Zwischen Torturm und Marktplatz soll es rundgehen. Foto: Archiv (avanti)

Die Vereine und Organisationen sprechen sich für eine Fortsetzung aus. Allerdings mit einem neuen Konzept: So sollen mehr Angebote für Familien unterbreitet werden. Was sich sonst ändern wird, erklärt Wolfgang Böhm vom Organisations-Team im Interview.

Marbach - Besucherschwund und Teilnehmerrückgang: Das Marbacher Bürgerfest hat schon bessere Zeiten gesehen. Immerhin ist der Fortbestand jetzt gesichert. Die Vereine und Gruppen haben sich bei einem Vorbereitungstreffen dafür ausgesprochen, die Veranstaltung auch 2017 zu stemmen. Zudem wurden Vorschläge präsentiert, wie das Event attraktiver werden könnte. Wolfgang Böhm vom Organisationsteam berichtet von den Plänen für die Zukunft.

Herr Böhm, bei dem Treffen der Vereine in der vergangenen Woche wurde die Zukunft des Bürgerfestes diskutiert. Zuerst die alles entscheidende Frage: Geht es weiter?
Entgegen allen Unkenrufen wird das Bürgerfest im kommenden Jahr wie geplant stattfinden. Bei der entscheidenden Abstimmung sprachen sich bis auf einen alle Teilnehmer der Vorbesprechung dafür aus. Allerdings waren wir uns einig, dass man nicht alles so weiterlaufen lassen kann wie bisher. Wir wollen dem Marbacher Bürgerfest ein neues Gesicht geben und am Konzept feilen. Wir sind jetzt an einem Tiefpunkt angelangt, was Beteiligung und Besucherinteresse betrifft. Der Tenor war deshalb, dass wir die Gelegenheit nutzen wollen, das Fest neu auszurichten.
In welche Richtung soll es denn mit der Veranstaltung gehen?
Das erste Bürgerfest fand 1972 anlässlich der 1000-jährigen erstmaligen urkundlichen Erwähnung der Stadt statt. Im gleichen Jahr wurde Rielingshausen eingemeindet. Zwei gewichtige Gründe, ein Fest für alle zu veranstalten. Wir wollen uns auf die Menschen aus Marbach, dem Bottwartal, Benningen, Freiberg und Ludwigsburg konzentrieren. Es soll besonders ein Fest für Familien werden. Letztere fühlen sich auf den großen Festen in Ludwigsburg oder Backnang nicht mehr richtig aufgehoben. Diese sind vielen von ihnen zu groß und unpersönlich. Hier wollen wir ansetzen. Dazu hilft uns auch der Markt der Töpfer, Künstler und Kunsthandwerker, der nächstes Jahr am gleichen Wochenende bereits zum 26. Mal stattfinden wird und überregionale Bedeutung hat.
Das hört sich gut an. Aber wie soll das konkret aussehen?
Einzelheiten werden erst im neuen Jahr feststehen. Es ist also zu früh, konkrete Aussagen zu treffen. Sicher kann ich sagen: Wir streben ein starkes Kulturprogramm an. Das soll auf dem Burgplatz und auf der Rathausbühne stattfinden. Wer will, kann sich also hier unterhalten lassen. Darüber hinaus möchten wir aber auch den Bereich dazwischen gestalten. Wir denken an Möglichkeiten, sich spielerisch oder sportlich zu betätigen. Wir können uns auch vorstellen, dass Kleinkünstler wie Jongleure, Feuerschlucker, Zauberer oder jemand mit einem anderen besonderen Talent auftreten. Da sind wir für Ideen noch offen.
Wer wird das koordinieren?
Das Gute ist, dass wir einzelne Leute haben, die sich in diesem Bereich intensiv einbringen wollen. Deshalb sind wir auch so zuversichtlich, dass tatsächlich etwas Schönes dabei herauskommt und wir dem Fest wieder Schwung verleihen können.
Das Programm für die Besucher ist das eine. Das andere sind die Teilnehmerzahlen. Wie wollen Sie wieder mehr Vereine zum Mitwirken bewegen?
