In der Stadtbücherei lässt es sich ungestört lesen. Foto: Raubold-Photographie

In der Stadtbücherei der Schillerstadt gibt es auch außerhalb der Öffnungszeiten immer etwas zu tun. Es werden neue Bücher bestellt, Veranstaltungen organisiert und der Bestand durchsortiert. Alles, um den großen und kleinen Leseratten ein Paradies zu bieten.

Marbach - Wenn der Postbote ein Päckchen für die Hauffstraße 7 mit dabei hat, dann heißt es wieder einmal „Nachschub“ für alle Lesebegeisterten in der Schillerstadt. „Wir bekommen schon wöchentlich neue Bücher“, so Franziska Kunz, die Leiterin der Stadtbücherei. Die Schmöker werden beim Buchhandel direkt vor Ort bestellt oder über einen Anbieter, der sich auf Bibliotheken spezialisiert hat. Einmal angekommen, erwartet das neue Buch ein spannender Lebenslauf.

Bevor es nämlich zu den insgesamt knapp 28 000 Leihmedien in den Regalen gehört, bekommt es zuerst einen Stempel, eine Nummer und wird foliert. So können Umschläge nicht mehr verloren gehen. „Und es ist auch ein Schutz“, erklärt Heike Obleser, die seit zwölf Jahren in der Bücherei arbeitet. Passieren könne immer etwas: „Sei es nun die Kaffeetasse oder Fett.“ An diesem Tag ist ein Paket für die Zweigstelle in Rielingshausen angekommen. Dafür ist Nadine Pamperl zuständig, die sorgfältig einen Fristzettel einklebt. Denn im Teilort wird noch mit Stempel und Kästen gearbeitet. „Das geht ganz gut und ist auch einfach mal was anderes“, so die Meinung von Pamperl. „Aber in Marbach wäre das natürlich nichts mehr.“ Hier ist das digitale Zeitalter in mehrfacher Hinsicht angekommen.

Denn wenn pünktlich mit dem Öffnen der Türen schon die ersten Kunden in der Bibliothek stehen, sind die Computer quasi im Dauereinsatz. Sowohl die Ausleihe als auch die Rückgabe werden komplett über eine Software gesteuert. Ein weiterer PC gibt den Lesern Auskunft über Leihfristen und vorhandene Medien. „Man kann den Wunschtitel eingeben und sehen, ob das Buch gerade verfügbar oder verliehen ist“, demonstriert Heike Obleser. Auch einen Überblick über die eigenen Leihen erhält man dort. Wenn trotzdem Fragen bleiben, steht Franziska Kunz an der Information bereit.

„Oft werden Bücher für Referate gesucht“, so Kunz. Aber auch organisatorische Fragen und Fernleihen kommen immer häufiger vor. „Wir können nämlich in ganz Deutschland aus jeder Bibliothek Bücher bestellen.“ Ein Blick in die Bestellungen zeigt, es sind vor allem Fachbücher, die auf diesem Weg in die Schillerstadt kommen. „Beliebt sind derzeit die Themen Martin Luther, Reisen und Historisches“, zählt Franziska Kunz auf. Außerdem ist eine Kinderlesung und eine gemeinsame Ausstellung mit dem Naturschutzbund zum Thema Wolf geplant.

Dann ist es auch schon 15 Uhr – Heike Obleser läuft mit einer Kinderschar durch die Bücherei. „Jeden ersten Mittwoch im Monat ist eine Vorlesestunde“, erklärt sie und macht sich auf den Weg in einen Raum im Obergeschoss. Zwei Bilderbücher hat sie diesmal für die 25 Kinder ausgesucht. „Man merkt, dass noch Sommerferien sind“, zeigt sich Obleser begeistert über den Ansturm. Heute geht es um Äpfel und einen Jungen, dem ein Baum im Bauch wächst – da sind dann doch einige etwas skeptisch, als im Anschluss Apfelschnitze aus Nachbars Garten verteilt werden. Die Vorlesestunden gibt es auch noch auf Französisch und seit Anfang des Jahres auch auf Arabisch. „Das läuft sehr gut“, freut sich Heike Obleser. Im Herbst soll ein Angebot auf Englisch dazu kommen.

Alleine fünf feste eigene Veranstaltungen stemmt die Marbacher Bücherei jeden Monat. „Wir haben eigentlich jede Woche ein Angebot“, so Heike Obleser. Hinzu kommen die Lesungen für Erwachsene und Kooperationen mit den Kindergärten und Schulen. Diesen Bereich will Franziska Kunz auch in Zukunft weiter ausbauen. „Wir sind dabei, die Angebote auch an den aktuellen Bildungsplan anzupassen.“ Viele bunte Flyer zeigen das vielfältige Angebot, das die Mitarbeiter auf die Beine stellen. Bilderbuchshows, Bücherei-Führerschein, Vorbereitung auf Buchvorstellungen...

„Eigentlich ist den ganzen Tag jemand da“, so Heike Obleser. Es gebe immer etwas zu tun. Sie selbst packt sich einen Wagen, auf dem zurückgegebene Medien stehen und beginnt, diese an ihre angestammten Plätze zurück zu räumen. Nadine Pamperl klebt derweil eine verlorene Seite ein. „Es ist eher selten, dass etwas beschädigt wird“, erklärt sie. Manche Makel könne man auch kurzerhand selbst beseitigen. Im Büro steht immer Leim für Buchrücken und Schmirgelpapier für Flecken bereit. „Viele haben Angst, uns zu sagen, wenn sie ein Buch beschädigt haben. Aber das passiert einfach manchmal. Vor allem, wenn ein Buch oft gelesen wird“, so Pamperl. Wenn ein Buch doch einmal irreparabel ist, muss aber Ersatz besorgt werden – und zwar in Form des Buches, nicht als Strafgebühr. „So ist der Titel schneller wieder da“, erklärt Franziska Kunz. Sonst müsse man alles erst im System verrechnen und neu bestellen. Das käme aber sowieso nicht oft vor, denn „die Marbacher sind ordentlich“, lautet das Lob von Nadine Pamperl an ihre Kunden.

Doch auch wenn es nicht kaputt geht, endet das Leben eines Büchereibuches eines Tages. Im Idealfall im Regal eines Bücherliebhabers – die Schmöker werden bei einem Flohmarkt im Haus verkauft. „Wir hoffen, dass viel weggeht. Ein Buch wegzuwerfen ist nicht schön“, so Pamperl. Auch aktuell warten Bücher auf neue Besitzer.