Neues Holz wird angebracht, die maroden Balken werden ersetzt. Foto: Werner Kuhnle

Die Sanierung an der Stadtkirche läuft auf Hochtouren. Der Zustand des Holzes war schlimmer als befürchtet.

Marbach - Die Orgel in der Marbacher Stadtkirche hält vorübergehend einen Dornröschenschlaf. Um sie herum ist ein Holzverschlag gebaut worden, der wiederum mit einem Tuch abgedeckt ist. Der Aufwand ist nötig, um das empfindsame Instrument vor Holzstaub und Verschmutzung zu schützen. „Dieser Vorgang wird Einhausen genannt“, erklärt Reinhold Schmoll, Bauausschussvorsitzender der evangelischen Kirchengemeinde Marbach, und er weiß, dass dies der beste Schutz für das aerophone Tasteninstrument ist. Derzeit sind nämlich Sanierungsarbeiten in dem Gotteshaus nötig, um das schadhafte Kirchendach auszubessern. Das ist in einem schlechteren Zustand als befürchtet. Denn nach der Freilegung des Daches hat sich gezeigt, dass das Gebälk noch maroder ist, als von außen einsehbar. „Zum Teil sind die Balken nämlich schon richtig verrottet“ so Schmoll.

Das Beheben der Schäden ist jedoch nicht ganz so simpel. Denn auch das Denkmalschutzamt hat hierbei ein Wörtchen mitzureden. Das Kirchendach darf nämlich nicht im herkömmlichen Stil saniert werden. Die Handwerker müssen nach jenem Verfahren arbeiten, das der damaligen Bauzeit entspricht. Das bedeutet, nur ein Betrieb, der für solche Aufgaben zertifiziert ist und sich auskennt, kann auch die Sanierungsarbeiten ausführen. Wer die Baustelle besucht, sieht die eifrig zupackenden Zimmerleute der Heilbronner Firma Heyd und von Holzbau Rikker in Affalterbach. Das Hämmern, Klopfen und Sägen ist die Melodie des Fleißes auf der Baustelle in der Marbacher Innenstadt.

Um die maroden Balken über dem Kirchenschiff auszubessern, werden neue, gesunde Fichten-Holzteile eingesetzt. Das dunklere Eichenholz wird für die Grundbalken verwendet, die außen als Träger auf der Mauer aufsitzen. Doch inzwischen ist von dem kaputten Gebälk schon gar nicht mehr so viel zu sehen. Stattdessen sind die hellen, ausgebesserten Holzelemente auszumachen, die mittels gezielter Bohrung und den Holznägeln fachmännisch mit den verbliebenen Balkenteilen verbunden sind.

Um die Arbeiten aber kontinuierlich und bei jedem Wetter ausführen zu können, ist auch das Kirchendach überdacht: mit einem Holzgerüst, das mit wasserdichten Planen abgedeckt, kontinuierlich vor Regen schützen soll. Schon am 27. März hatten die Sanierungsarbeiten mit dem Aufbau des Gerüsts begonnen. Das hatte zu verkehrsbedingten Störungen geführt, weil in der Niklastorstraße keine Durchfahrt möglich war. Künftige, kurzfristige Sperrungen sind nach wie vor möglich, besonders dann, wenn Holz mit großen Lastwagen angeliefert wird. Von den Sperrungen betroffen sind auch die Anwohner der Oberen Holdergasse. Sollte es bei den Sanierungsarbeiten keine bösen Überraschungen geben – denn im Anschluss an das Kirchenschiff-Dach wird das Dach über dem Chorraum ausgebessert – werden diese voraussichtlich bis Anfang Oktober beendet sein. Die Kosten der Sanierung werden gegenwärtig auf rund 500 000 Euro geschätzt. Die Maßnahmen umfassen übrigens auch den Innenanstrich der Kirche, der nach Abschluss der Dacharbeiten erfolgen soll.