Foto: Werner Kuhnle

Die Marbacher Schillerhöhe hat sich am Wochenende in eine Winterlandschaft verwandelt, die Stadthalle in einen Genusstempel.

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Marbach - Hoher Besuch bei den Wein-Lese-Tagen am Samstagnachmittag: Die amtierende Weinkönigin Württembergs, Stefanie Schwarz, gibt sich die Ehre. Vergangenen Herbst setzte sich die 24-jährige Winzerin aus Stuttgart-Untertürkheim gegen ihre Mitbewerberinnen durch, seitdem repräsentiert sie den Württemberger Wein – charmant, kenntnisreich und leutselig. Nach einem kurzen Interview auf der Bühne mischt sie sich unters gemeine Volk. „Ich bin bisher noch nie im Bottwartal gewesen und kenne auch die Weine dieser Region nicht, aber das, was ich probiert habe, hat mir gut geschmeckt. Die Veranstaltung ist sehr gelungen“, lobt Stefanie Schwarz, als sie die Schillerhöhe am Ende des ersten Messetages wieder Richtung Landeshauptstadt verlässt.

Aus der ist auch der langjährige Chef der Weingärtner Bad Cannstatt, Gerhard Schmid, angereist. Die Premiere im Vorjahr hatte er verpasst, umso gespannter war er, was ihn am Wochenende auf der Schillerhöhe erwarten würde. Schon die Anreise mit Bahn und Bus sei gelungen, berichtet Schmid. „Wir haben nicht einmal eine Stunde gebraucht und konnten hier ganz bequem aus dem Shuttlebus direkt vor der Messe aussteigen.“ Auch die Resonanz am Stand seiner Wengerterkollegen sei gut, zieht Schmid am Samstag eine erste Zwischenbilanz. 2010 haben sich die Wengerter aus Rielingshausen der kleinen Genossenschaft, die zu den besten Deutschlands zählt, angeschlossen. Und die Weinehe funktioniert. Das wird am Wochenende einmal mehr deutlich.

Zufriedene Gäste, zufriedene Aussteller. Auch die zweite Auflage der Wein-Lese-Tage war ein Erfolg. Wenngleich man bei den Besucherzahlen unter denen vom Vorjahr blieb. 1500 Gäste waren bei der Premiere gezählt worden, rund 1000 waren es jetzt am Wochenende. Schnee und Kälte haben wohl viele abgeschreckt. Das ist immer wieder von Besuchern zu hören, die sich eigentlich mit Freunden auf der Messe verabredet hatten.

Der entspannten und guten Stimmung an den Ständen der 17 Weingüter und Genossenschaften und der regionalen Aussteller tut dies aber keinen Abbruch. „Die Besucher sind sehr interessiert und fachkundig“, freut sich der Kleinbottwarer Weinmacher Reinhard Schäfer. „Ich konnte viele gute, intensive Gespräche führen.“ Auch sein Winzerkollege Michael Graf Adelmann ist begeistert. „Die Verbindung von Literatur und Wein ist etwas ganz Besonderes – und besonders ist auch wieder die Atmosphäre auf dieser Messe“, findet der Kleinbottwarer VDP-Winzer.

Großen Anklang finden auch die Gewandeten, die in diesem Jahr zum ersten Mal die Messe bereichern. Bei der Schillerstatue haben sie ihr Zelt aufgeschlagen und geben den Besuchern alle notwendigen Informationen. Darüber hinaus begrüßen sie die Gäste an den Eingängen der Museen und der Halle.

Auch Claus-Peter Hutter. Der Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg, hatte den Besuch der Wein-Lese-Tage eigentlich für Sonntag vorgesehen. Denn wie es sich für einen Schwaben gehört, wollte der Benninger am Samstag die Ärmel hochkrempeln und „schaffa“. Bäume schneiden hatte auf dem Programm der Familie gestanden, doch der starke Schneefall in der Nacht auf Samstag machte Hutter einen Strich durch die Rechnung, und so gesellte er sich samt Familie bereits am Samstag unter die Besucher. „Jeder, mit dem ich geredet habe, ist begeistert“, lautet sein Fazit nach dem ersten Rundgang durch die Stadthalle. „Die Messe ist wieder super gemacht und professionell organisiert“, lobt er. Zusammen mit dem vierteljährlich erscheinenden Magazin „Wein-Lese-Land“ sei es ein stimmiges Gesamtkonzept, das die Region weiterbringe. Das gemeinsame Präsentieren sei für die Weingüter eine wichtige Plattform wichtig. Die Region habe enormes Potenzial, doch das allein reiche nicht.

Das findet auch der Landtagsabgeordnete der Grünen, Daniel Renkonen, der sich am Sonntag ebenso wie SPD-Kollege Thomas Reusch-Frey auf den Weg in die Stadthalle Marbach gemacht hat. Mit dem Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch diskutiert Renkonen die Chancen, aber auch die Aufgaben, die die Region hat. Für beide ist aber klar: Die Winzer müssen sich nicht verstecken. „Die Wengerter haben zusammen mit der Tourismusgemeinschaft Marbach & Bottwartal einen positiven Weg eingeschlagen, den sie weitergehen müssen“, betont Bartzsch. Und diese Messe, fügt Renkonen an, ist die perfekte Plattform, um auf sich aufmerksam zu machen und gemeinsam Stärke zu zeigen.