Foto: D. Thewes

Mehr als drei Wochen sind die Aufzüge am Marbacher Bahnhof stillgestanden. Der Fehler ist gefunden, die Suche nach ihm gestaltete sich aber schwierig.

Marbach - Abwärts“ hat 1984 in den deutschen Kinos für Gänsehaut gesorgt. Vier Menschen bleiben in dem Thriller von Carl Schenkel in einem Aufzug stecken – mit dramatischem Ausgang. Glücklicherweise hat sich die Situation am Marbacher Bahnhof bislang nicht so zugespitzt. Und doch geben die Aufzüge dort Anlass für Ärger. So berichtete die CDU-Rätin Heike Breitenbücher in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates von immer lauter werdenden Protesten der Anwohner aus dem Kirchenweinberg. „Die fühlen sich abgeschnitten.“ Die Ausfälle der Aufzüge seien umso ärgerlicher, da die Räte bereits bei der Planung eines barrierefreien Bahnhofes darauf hingewiesen hätten, dass ein Aufzug unzuverlässig sei und man lieber eine Rampe hätte.

Auch wenn Werner Graf, Sprecher der Deutschen Bahn in Stuttgart, den Ärger verstehen kann, ist er zunächst froh darüber, dass die Marbacher Aufzüge ihre Arbeit wieder verrichten. Allerdings: Die statistische Ausfallquote für die 108 Aufzüge, die von der Bahn im VVS-Gebiet betrieben werden, liegt bei fünf Prozent. Das entspricht rund 19 Tagen im Jahr. Die Aufzüge am Marbacher Bahnhof haben allein im Juli diese Marke gesprengt. „Der Aufzug an Gleis eins war außer Betrieb vom 3. bis 21. Juli, der an Gleis zwei von 3. bis 25. Juli“, erklärt der Bahnsprecher, der allerdings auch darauf verweist, dass es in diesem Jahr bis zum 2.  Juli zu keinen Störungen gekommen ist.

Dass es so lange gedauert hat, den Fehler zu beheben, kommt indes einer Odyssee gleich. Laut Störmeldung vom 3. Juli seien die Notrufleitungen beider Aufzüge defekt gewesen. Aber: „Die Fehlersuche unserer eigenen Service-Techniker brachte kein Ergebnis“, berichtet Graf.

Zwei Wochen später haben sich Fachkräfte der Deutschen Telekom und des Technikdienstleisters DB Systel auf den Weg nach Marbach gemacht. Zurückgekehrt seien sie mit der Ansicht, dass die Notrufleitungen geprüft und aus ihrer Sicht keine Störungen mehr vorlagen. Daraufhin habe man einen Techniker des Herstellers Thyssen in die Schillerstadt beordert, der die noch in der Gewährleistung befindliche Anlage testen sollte.

Dieser konnte am 22. Juli lediglich den Aufzug am Bahnsteig eins in Betrieb nehmen. Es gab einen erneuten Termin am vergangenen Freitag, bei dem ein Thyssen-Techniker und der DB-eigene Servicedienstleister schließlich fündig wurden.

„Die Fehlersuche war so kompliziert, weil der Übergabepunkt der Leitungen zwischen Deutscher Telekom und der Technik der Deutschen Bahn nicht gefunden werden konnte“, so die offizielle Begründung des Bahnsprechers. Damit sei auch klar, dass das Kommunikationsunternehmen weder eine Schuld an der Störung trage, noch die Arbeiten zögerlich vonstatten gegangen seien. Im Gegenteil: Die Telekom habe das Problem schließlich erkannt und damit zur Fehlerbeseitigung beigetragen, so Graf.

Eine so komplizierte Fehlersuche sei bei neueren Aufzügen wie dem Marbacher ohnehin eine Ausnahme. „In der Regel haben wir die gestörten Aufzüge nach 24 bis 48 Stunden wieder in Gang gesetzt“, so Werner Graf. Meist seien die Gründe für die kurzen Ausfälle kleine Schäden, etwa eine defekte Tür.

Große Schäden, etwa durch mutwillige Zerstörungen, seien hingegen aufwendig, weil teure Ersatzteile bestellt werden müssten. „Fast jeder Aufzug ist ein Unikat und genau auf die örtlichen Verhältnisse geplant und gebaut worden.“