Uterweddes Vortrag lautet: „Welches Europa soll es sein? Deutsche Antworten auf Emmanuel Macrons Reformpläne“. Foto: SudOuest

Henrik Uterwedde beleuchtet Herausforderungen, die den Nachbarländern unter den Nägeln brennen.

Marbach - Dass Mitte März genau der richtige Zeitpunkt sein wird, um über Europa zu sprechen, da ist sich Henrik Uterwedde ganz sicher. Der vormals stellvertretende Direktor am Deutsch-Französischen Institut (dfi) sagt: „Bis dahin werden wir in Deutschland eine Regierung gebildet haben, und müssen dann auf Macrons ehrgeizige europapolitische Vorschläge antworten.“ An einer deutsch-französischen Initiative für Europa führe laut Uterwedde kein Weg vorbei. Und er weiß: „Wir müssen aber auch die anderen Partner in Europa mitnehmen.“ Angesichts der vielfältigen Krisen des Staatenverbundes, wo Ungarn und Polen praktisch den Wertekonsens der EU aufkündigen würden, über den Brexit verhandelt werde und auf die USA unter Trump kein Verlass mehr sei, werde so einiges passieren. „Wir müssen Europa den Menschen näher bringen: Was die EU genau bedeutet, und dass sie viel mehr mit einer Stimme sprechen muss.“ Auch bei Themen wie Grenzsicherung, Flüchtlinge oder Terrorismusbekämpfung sei der Staatenverbund gefordert. „Die Deutschen und die Franzosen haben Erfahrung darin, auch in schwierigen Situationen zu verhindern, dass der Laden zusammenbricht“, gibt Uterwedde zu bedenken.

Im Vortrag von Henrik Uterwedde mit dem Titel „Welches Europa soll es sein? Deutsche Antworten auf Emmanuel Macrons Reformpläne“ ist Teil der zweitägigen Veranstaltung in der Stadthalle, bei der sechs Vorträge hochkarätiger Referenten mit anschließender Diskussion angeboten werden. Sein Interesse und seine Nähe zu Frankreich begann für Henrik Uterwedde, der ab dem Jahr 1974 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am dfi begann und dort von 1996 bis 2014 stellvertretender Direktor war, schon als junger Erwachsener. In seiner Zeit als Soldat bei der Bundeswehr verbrachte er mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge erstmals drei Wochen im Sommer in Frankreich. „Vormittags kümmerten wir uns um einen Friedhof aus dem Ersten Weltkrieg und nachmittags fand ein Begegnungsprogramm statt.“

Bei Ausflügen und Einladungen bei Familien habe man dann Land und Leute kennen gelernt. Es folgten immer wieder Aufenthalte in Frankreich, bis ihm nach abgeschlossenem Studium ein Professor einen Job für ein Jahr am Institut d’Etudes Politiques in Paris vermittelte. „Viele Kontakte nach Frankreich entstanden vor allem durch Programme, bei denen man nicht als Tourist hinging, sondern als Arbeiter“, sagt er schmunzelnd. Im vergangenen Jahr erst ist das Buch von Henrik Uterwedde „Frankreich – eine Länderkunde“ erschienen, das Zusammenhänge und Erklärungen bietet, um das Nachbarland und seinen schwierigen Wandel zu verstehen.

So wird klar, dass mit Henrik Uterwedde ein hochkarätiger Referent für das Marbacher Forum Zeitgeschehen gefunden wurde, das insgesamt acht Vorträge umfasst. Auf die Beine gestellt hat diesen Veranstaltungsreigen ein ehrenamtliches Planungsteam gemeinsam mit dem Leiter der Schiller-VHS, Jürgen Schmiedel. Zum Planungsteam gehören die ehrenamtlich engagierten Marbacher Horst Engelmann, Hans Martin Gündner, Gisela Hack-Molitor (als Sprecherin) und Armin Hüttermann. Für Henrik Uterwedde jedenfalls ist klar: „Es wird einiges passieren, es braucht ein starkes und handlungsfähiges Europa.“

Info: Der Vortrag von Henrik Uterwedde findet im Rahmen des zweitätigen Marbacher Forum Zeitgeschehen unter dem Titel „Europa – wohin?“ am Freitag, 16. März, um 9 Uhr in der Marbacher Stadthalle statt.  Die<br align="block"/> Gebühr für beide Veranstaltungstage beträgt 50 Euro (ermäßigt 40 Euro). Eine Anmeldung bei der Schiller-VHS ist erforderlich, die Kursnummer ist die 18A 1083 24.