Foto: Michael Raubold

Die Freitagsreportage: Andreas Vogt ist seit 20 Jahren der Hausmeister des Friedrich-Schiller-Gymnasiums.

Marbach - Das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach ohne Andreas Vogt? Ohne seinen schnellen Gang, mit dem er kreuz und quer durch die Schule hastet? Ohne den klirrenden Schlüsselbund, den er bei sich trägt? Ganze Schülergenerationen können sich das kaum vorstellen. Seit Mai 1996 ist der 55-Jährige der Hausmeister des größten Gymnasiums im Land, in diesem Jahr feierte er Dienstjubiläum: 20 Jahre. Als freundlich aber bestimmt kennen ihn die Schüler und Lehrer. Wohl aber keiner von ihnen kennt das Gebäude, ja jeden Winkel, so gut wie er.

Gemeinsam mit Thomas Gruber, der ihn seit 2010 meist montags und freitags unterstützt und ansonsten an anderen Einrichtungen in der Stadt tätig ist, erledigt Andreas Vogt all die Aufgaben, die anfallen. Die beiden reparieren, tüfteln, telefonieren. Sie helfen, wo sie können, sind Ansprechpartner und geben auch mal klare Anweisungen. Kurzum: Sie kümmern sich, damit der Unterricht am FSG problemlos über die Bühne gehen kann. „Jemand hat mal zu mir gesagt, ich könnte über meine Arbeit bestimmt ein Buch schreiben. Eigentlich könnte ich das sogar jedes Schuljahr machen“, sagt Vogt schmunzelnd. Wer den Vollblut-Hausmeister einen Tag lang begleitet, der weiß auch schnell warum.

Nach seinem Dienstbeginn um 6.45 Uhr hat der 55-Jährige kaum eine ruhige Minute. Stehen am Vormittag eher Verwaltungs- und Reparaturaufgaben im Büro mit Werkstatt an, ist Andreas Vogt am Nachmittag im Gebäude unterwegs. Dann geht es darum, in den Klassenzimmern das zu richten, was vormittags im Unterricht nicht so wollte wie es sollte. Beispielsweise Beamer, bei denen Bild oder Ton nicht funktionieren. Oder er muss zur Tat schreiten, wenn vermeintliche Scherzbolde Sauereien in den Toiletten hinterlassen haben.

Meist tragen die Lehrer in einer Liste ein, wenn etwas für den Hausmeister anfällt. Oder sie kommen kurzfristig direkt auf ihn zu. Mal „unbewaffnet“, mal mit Leiter, mal mit Werkzeug, macht sich Andreas Vogt dann auf den Weg. Punkt für Punkt arbeitet er die Liste ab. Doch im Detail planen kann er seinen Arbeitstag nicht. Immer wieder klingelt sein Handy, nicht selten handelt es sich um akute Fälle. Die Leiter also wieder ins Hausmeisterbüro gestellt, geht es zur kurzfristigen Verabredung. Diesmal mit Christian Johrend, der die Stundenpläne erstellt und mit Andreas Vogt absprechen muss, welche Klasse für wie viele Schuljahre in welchem Zimmer untergebracht ist. Bei den Klassenstufen fünf bis sieben gilt es dabei zu beachten, dass die Schließfächer der Schüler auf den Fluren nah am Klassenzimmer sind. Ist das nicht der Fall, baut sie das Hausmeister-Duo ab, um sie an anderer Stelle wieder aufzubauen. Vogt weiß aus dem Stehgreif, in welchem Raum welche Altersstufe untergebracht ist. Gemeinsam mit Christian Johrend tüftelt er also eine Lösung aus.

Geboren wurde Andreas Vogt in Heilbronn, sein ganzes Leben lebt er in Marbach. Er stammt aus der Familie Vogt, die einst eine Bäckerei hatte, wo heute die Keims ansässig sind. Nach einer Lehre bei Elektro Krämer in Marbach, arbeitete er drei Jahre als Elektriker in Erdmannhausen, danach elf Jahre lang als Schaltschrankbauer in Murr. Seitdem ist er Hausmeister am FSG. „Damals waren es hier 1100 oder 1200 Schüler. Heute sind es mehr als doppelt so viele“, so Andreas Vogt.

Fester Bestandteil in all diesen Jahren waren auch Erweiterungen und Sanierungen an der Schule. „Nur in drei Jahren gab es keine Baumaßnahmen“, sagt Vogt lachend. Bei den Bauarbeiten stimmt sich der Hausmeister mit den Arbeitern ab, ebenso mit den Ingenieuren. Dadurch, dass er die Arbeiten täglich verfolgt, sieht er gleich, wenn etwas aus schulischer Sicht nicht ganz stimmig ist. Meist ist dabei das Praktische wichtiger als das Optische, was nicht jeder Architekt nachvollziehen kann, so Vogt. „Was bringt etwas, das schön aussieht aber nicht praktikabel ist? Wird für Schulen etwas neu erfunden, sag’ ich immer: Bring’ es her und wir testen es zwei Wochen lang. Bewährt es sich in dieser Zeit, kann es verwendet werden.“

Aufgrund des schnellen Wachstums der Schule ist Andreas Vogt auch dankbar um die Mitarbeit durch seinen Kollegen Thomas Gruber. So können sich die beiden die Aufgaben aufteilen. Vogt erinnert sich: „Als ich hier angefangen habe, benötigten wir fünf oder sechs Klassenräume für das Abitur. Heute sind es 14 bis 15 Räume. Und als der Doppeljahrgang aus G8 und G9 seinen Abschluss gemacht hat, haben wir kurz überlegt, ob wir nicht in die Turnhalle gehen sollen“, sagt er und schmunzelt.

Zum Revier des Hausmeisters zählt neben dem Schulgebäude auch die FSG-Sporthalle. Im wöchentlichen Wechsel mit seinen Kollegen der anderen Schulen ist er zudem zuständig für die Hackschnitzel-Heizungsanlage. „Hier müssen wir die Asche herausholen und die Anlage reinigen“, erklärt Vogt. Besonders intensiv sei das im Winter: Während es draußen Minusgrade hat, strömen ihm vor der Anlage Temperaturen von mehr als 900 Grad Celsius entgegen. „Da schaue ich dann, dass ich nur einmal am Tag hier reingehe und alles erledige. Denn wenn man mit Winterklamotten reinkommt, fließt schnell der Schweiß.“ Auch um den Winterdienst kümmert sich der Marbacher je nach Dienstplan. „Da schaue ich nachts um 4 Uhr aus dem Fenster, um zu sehen, ob ich Verstärkung anfordern muss.“

So legt Andreas Vogt am Tag mehrere Kilometer zurück. Und hat er in der Schule die Klassenzimmer abgeschlossen, endet sein Dienst gegen 18.15 Uhr mit einer Runde ums Gebäude. Wo brennt noch Licht? Wo steht ein Fenster offen? Als er an der Schule gewohnt hat, galt selbst sein Blick vor dem Schlaf der Schule. „Da schaut man dann noch mal kurz, ob ein Licht brennt.“ Durch seinen Umzug vor wenigen Wochen ins Hörnle änderte sich das. Hausmeister durch und durch bleibt er dennoch.