Die Kriminalitätsstatistik 2017 ist vorgestellt worden. Foto: 20066862

Aus dem Polizeibericht geht hervor, dass immer mehr Straftaten in der Öffentlichkeit begangen werden. Dafür ist die Zahl der Wohnungseinbrüche stark rückläufig.

Marbach - Landesweit ist die Zahl der Straftaten rückläufig. Ein Trend, der leider nicht in Marbach angekommen ist. Das geht aus dem Kriminalitätsbericht für 2017 hervor, den der Revierleiter Peter Kolwe dem Gemeinderat am Donnerstag präsentierte. Kolwe vermeldete bei den Delikten im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um sechs auf nun insgesamt 613 Taten – um gleich darauf Entwarnung zu geben. „Das ist insgesamt verkraftbar“, sagte der Polizeichef der Schillerstadt. Zumal der Anteil an mittleren und schweren Fällen ausgesprochen gering sei. Sein Blick auf die Statistik dokumentierte zudem, dass sich in manchen Bereichen wie bei den Wohnungseinbrüchen die Situation entspannt hat, während sich andere Segmente wie die Straftaten in der Öffentlichkeit in eine bedenkliche Richtung entwickeln.

Rohheitsdelikte: Der Blick auf die Zahlenkolonnen der Polizei zeigt, dass es rauer zugeht in der Schillerstadt. Genau 111 Rohheitsdelikte wurden 2017 gezählt. Das sind 42 mehr als im Jahr zuvor. Die Ereignisse waren mal mehr, mal weniger gravierend. Erfasst wurde in der Statistik beispielsweise, dass jemandem gewaltsam ein Sixpack in der Bahnhofstraße entrissen wurde, aber auch ein Überfall auf die Schilleria. Schlagzeilen machte zudem ein Fall, der sich im Kaufland abspielte: Ein Dieb ließ dort sechs teure Fitness-Uhren mitgehen, wurde von einem Detektiv gefasst, ehe er sich losreißen konnte und zum Neckar floh. „Der Fall konnte geklärt werden“, sagte Peter Kolwe. Körperverletzungen: Der Marbacher Revierleiter wies darauf hin, dass in dieser Unterkategorie 86 Delikte zu verzeichnen seien. 14 davon sind unter der Rubrik „gefährlich“ eingestuft, weil entweder mehrere Personen den Täterkreis bildeten oder mit einem Hilfsmittel auf jemanden eingedroschen wurde. „Das ist nichts Auffälliges. Im Vorjahr hatten wir zehn“, sagte Peter Kolwe. „Auffällig sind aber die Zahlen bei der einfachen Körperverletzungen. Da hatten wir einen Anstieg von 40 auf 68“, stellte der Chef der Polizei in der Schillerstadt fest. Rund gehe es schwerpunktmäßig im Umfeld des Bahnhofs, aber auch in der Rielingshäuser Straße oder der Güntterstraße. Überwiegend sei dabei Alkohol im Spiel. In Marbach, aber auch landesweit verhalte es sich so, dass eine Verlagerung der Vorfälle in den öffentlichen Raum stattfinde, konstatierte Kolwe. Er könne sich vorstellen, dass sich dieser Umstand auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung auswirkt. Woran das vermehrte Auftreten solcher Straftaten auf der Straße liegt? „Das ist schwierig zu beantworten“, sagte Peter Kolwe auf Nachfrage des Grünen Sebastian Engelmann. Es hänge sicher auch mit der Flüchtlingswelle zusammen. Die Asylsuchenden hielten sich oft im Freien auf. „Es lässt sich aber nicht richtig greifen“, räumte er ein. Flüchtlinge: 24 Asylsuchende wurden in Marbach einer Straftat verdächtigt. Insgesamt hatten 94 Ausländer 2017 in der Schillerstadt mutmaßlich etwas auf dem Kerbholz. „Damit sind Asylbewerber nicht überproportional vertreten“, erklärte Peter Kolwe. Mit den drei großen Unterkünften am Bahnhof, in der Heckenstraße und im Art-Hotel gebe es so gut wie keine Probleme. In Richtung Heckenstraße habe man noch nie ausrücken müssen, im Art-Hotel habe man einmal wegen einer psychisch kranken Person einschreiten müssen. „Das kann passieren“, meinte Peter Kolwe. Dass es mit den Flüchtlingen so gut laufe, sei ein großes Verdienst des Arbeitskreises Asyl, der hervorragende Arbeit leiste.

