Sabine Frank hat sich das Thema Brot in den Kopf gesetzt. Foto: Galerie

Die Malerin Sabine Frank hat sich dem Thema Brot gewidmet. Die Künstlerin stellt ihre Werke in der Marbacher Galerie Wendelinskapelle aus.

Marbach - E

ine wahre Backofenhitze herrschte am Freitagabend in der Galerie der Wendelinskapelle. Das perfekte Ambiente für das neue Ausstellungsthema, hätte man meinen können, wenn nicht dadurch weniger Leute als sonst gekommen wären. Bis zum 19. September sind insgesamt 54 Bilder der „Brotmalerin“ Sabine Frank zu sehen – von der vielfach geschlungenen Laugenbrezel bis zum fantasievollen italienischen Gebäck, das jedoch, so verriet sie augenzwinkernd einem interessierten Besucher, „zwar schön aussieht, aber steinhart und nur zum Tunken geeignet ist.“

Schon 1999 kam die gebürtige Nürnbergerin, damals in Frankreich und heute am Gardasee und in Berlin ansässig, auf die Idee, handwerklich gefertigte Brote und Brötchen zu malen. Stilleben seien schon immer ihr Thema gewesen, erzählte sie bei der Vernissage.

Der äußere Anlass war die Anfrage eines Restaurantbesitzers, seine Wände passend zu Rezepten aus dem 18. Jahrhundert, die er nachkochte, mit Gemälden von Lebensmitteln zu schmücken. Dass es dann gerade Brot wurde, hat zwei Ursachen. Zum einen konnte sie nicht mehr ihr Lieblingsbrot mit Walnüssen kaufen, weil der Bäcker wegen der Übermacht der Großbäckereien geschlossen hatte, zum anderen machte sie privat eine schwere Zeit durch. „Man muss wohl erst durch die Hölle gehen, um auf so etwas Einfaches wie Brot zu kommen“, lautet ihre Erkenntnis. Und sie verbindet mit ihren Bildern zwei Absichten: „Ich wollte dem Bäckerhandwerk und der Malerei ein Denkmal setzen.“ Denn Malerei war in der Kunst damals „furchtbar out“, wie sie sagt. Die alten Urkunden auf handgeschöpftem Papier, die sie auf einem Flohmarkt billig erstand, kamen gerade recht als Grundlage für die Bilder. Und so ist auf den Gemälden nicht nur appetitlich-knuspriges Gebäck oder auch mal ein weiches „süßes Stückle“ zu sehen, sondern auch in gestochen scharfer Handschrift festgehaltenes Amtsfranzösisch oder -italienisch, mitunter auch noch ein Beglaubigungsstempel oder eine Marke.

Jeden Tag ein Bild handwerklicher Backkunst zu malen, insgesamt 1000 Stück, war damals ihr Ziel. Inzwischen liegt sie bei 1260. Fünf davon waren als „Marbacher Reihe“, so die Galeristin Monika Schreiber, ausgestellt, die Frank in nur vier Tagen aktuell vor Ort gemalt hat. Ein weiteres Riesenbrot lag auf einem Tisch im obersten Stockwerk, davor ein angefangenes Bild, ein Koffer mit Farbtuben und ein Wasserglas – auch das ein sehenswertes Stilleben, das wie ein Spotlight einen Moment künstlerischen Schaffens beleuchtete.

Fast hätte Sabine Frank übrigens einmal aufgehört, Brote zu malen. Ein Backmaschinenhersteller hatte ihr angeboten, alles aufzukaufen, wenn sie im Gegenzug danach keine Brote mehr malen würde. Das Zögern dauerte nur eine Nacht. Dann lehnte sie das Angebot ab.

Wer gerne Weihnachtsgutsle backt, kann diese übrigens im November in der Galerie abgeben. Da ist Sabine Frank nämlich in Deutschland und freut sich darauf, Selbstgebackenes zu malen – und hinterher genüsslich zu verspeisen.