Die Marktstraße ist zur Via Dolorosa geworden. Foto: Frank Wittmer

Der erste ökumenische Kreuzweg für Familien in Marbach ist auf großes Interesse gestoßen. Rund 160 Teilnehmer haben sich gemeinsam an das Leiden Jesu erinnert.

Marbach - Die Organisatoren des ersten ökumenischen Kreuzwegs für Familien sind am Freitag positiv überrascht gewesen, dass sich rund 160 Teilnehmer bei strahlendem Sonnenschein auf der Schillerhöhe einfanden.

Kinder und Familien haben die Möglichkeit, die Leidensgeschichte Christi hautnah und anschaulich erzählt mitzuerleben. „Wir wären auch mit 20 Teilnehmern zufrieden gewesen“, sagt die Gemeindereferentin Eva Sorg, die mit Annette Krause-Wachtler von der katholischen Kirchengemeinde her den Familienkreuzweg vorbereitet hat.

Von evangelischer Seite begrüßt Pfarrer Rüdiger Schardt-Joha die Gemeinde und bittet, ein Spalier zu bilden. Das Singen „Jesus zieht in Jerusalem ein, Hosianna“, klappt in der lang gezogenen Gruppe noch nicht so gut. Am Ende jeder Station wird noch ein Gebet gesprochen.

Eine Gruppe von Jugendlichen aus beiden Kirchengemeinden stellt Jesus und seine Jünger dar: Kilian Hammer als Jesus, Henny Sebastian als Judas, Lena Lang und Lili Dressel als Jünger, Julia Julius als Jünger und Hohepriester, Carl Hammer als Jünger, Soldat und Pilatus sowie Nicklas Krause als Soldat.

Kreuze markieren den Weg zum Martin-Luther-Haus, der nächsten Station. Es dauert eine Weile, bis sich alle aus der großen Gruppe eingefunden haben. Die Jünger haben das Pessach-Fest vorbereitet. Statt Wein gibt es Traubensaft und für alle werden sechs Fladenbrote verteilt, die Eva Sorg selbst gebacken hat. „Alles sah so aus wie immer, doch auf einmal passierte etwas Ungewöhnliches“, erzählt die Gemeindereferentin. Die Jünger verstehen nicht, was Jesus tut, warum er sich opfert, um ihr und unser alle Leben zu retten. So geht es weiter über die Grabenstraße in die Fußgängerzone. Am wunderschön geschmückten Torbrunnen im „Garten Gethsemane“ ist es so warm, dass die Jacken ausgezogen werden können. Die Jünger schlafen ein, während Jesus betet, schließlich wird Jesus von Judas verraten und von den Soldaten abgeführt – hin zum Burgplatz, wo Jesus gerichtet und verurteilt wird.

Das große Holzkreuz ist schwer. „Jesus hat das Kreuz für uns getragen, also dürfen wir ihm alle auch helfen“, sagt Rüdiger Schardt-Joha. Die Kinder packen mit an und tragen das Holzkreuz die Güntter- und die Ziegelstraße hinunter zur katholischen Kirche. Jesus zieht mit dem Kreuz in die Kirche ein. Die Soldaten würfeln um seine Kleider, die sie dem Verurteilten abgenommen haben. Jesus wird verhöhnt: „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht helfen!“ Lautmalerisch wird das Geschehen in Szene gesetzt: Wie die Nägel auf den Boden fallen, ein Soldat das Schild „Inri“ schreibt, was heißt „Jesus aus Nazareth, König der Juden“ und schließlich in der Todesstunde Jesu der große Vorhang im Tempel zerreißt.

Mit dem Taizé-Lied „Nada te turbe“ oder auf Deutsch „Nichts soll dich bekümmern“ keimt Hoffnung auf. „Wir beten gemeinsam in der Hoffnung, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist“, sagt Eva Sorg. Mit dem Segen Gottes gehen die Gläubigen in die stillen Tage bis Ostern.