Friedrich Hammer tritt nicht mehr zur Wahl an. Foto: Werner Kuhnle

Der Vorstandsvorsitzende der Weingärtner Marbach, Friedrich Hammer, tritt bei der Generalversammlung Ende April nicht wieder an.

Marbach - Vor 22 Jahren ist Friedrich Hammer in die Fußstapfen seines Vaters, Hermann Hammer getreten. Seitdem gibt er als Vorstandsvorsitzender der Weingärtner Marbach die Richtung vor. Eine Aufgabe, die ihm Freude bereitet und die er mit großem Einsatz und Engagement ausgefüllt hat. Im Ehrenamt.

66 Jahre ist der gebürtige Marbacher alt – und damit für eine Wiederwahl bei der Generalversammlung am 29. April nicht mehr zugelassen. Denn die Satzung regelt, dass die drei Vorstandsmitglieder – wenn sie älter als 65 Jahre sind – nicht mehr wiedergewählt werden können. Eine Vorgabe, hinter der Friedrich Hammer steht. „Wenn man einmal im Rentenalter ist, dann sollte man aus dem operativen Geschäft rausgehen“, findet er. Denn eine Genossenschaft müsse sich ständig weiterentwickeln und ein Generationswechsel eröffne mitunter den Blick für neue Wege und Ideen. Wer seine Nachfolge antreten wird, will Hammer nicht verraten. Aber: Es gibt einen Kandidaten, der die 250 Mitglieder und sechs Angestellten der Genossenschaft in die Zukunft führen möchte. „Und es ist jemand, der sich auskennt“, betont der WG-Chef.

Doch das Fachwissen ist nicht alles , was ein Vorstandschef an Qualifikationen mitbringen sollte. „Man muss mit Menschen umgehen können, offen für Anregungen und Kritik sein, das Ohr überall haben und man muss Menschen motivieren können – und zwar im Innen-, als auch im Außenbereich“, betont Hammer. Auf keinen Fall dürfe ein Vorstand „über allem schweben“. Denn die wirtschaftliche Situation der Wengerter – und damit auch der Genossenschaften – sei derzeit schwieriger als noch vor zehn Jahren. „Aber wir sind dabei, es wieder auszugleichen.“

Die Entwicklung des Weinbaus in den vergangenen Jahrzehnten ist enorm, so Hammer. Sei es in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vor allem um das Thema Mengensicherung gegangen, habe man dann begonnen, einen viel stärkeren Fokus auf die Qualität der Weine zu legen. Und das hat dazu geführt, dass das Kulturgut Wein auch viel stärker in das Bewusstsein der Menschen gerückt ist. Wein wird von Menschen gemacht, die viele Emotionen in ihre Arbeit einfließen lassen. Und er weckt Emotionen beim Konsumenten. Was am besten ankommt auf dem Markt, das herauszufinden ist unter anderem Aufgabe der Führungsriege einer Genossenschaft.

Und da hat Friedrich Hammer immer auch auf das Miteinander Wert gelegt. „Etwas Neues entwickelt man in der Gemeinschaft“, ist sein Motto. Die Etiketten beispielsweise, die nächstes Jahr die Flaschen zieren sollen, wurden nicht im stillen Kämmerlein von den Vorständen ausgesucht, sondern in großer Runde. „Der Grafiker hat seine Entwürfe rund 20 Personen unterschiedlichen Alters vorgestellt und wir haben dann Meinungen eingeholt.“

22 Jahre Vorstandsvorsitzender. Das ist eine lange Zeit – auf die Friedrich Hammer auch ein wenig mit Stolz zurückschaut. Viel konnte bewegt werden. „Und gravierende Fehler habe ich nicht gemacht.“ Seinem Nachfolger kann er ein schuldenfreies, solides Unternehmen übergeben. „Auch mit den Rücklagen stehen wir gut da.“ Wichtig sei ihm stets gewesen, das Unternehmen schlank aufzustellen, betont er. Unter anderem durch das Auslagern der Buchhaltung an die Weingärtner Service Gesellschaft (WSG), einer Tochter der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG), der die Marbacher Genossenschaft seit dem Jahr 1965 angehört. „Ich habe, was die Gewissenhaftigkeit und das Engagement angeht, keinen Unterschied zum eigenen Betrieb gemacht“, betont der studierte Landwirtschaftsmeister und Weinbautechniker. Den hat er vergangenen Sommer an seinen Sohn übergeben.

Und wie füllt der umtriebige Ruheständler seine Freizeit nach dem 29. April aus? Hammer lacht. „Einen Plan B gegen Langeweile habe ich nicht.“ Er werde vielleicht mehr lesen als bisher, ab und an verreisen und viel Zeit mit den Enkeln verbringen. Sieben sind es an der Zahl. Das jüngste ist acht Monate, das älteste elf Jahre. Langeweile wird da erst gar nicht aufkommen. Und eines ist dem 66-Jährigen auch noch wichtig: Er höre ohne Traurigkeit, dafür aber mit großer Dankbarkeit auf.