Eigentums-delikte: In den vergangenen Jahren waren die vielen Wohnungseinbrüche einer der großen Aufreger. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein. In der schlimmsten Phase 2015 schlugen Langfinger 24-mal zu, zuletzt nur noch siebenmal. „Das liegt natürlich an den hervorragenden Präventionstätigkeiten der Polizei“, sagte Peter Kolwe mit einem Schmunzeln. Wobei sich die Ordnungshüter hier wohl tatsächlich selbst auf die Schulter klopfen dürfen. Denn die Zahl der Versuche nehme sogar zu, sagte Kolwe. Die Täter brächen aber ab, wenn sie merken, dass sie nicht vorankommen. „Das heißt, die Leute sichern wieder besser ab“, stellte der Revierleiter fest. Ein Punkt, auf den die Polizei immer wieder hingewiesen hat.

Unfälle: Das Erfreulichste vorweg: Im vierten Jahr in Folge steht in der Statistik bei den tödlichen Verkehrsunfällen in Marbach eine null. Dafür sind etwas mehr Schwer- und deutlich mehr Leichtverletzte auf den Straßen der Gemarkung zu verzeichnen. Besonders häufig hat es an der Ecke Ziegelstraße/Schillerstraße/Kirchenweinbergstraße gekracht. Folglich wurde diese Kreuzung als Unfallschwerpunkt deklariert. Jochen Biesinger von der CDU wollte wissen, ob bei den Zusammenstößen ein bestimmtes Muster erkennbar sei, aus dem sich Verbesserungspotenzial ableiten lässt, zum Beispiel im Hinblick auf die Ampelschaltung. „Das Meiste sind Auffahrunfälle“, erwiderte Peter Kolwe. Die Fahrer drängelten sich beim Abbiegen hinein, dann folge das böse Erwachen. Die Sitten auf den Straßen seien generell rauer geworden. Sollte es an der Kreuzung je zu kritisch werden, komme bestimmt der Verkehrsdienst auf die Stadt zu, ergänzte der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling.

Schon etwas unternommen wurde beim zweiten Unfallschwerpunkt, dem Thomas-Alva-Edison-Ring im Gewerbegebiet. Dort hatten sich fünf Radler in den alten Industriegleisen verheddert, berichtete Peter Kolwe. Ein Teil der Spurrillen sei mittlerweile von der EnBW versiegelt worden. Darüber hinaus sei die Straße im neuralgischen Teil gar nicht als Radweg ausgeschildert, fügte der Erste Beigeordnete Gerhard Heim hinzu. Die offizielle Routenführung verlaufe anders. Ordnungsdelikte: Bei Ruhestörungen und ähnlichen Verstößen sieht Peter Kolwe keine Auffälligkeiten. Das hänge mit den Kontrollgängen des von der Stadt beauftragten Sicherheitsdienstes zusammen.

Sachbeschädigung: Vandalen haben 2017 ihrer Zerstörungswut etwas weniger oft freien Lauf gelassen als im Jahr zuvor. Auffällig sei in Marbach wie in anderen eher ländlich geprägten Kommunen, dass Fahrzeuge ins Visier der Täter geraten, erklärte Peter Kolwe. So seien im Eichgraben vier Wagen zerkratzt worden. „Das war, solange der Parkplatz von EgeTrans nicht fertiggestellt war. Da haben viele Mitarbeiter von EgeTrans ihre Autos im Eichgraben abgestellt“, sagte der Revierleiter. Auch auf dem Wiesbadener Platz im Hörnle seien drei Fahrzeuge beschädigt worden. Sexualdelikte: Drei Vorfälle wurden im vergangenen Jahr in diesem Bereich angezeigt. In Erinnerung dürfte vor allem ein Fall geblieben sein: Am Neckar wurden Mädchen beim Schwimmen belästigt. Eines davon wurde am Fuß gepackt und unter Wasser gezogen.