Nicole Winkler will bis zuletzt Neuerscheinungen präsentieren. Foto: Dominik Thewes

Die Videothek in der Marbacher Innenstadt ist eine der letzten in der Region, aber auch sie muss schließen. Immer weniger Kunden kamen.

Marbach - Mit viel Elan sind Michael Steck und Nicole Winkler vor zweieinhalb Jahren die Nachfolge von Günter Böse in der Videothek beim Kaufland angegangen. Nun ziehen die beiden einen Schlussstrich und starten den Ausverkauf. „Es hat sich nicht mehr gelohnt“, meint Steck resigniert. „Es gibt Tage, da wartest du Stunden um Stunden, bis jemand kommt.“

Gründe gibt es für Steck viele, der auch in seiner wesentlich größeren Videothek in Zuffenhausen den Rückgang bemerkt. „Die Leute, die auf Facebook ihr Frühstück posten, wissen gar nicht, welche Filme neu herauskommen.“ Viele streamen ihre Serien aus dem Internet, und interessieren sich nicht für Blockbuster. Und natürlich: Raubkopien. „Den Leuten ist die Qualität völlig egal, Hauptsache es kostet nix.“

Dass die Filme heute schlechter wären als noch vor 20, 30 Jahren, will der erfahrene Verleiher gar nicht so sehen. „Es gibt heute klasse Filme, mindestens genauso gute wie früher, aber die Leute interessiert das nicht.“ Sicher, die Stammkunden halten der Marbacher Videothek die Treue. „Aber das reicht nicht. Wir haben rund 8000 Einheiten im Verleih, die Zahlen sind kontinuierlich um 30 Prozent pro Jahr zurückgegangen.“ Möglicherweise sei man „zu optimistisch“ an die Sache rangegangen, muss sich Steck im Rückblick eingestehen. Klar ist: Die Ausleih-Videothek hat keine Zukunft, nicht nur in Marbach. „Wir werden auch in Zuffenhausen bald dicht machen“, ist sich Steck sicher. Von einstmals 200 Videotheken im Umland gebe es vielleicht noch fünf. „Und die wird es irgendwann auch nicht mehr geben.“

Spielautomaten und Ausschank haben kein zweites Standbein geschaffen. „Das Problem ist der Mindestlohn. Ich muss Aushilfen 8,50 Euro die Stunde bezahlen dafür, dass sie nur im Laden rumstehen.“ Und mit eigener Arbeitskraft, 60 Stunden die Woche, sei der Laden nicht gewinnbringend zu betreiben.

Michael Steck und Nicole Winkler tut es leid um die vielen Freundschaften, die sie in den zurückliegenden mehr als zwei Jahren geschlossen haben. Ein Abschiedsfest wird es aber dennoch nicht geben. „Danach ist uns nicht zumute. Wir sind immer motiviert zur Arbeit gegangen, aber jetzt ist endgültig Schluss.“

Der Verleih wird Mitte Juni eingestellt. Beim jetzt startendenden Ausverkauf können Filmeliebhaber noch Schnäppchen machen: Sechs DVDs oder vier BlueRays für 20 Euro. „Bis auf die Top-Titel, aber die kommen irgendwann auch noch weg.“ Die Videothek ist ab sofort noch werktags von 13 Uhr und samstags ab 11 Uhr jeweils bis21 Uhr geöffnet.

Wie es mit der Fläche in der Rielingshäuser Straße 11 weitergehen wird, verrät Vermieter Dietrich Kühl nicht. „Es gibt Interessenten, aber es ist noch keine Entscheidung gefallen.“ Die Videothek nehme 200 der 2500 Quadratmeter ein, in denen ein Tierladen, die Ledermanufaktur Hepco und ein Sportstudio untergebracht sind.