Die Bewohner des Art Hotels haben ein eigenes Fest auf die Beine gestellt. Foto: Julia Amrhein

Die Bewohner des Art-Hotels haben den Abschluss des Fastenmonats Ramadan begangen, der eine Herausforderung war.

Marbach - Die Bewohner des Art-Hotels hatten in den vergangenen Tagen alle Hände voll zu tun. Allerlei Süßes wurde gebacken, der Aufenthaltsraum festlich geschmückt. Am Sonntag ist der muslimische Fastenmonat Ramadan zu Ende gegangen – deshalb wurde das Zuckerfest gefeiert.

Schon vor Betreten der Unterkunft ist Stimmengewirr zu hören. Die Frauen haben ihre schönste Kleidung aus dem Schrank geholt. Und die Kinder naschen von Pudding, Datteln und Küchlein. Auch Roocan Khalil und Nschmia Muhammed sind mit dabei. Die beiden jungen Frauen stammen aus Syrien, „und dort wird das Zuckerfest eigentlich mit der ganzen Familie gefeiert“, erzählen die beiden. Und damit sind nicht nur Eltern und Geschwister gemeint, auch entferntere Verwandte sind mit dabei. „Bis man alle besucht hat, kann das schon auch mal drei Tage dauern“, so Roocan Khalil. Auch Alhamod Ahmad erinnert sich an die Heimat zurück: „Zuerst gibt es immer ein Gebet und man besucht den Friedhof.“

Alles Dinge, die sich so in der Ferne nicht umsetzen lassen. „Wir rufen einfach alle an“, meint Roocan Khalil. Mehrere Mitglieder ihrer Familie sind mittlerweile in Deutschland – allerdings auf viele Städte verteilt. Das Zuckerfest stimmt sie daher auch ein wenig wehmütig: „Da wo ich herkomme, herrscht viel Armut. Das Leben ist hier für mich viel besser, aber ich bin alleine.“ Umso mehr freut es die Mädchen, dass nun ein Zuckerfest in der Unterkunft organisiert worden ist – und auch Marbacher dabei sind, wie Chez Slimane betont, der sich um die Integration der Asylbewerber kümmert: „Für sie ist der Kontakt zu den Menschen sehr wichtig.“ Zu den Festen – wie etwa Weihnachten – sind immer alle Bürger willkommen.

„Ich habe mich eigentlich ziemlich gut eingelebt“, erklärt Nschmia Muhammed. Das tägliche Leben in Deutschland gefällt der 31-Jährigen, die sich mit ihrem Bruder ein Zimmer teilt. „Aber ich muss sagen, dass das Fasten hier sehr viel schwieriger war als in meiner Heimat.“

Eine Ansicht, die auch Alhamod Ahmad und seine Ehefrau Isued Leila teilen. „Wir dürfen ja von Sonnenauf- bis -untergang nichts Essen oder Trinken“, erklären sie. „In Syrien bedeutet das etwa 13 Stunden. Aber hier waren es 18 bis 19 Stunden.“ Der Ramadan ist 2017 nämlich direkt in den Sommer gefallen. Die Hitze ist dagegen kein Problem. „Bei uns sind im Winter ja schon 40 Grad“, erklärt Alhamod Ahmad.

Um die Zeit zu überstehen, werden nachts energiereiche Speisen serviert. „Es gibt oft Datteln“, so Roocan Khalil. „Und in Syrien schlafen die Frauen oft am Tag und stehen dann abends zum Kochen auf.“ Wenn das Fasten an manchen Tagen gar nicht möglich sein – etwa gesundheitlich – sei auch eine Ausnahme möglich: „Wir müssen unseren Körper ehren und uns nicht selbst Schaden zufügen“, so Ahmad.