Magdalena Bleiziffer liebt ihren Job. Sie würde diese Berufswahl jederzeit wieder treffen, sagt die Lkw-Fahrerin. Foto: Werner Kuhnle

Magdalena Bleiziffer wird bei der Fahrt durch Marbach schon mal mit einer La-Ola-Welle begrüßt.

Marbach - Beim Blick auf den lilafarbenen40-Tonner fühlt man sich ganz klein. Vier Meter hoch und gut16 Meter lang, nötigt er Respekt ab. Für Magdalena Bleiziffer ist der Lkw aber einfach ein ganz normaler Arbeitsplatz. Geübt klettert sie die steilen Stufen zum Führerhaus nach oben, startet den Motor und fährt los. Fünfmal täglich führt ihre Tour sie vom alten Kraftwerksgelände am Neckarufer ins Affalterbacher Industriegebiet und wieder zurück. „Ich glaube, inzwischen kennt mich in Marbach und Affalterbach jeder“, lacht die sympathische Blondine.

Auf alle Fälle hat sie in den zwei Jahren, die sie für den Logistiker Müller fährt, viele Fans gewonnen. Einige davon genießen gerne die Sommerabende beim Restaurant „Am Kachelofen“. Wenn Magdalena Bleiziffer in ihrer Spätschicht dort vorbeirollt, wird sie schon mal mit einer La-Ola-Welle begrüßt, mit anerkennenden Pfiffen oder lauten „Magdalena“-Rufen. Denn ihr Vorname steht auf einem Schild hinter der Windschutzscheibe, direkt neben einer Plüschmaus. Auch von anderen Menschen erntet sie oft Bewunderung dafür, wie souverän sie den Riesen durch die engen Straßen lenkt. Dann entgegnet sie: „Ich mache doch bloß meine Arbeit.“ Und die sei, so betont sie, viel einfacher als früher, wo man noch sechzehn Gänge mit Zwischengas schalten musste. „Inzwischen ist das Fahren Luxus,“ findet sie.

Dennoch ist es ein harter Job, der Präzision und Zupacken erfordert. Geschickt und millimetergenau steuert sie ihr Fahrzeug rückwärts in eine Hofeinfahrt, löst die Verbindungen zwischen Zugmaschine und Auflieger, fährt ein Stück vor, dann wieder zurück und koppelt einen anderen, bereits fertig beladenen Trailer an. Schwerer noch ist es, wenn der Auflieger nicht nur getauscht, sondern neu beladen wird. Dann müssen die seitliche Plane und die Latten darunter komplett entfernt und wieder angebracht werden.

Wie ist es, als Frau in einer Männerdomäne zu arbeiten? „Ich habe viele Vorteile“, sagt Magdalena Bleiziffer. „Beim Laden oder Abladen komme ich meistens als erste dran, und wenn es einmal ein Problem gibt, ist immer jemand da, der mir hilft.“ Auch bei ihrem Arbeitgeber fühlt sie sich pudelwohl. Und sie genießt es, jeden Abend zu Hause zu sein.

Das war nicht immer so. Früher ist sie Fernstrecken gefahren, war in Südeuropa, in England und in Skandinavien. Angst hatte sie nie, auch nicht beim Übernachten auf den Rastplätzen. „Ich durfte immer in der Nähe der Zapfsäulen parken,“ erklärt sie. Und auch wenn ihr Brummi auf dem Weg nach Süden verladen wurde und sie die einzige Frau im Zugabteil war, hatte sie keine Schwierigkeiten: „Wenn wirklich mal einer zu aufdringlich wurde, hat mir immer jemand geholfen.“ Ganz am Anfang ihrer Fahrerlaufbahn ist ihr während des Abladens der Geldbeutel samt Papieren gestohlen worden. Und Paris konnte sie einmal nur dank der Lotsendienste der Polizei verlassen, weil die Straßen so eng waren. Ein andermal hatte sie sich aufs Navi verlassen und stand schließlich vor einem Campingplatz mit Schranke. „Da musste ich durch sämtliche Kurven rückwärts wieder raus.“ Das seien die Momente, in denen man seinen Job verfluche.

Trotzdem würde sie jederzeit wieder dieselbe Berufswahl treffen, sagt sie. Nicht nur, weil man dabei besser verdient als in den typischen Frauenjobs. „Lkw-Fahrer sind wie eine große Familie“, schwärmt sie.