Darüber haben wir natürlich auch nachgedacht. Die Zeiten sind vorbei, in denen sich die großen Zelte der Vereine in der Markstraße von oben nach unten aneinanderreihten. Wir wollen nun verstärkt auf Gruppen oder Abteilungen in den Vereinen zugehen. Der TV Marbach wird nächstes Jahr nicht mehr mit einem eigenen großen Zelt dabei sein. Das schließt aber nicht aus, dass sich einzelne Abteilungen sowie Sport- oder Freizeitgruppen der Vereine präsentieren können. Das gleiche gilt für Schulklassen, Kindergärten oder private Initiativen. Da könnten beispielsweise einzelne Klassen mit einem kleinen Stand mit von der Partie sein oder etwas vorführen. Das bringt auch Vielfalt und weckt stärker das Interesse der Besucher.
Sie hatten im Vorfeld auch angekündigt, etwas gegen die zunehmende Zerfaserung und die Lücken zwischen den Ständen unternehmen zu wollen.
Das ist richtig. In den letzten Jahren wirkte das Fest in die Länge gezogen. Das Problem wollen wir dadurch in den Griff bekommen, dass sich die Stände im Bereich zwischen dem Torturm und dem Marktplatz konzentrieren sollen. Dankenswerterweise kommt uns hierbei die katholische Kirchengemeinde entgegen, die ihren bisherigen Standort am unteren Ende der Marktstraße aufgeben würde, falls dies erforderlich würde. Wir würden dann zwar die berühmte Klostergasse verlieren, die katholische Kirchengemeinde hat aber zugesagt, dass sie sich etwas Neues überlegen wird. Andechser Bier soll es auf jeden Fall wieder beim Bürgerfest geben.
Rechnen Sie mit einer eher guten oder einer weiter abnehmenden Beteiligung?
Wenn man die Resonanz auf das Treffen in der vergangenen Woche als Maßstab nimmt, bin ich eigentlich optimistisch. Ich schätze, es waren rund 25 Vertreter von Vereinen und Gruppen dabei. Für die ersten Vorgespräche ist das sehr gut. Erfahrungsgemäß bleiben diejenigen, die von Anfang an Interesse bekunden, auch bei der Stange. So mancher, der die Diskussion, ob das Bürgerfest überhaupt stattfinden soll, zum Beispiel in Ihrer Zeitung mitbekommen hat, fühlt sich angeregt, sich bei der Vorbereitung und Durchführung des Festes einzubringen. Das haben erste Teilnehmer bereits getan, wie wir bei der Vorbesprechung positiv erleben konnten. Es ist aber noch Zeit: Wer jetzt noch mitmachen möchte, kann sich auch später melden.
Rütteln Sie eigentlich auch an den Öffnungszeiten oder nur an der räumlichen Ausdehnung des Bürgerfestes?
Wir wollen die Öffnungszeiten bei der nächsten Auflage am letzten Juniwochenende nicht antasten. So wird weiter am Sonntag um 22 Uhr Schluss sein – auch wenn das Besucherinteresse speziell bei durchwachsenem Wetter sonntags nach dem Abendessen an manchen Stellen stark abgeflaut ist. Wir haben uns deshalb darauf verständigt, dass ein Verein ab 20 Uhr mit dem Aufräumen beginnen kann, wenn bei ihm nichts mehr los sein sollte.
Wie geht es jetzt weiter?
Ende Januar oder Anfang Februar findet die nächste Besprechung statt. Dann gehen wir ins Detail. So langsam muss dann auch ein Knopf drangemacht werden und klar sein, wer sich wie einklinken will. Bis dahin werden wir noch auf Gruppen und Vereine zugehen und ihr Interesse abklopfen. Umgekehrt können sich auch Interessenten melden, die sich mit einem Stand einbringen oder musikalisch oder in Sachen Kleinkunst etwas zum Fest beisteuern können und wollen. Wir bitten aber zu bedenken, dass die Vorbereitungen vor allem fürs Rahmenprogramm schon auf vollen Touren laufen.