Momentan sind noch die Handwerker zugange. Das neue Lernzentrum soll zwischen 30 und 40 Arbeitsplätze bieten. Foto: Werner Kuhnle

In dem neuen Raum neben dem Foyer des Friedrich-Schiller-Gymnasiums können die Schüler vom nächsten Schuljahr an recherchieren. Eine mögliche Kooperation mit der Stadtbücherei findet bei den Räten Anklang.

Marbach - Eigentlich habe man gedacht, am Marbacher Gymnasium gebe es schon alles, doch das jüngste Projekt zeige, dass es immer noch etwas Neues gibt, das die Verantwortlichen sich für ihre Schule und zum Wohle ihrer Schüler wünschen. So der Tenor am Donnerstagnachmittag im Verwaltungsausschuss. Zum nächsten Schuljahr wird am Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) ein Lernzentrum eingerichtet. Der Ausschuss gab dafür einstimmig ein Ja.

Zur Freude von Schulleiter Christof Martin, der sich in der Sitzung erst einmal für die Offenheit seitens der Verwaltung bedankte. Schließlich sei man relativ spät auf die Stadt mit diesem Wunsch zugegangen. „Ursprünglich sollte der Raum wieder ein Aufenthaltsraum werden“, erklärte er. Die Rede ist von dem durch Glasfronten abgetrennten Raum im Foyer des Hauptgebäudes. „Es schien, als ob das Fell des Bären schon verteilt war“, fügte Martin mit einem Schmunzeln an. Da es am FSG bislang keine Räume gibt, in die sich die Schüler zum Arbeiten zurückziehen können, habe man anfangs daran gedacht, einen Stillarbeitsraum einzurichten. „Doch vor allem in der Oberstufe braucht es die Möglichkeit zu recherchieren.“ Deshalb wandert der Aufenthaltsraum eine Etage tiefer an den Platz, an dem bisher die Tischtennisplatte gestanden hat. Aus dem Stillarbeitsraum wird ein Lernzentrum.

Wie dieses räumlich aussehen soll, erläuterte Martin anhand eines Planes. In der Mitte des Raumes, der 30 bis 40 Arbeitsplätze bieten soll, ist ein abschließbares Regal vorgesehen, in dem zwischen 4000 und 5000 Bücher Platz finden. „Wir wollen die Schüler an das wissenschaftliche Arbeiten mit einem Buch heranführen“, erklärte der Schulleiter, der davon überzeugt ist, dass das Lernzentrum beliebt sein wird. Eine Sofaecke kann zum Lesen von Tageszeitungen oder internationalen Jugendzeitschriften genutzt werden.

Überzeugt ist Christof Martin auch, dass das neue Lernzentrum einen „Kopf braucht, der das Ganze steuert, den Überblick behält und die Kontrolle hat“. Deshalb soll eine Teilzeitkraft eingestellt werden, die dann drei Stunden täglich vor Ort ist. Im Idealfall eine Bibliothekarin. Sie zu finden, sei keine Schwierigkeit, glaubt Martin. „Mir wurde gesagt, wenn wir am Deutschen Literaturarchiv einen Aushang machen, dann melden sich viele.“ Ein Zugangscode soll sicher stellen, dass die Schüler über diese drei Stunden hinaus dort arbeiten können. Neben dem Lernzentrum entsteht im jetzigen PC-Raum ein Gruppenarbeitsraum.

Ein halbes Jahr nach der Eröffnung des Lernzentrums am Friedrich-Schiller-Gymnasium soll entschieden werden, ob der Zugang zu einer wissenschaftlichen Online-Bibliothek geschaffen wird. Und in zwei, drei Jahren könnte sich Christof Martin vorstellen, dort eine nichtöffentliche Zweigstelle der Stadtbücherei einzurichten. Bei einem ersten Gespräch habe sich deren Leiterin offen dafür gezeigt. „Das wären zwar erhebliche Kosten für die Schule, aber wir hätten dann eine Bibliothek.“ Apropos Geld: die Kosten für das Beschaffen des Materials und der Möblierung finanziert die Schule über ihren Etat. Ebenso die Personalkosten in Höhe von rund 17 000 Euro. An eine Erhöhung des Etats durch die Kommune sei nicht gedacht, betonte der Erste Beigeordnete der Stadt, Gerhard Heim, auf eine entsprechende Rückfrage von Puls-Rat Hendrik Lüdke. „Das FSG kommt klar.“

Von den Vertretern aller Fraktionen gab es Lob für die Initiative der Schule. Vor allem die Idee mit der Kooperation mit der Stadtbücherei finde sie „klasse“, betonte Heike Breitenbücher (CDU). „Wir sollten der Bücherei nicht das Wasser abgraben, aber so eine Kooperation nutzt beiden Seiten.“ Auch Heinz Reichert (SPD) findet das Einrichten des Lernzentrums eine „geniale Idee“. Schließlich gebe es am Gymnasium viele auswärtige Schüler und die könnten so freie Stunden und Pausen nutzen. „Außerdem bin ich ein Verfechter von Büchern.“ Und die angedachte Kooperation mit der Bücherei sei toll.

Etwas verwundert zeigte sich Heinz Reichert darüber, dass Lehrkräfte das Lernzentrum mit betreuen sollen. „Haben Sie denn so viele personelle Kapazitäten?“, wollte er von Christof Martin wissen. Der stellte jedoch klar, dass ein solcher Dienst freiwillig sei und zum Teil über das Umwidmen von Bereitschaftsdiensten, die die Kollegen hätten, erfolgen könne. Einige Interessenten für die Mitarbeit gebe es bereits.

Sebastian Engelmann von Bündnis90/Die Grünen nannte das Projekt ambitioniert. „Das ist dort dann schon fast ein universitäres Arbeiten und ich bin gespannt, ob das auch so angenommen wird von den Schülern.“ Die Idee des Zugangscodes sei ebenso gut wie die einer Evaluation nach einer gewissen Zeit.