Christof Martin (links) Foto: Werner Kuhnle

Bei einer Podiumsdiskussion zur Zukunft des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums hat Rektor Christof Martin erklärt, was er sich noch wünscht – und warum eine hohe Schülerzahl so wichtig ist.

Marbach - Am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium werden fast so viele Kinder und Jugendliche unterrichtet wie Rielingshausen Einwohner hat. Genau das könne dazu führen, dass der Einzelne in der Masse untergeht, halten Kritiker der Schule vor. Der Schulleiter Christof Martin machte allerdings am Dienstag bei einer Podiumsdiskussion von Schiller-VHS und Marbacher Zeitung zum FSG deutlich, dass gerade die Größe ein immenser Vorteil sei. So könne ein umfangreiches Portfolio an Angeboten unterbreitet und damit besser auf die jeweiligen Begabungen der Kinder eingegangen werden. Insofern lautet sein Ziel für die kommenden zehn Jahre auch, die Schülerzahlen bei plus minus 2000 zu halten, die Vielfalt weiter aufzufächern und neue Profilfächer zu schaffen. „Dann können wir unseren Weg beibehalten“, erklärte der Mann, der seit zwei Jahren den Takt an dem Gymnasium vorgibt.

Der Bürgermeister Jan Trost, der sich wie Christof Martin und die Elternbeiratsvorsitzende Anja Wild den Fragen von Moderatorin Karin Götz stellte, sieht es ebenfalls als positiv an, dass die Schule so groß ist. „Da kann man besser auf die Individualität der einzelnen Schüler eingehen“, ist der Rathauschef überzeugt. „Und jeder kommt ans Ziel, je nach Begabung“, ergänzte er. Christof Martin wies zudem auf einen entscheidenden Punkt hin: die Kinder und Jugendlichen selbst hätten kein Problem mit den aktuellen Verhältnissen. Interne Umfragen hätten ergeben, dass 95 Prozent der Kids gerne am FSG pauken. „Das Riesengymnasium, das angeblich für Anonymität steht, wird also von einem hohen Prozentsatz an Schülern sehr gerne besucht“, stellte er fest. Das Ganze hat aus Sicht von Jan Trost nur einen Wermutstropfen: Um die Finanzierung müsse sich die Stadt Marbach alleine kümmern. So seien zuletzt in die abschnittsweise Sanierung der Schule rund zwölf Millionen Euro geflossen, erklärte der Bürgermeister.

Weitere Kosten werden mittelfristig auf die Stadt zukommen, wenn der Pausenhof wie geplant auf Vordermann gebracht wird. Moderatorin Karin Götz, die zugleich Leiterin der Lokalredaktion der Marbacher Zeitung ist, hakte nach, wann die Modernisierung auf der Agenda stehe. 2017, wenn die Sanierung des Gebäudes abgeschlossen sein soll, könne der Startschuss fallen – sofern der Gemeinderat dafür sein Okay gebe, erwiderte Trost. Noch vor den Sommerferien hätten sich die Schüler für einen Gestaltungsvorschlag entschieden, der anschließend verfeinert worden sei, sagte Martin. „Auf der Basis können weitere Überlegungen erfolgen“, meinte er. Nach der Umgestaltung des Pausenhofs müsse die Kommune auf absehbare Zeit wohl keine größeren Investitionen am FSG mehr tätigen, sagte Trost. Außer vielleicht dafür, die Technisierung weiter zu forcieren.

Das steht auch bei Christof Martin auf der Wunschliste ganz oben. „Mein Traum ist, die Digitalisierung bis hin zum digitalen Klassenbuch voranzutreiben“, sagte der Schulleiter. Ihm schwebt zum Beispiel vor, Noten von Zuhause aus eintragen zu können. Außerdem plädiert er dafür, dass ganze Schulhaus internetfähig zu machen.

Davon abgesehen sei es wichtig, im Schulalltag auf vier weltumspannende Entwicklungen zu reagieren: die Technisierung, den Wertewandel in der Gesellschaft, die Globalisierung und die Internationalisierung. So komme beispielsweise Russisch als zweite Fremdsprache hinzu, Arabisch habe man als spät beginnende Fremdsprache schon im Programm. Und was den Wertewandel anbelangt: Als Träger von Werten seien die Bereiche Sport und Kultur wichtige Faktoren. In dem Zusammenhang sei das Fach Kimko (Kunstprofil intermediale Kommunikation) eingeführt worden. Zudem sei am FSG das erste Schulruderleistungszentrum im Land angesiedelt.

Martin deutete bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der VHS-Reihe „Politik.Live“ auch an, dass der Job des Pädagogen nicht immer vergnügungssteuerpflichtig ist. Das Zusammenspiel mit den Eltern sei in den vergangenen Jahren jedenfalls nicht leichter geworden, sagte er. „Die Eltern sind sensibler geworden“, pflichtete die Elternbeiratsvorsitzende Anja Wild bei. Früher hätten Eltern schneller akzeptiert, was ein Lehrer mit auf den Weg gibt. „Die Menschen werden immer kritischer“, hat auch Jan Trost beobachtet. Christof Martin nimmt diese Herausforderung aber an. Er kümmere sich um E-Mail-Anfragen und biete bei Konflikten mit Eltern schnellstmöglich einen Termin an, um die Probleme aus der Welt zu schaffen. Anja Wild bestätigte, dass Martin die Anliegen der Mütter und Väter ernst nimmt. „Er ist da sehr offen“, betonte die Elternbeiratsvorsitzende.

Offen ist die Schule auch gegenüber Flüchtlingen. Erste Projekte wie ein Seminarkurs zum Thema Asyl seien bereits angelaufen, erklärte Christof Martin. Er würde sich auch nicht davor verschließen, wenn eine Vorbereitungsklasse für Kinder von Flüchtlingen am FSG eingerichtet werden soll, erklärte er.