fehler hat Anfang der Woche ein Bahn-Sprecher eingeräumt. „Beim Einstellen am Computer ist offenbar das Häkle für den automatischen Durchlauf falsch gesetzt worden.“ Die Lautsprecher-Durchsagen seien nur bis zum Fahren der letzten S-Bahnen gegen Mitternacht notwendig. Ein entgleister Güterwaggon hatte die Strecke Marbach-Backnang bei Kirchberg beschädigt (wir berichteten). Die Reparaturen werden laut Bahn-Sprecher noch bis Ende der ersten Septemberwoche dauern. So lange müssten sich die Thiels gedulden. Denn die Bahn halte die Durchsagen bis zum Ende der abendlichen S-Bahn-Fahrten für notwendig, da schriftliche Hinweise allein nicht ausreichten, so der Sprecher. Schließlich handele es sich bei den ausfallenden S-Bahnen um einen gravierenden Eingriff in den Bahnfahrplan.

Für Dagmar Thiel ein schwacher Trost. „Morgens stehen die Leute wie blöd am Bahnhof und bekommen keine Durchsagen, wenn eine S-Bahn ausfällt.“ Abends hingegen seien kaum Fahrgäste unterwegs.

Die Lautsprecherdurchsagen sind aber nicht die einzige Ruhestörung, über die sich Dagmar Thiel und ihr Mann Joachim aufregen. In der Nacht zum 8. August und in den beiden Nächten zum 11. und 12. August liefen Stromaggregate an S-Bahnen, die wieder direkt vorne am Bahnhof abgestellt worden waren. „Man hat das Gefühl die S-Bahn steht bei uns in der Wohnung“, schreiben die Thiels in einer Beschwerdemail, die auch unserer Zeitung vorliegt.

Die Erklärung dafür liefert der Bahn-Sprecher. „Leider kommt es vor, dass immer mal wieder ein Lokführer einen neuen Standort vergisst.“ Das sei in der Nacht zum 8. August passiert, „da können wir nur sorry sagen“. Der Bahn-Sprecher kündigte an, die Lokomotivführer noch einmal auf das Problem hinzuweisen: „Irgendwann hat es hoffentlich der Letzte verstanden.“

Die Störungen in den beiden Nächten am 11. und 12. August seien aber auch Folgen des Bahnunfalls. „Wir müssen jetzt wieder nachts S-Bahnen in Marbach abstellen“, sagt der DB-Sprecher. Deshalb stehe die betreffende S-Bahn wieder 80  Meter weiter vorne. Dieser Umstand werde nach den Reparaturen bei Burgstall beendet, kündigte der Sprecher an.

Bleibt das Problem der Stromaggregate. Dagmar Thiel möchte wissen, warum die Maschinen durchgängig so laut laufen müssen. „Ich kann doch auch bei meinem Auto nicht die ganze Nacht den Motor laufen lassen.“ Ein Zustand, den der Marbacher Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling ebenfalls auf den Plan gerufen hat. Er fragte in einer E-Mail vom 13. August bei der Bahn nach den Gründen.

Die Antwort will der Bahn-Sprecher nicht schuldig bleiben. „Wird ein Zug abgestellt, ist er im Schlummermodus.“ Die Aggregate seien dann auf einem relativ niedrigen Level eingeschaltet, damit der Zug sich selbst computergesteuert kontrollieren könne. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass der Computer – wie schon einmal passiert – im falschen Modus stehe oder aufgrund von Defekten in den Vollmodus umschalte. Der Sprecher ermutigt die Thiels, dann beim Bahnhofsmanagement in Stuttgart anzurufen.