Eine Szene aus dem Theaterstück „Die Franzosenbraut“, das das Theater unter der Dauseck im Jahr 2010 in der Oberriexinger Georgskirche gespielt hat. Foto: factum/Weise

Beim Theaterstück „Franzosenbraut14“ schlüpft Bernd Schlegel von der Uhlandschule im Schlosskeller in vier Rollen.

Marbach - Das Theater unter der Dauseck (Oberriexingen) und seine Profisparte Projekttheater XXL haben andernorts schon viele Zuschauer begeistert. Jetzt kommt die Truppe erstmals in den Marbacher Schlosskeller. Ihr jüngstes Stück heißt „Franzosenbraut14“ und basiert auf wahren Begebenheiten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Als der Bauernfamilie Büchner ein französischer Kriegsgefangener zur Zwangsarbeit zugewiesen wird, passiert, was nicht sein durfte: Die Töchter Ida und Luise verlieben sich in den Burschen, eine der Schwestern wird schwanger und landet im Frauengefängnis. „So etwas war kein Ausnahmefall, und eine der Fragen ist, wie mit solchen Frauen umgegangen wird“, sagt Bernd Schlegel. Das Thema sei zwar ernst, das Stück biete dennoch auch Heiteres.

Der Rektor der Marbacher Uhlandschule ist einer der beiden männlichen Hauptdarsteller, mit gleich vier kleineren Rollen. In zwei weiteren Männerrollen ist Andreas Lutsch, ein professioneller Musicaldarsteller, zu sehen. Auch eine der drei Frauenfiguren wird von einer Berufsschauspielerin, Melina Schöfer, dargestellt.

Den Regisseur Walter Menzlaw nennt Bernd Schlegel renommiert und erfahren. Dabei weiß er, wovon er spricht. Schließlich war der Pädagoge, bevor er vor rund 15 Jahren an die Marbacher Förderschule wechselte, drei Jahre hauptberuflicher Schauspieler. Eines der Stücke, bei dem er am rheinland-pfälzischen Chawwerusch-Theater mitwirkte, kam im Fernsehen und wurde in die damalige Kulturhauptstadt Weimar geholt. Am vergangenen Sonntag hatte Schlegel wieder einmal einen Auftritt im Chawwerusch, mit der „Franzosenbraut14“.

Eine eigene Geschichte hat auch dieses Stück schon. Als das Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen 2010 eine edierte Sammlung von Feldpostbriefen herausbrachte, wandte es sich an die Theatergruppe mit der Bitte, dazu Szenen zu spielen. Weil die Resonanz auf die 25-minütige Darstellung gigantisch gewesen sei, kam die Anfrage nach einem kompletten Stück. Das XXL-Theater war geboren. „Franzosenbraut14“ ist sein viertes Stück.

Mit Autorin Barbara Schüßler habe das Theater großes Glück. Sie könne alles schreiben, ob für zwei Personen oder für 30. Derzeit arbeite sie an einem Auftrag für eine Schweizer Bühne, sagt Schlegel über die einstige Ludwigsburger Schulleiterin und heutige Co-Leiterin des Pädagogisch-Kulturellen Centrums Freudental. Zufällig ist sie seine Frau.

Als zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs erneutes Interesse an dem Stück entstand, wurde es komplett neu inszeniert. Schüßler überarbeitete den Text für neues Spielpersonal und ergänzte ihn um Lieder. Walter Menzlaw wurde für die Regie gewonnen, die studierte Bühnenbildnerin Anne Brügel für das Bühnenbild. Dieses ist jetzt nüchterner und abstrakter, sagt Schlegel. Es biete viele Spielmöglichkeiten und dem Zuschauer Raum für eigene Fantasie. Wichtig sei die hohe Funktionalität der Ausstattung, um damit an verschiedensten Plätzen aufzutreten.

Im November 2014 war Premiere im Kleinkunstkeller Bietigheim-Bissingen. Marbach ist die siebte von insgesamt zwölf Tourneestationen. Als Techniker fungiert neben Jürgen Pinter übrigens Fabian Friedl, der Benninger Allroundkünstler, der in Marbach ebenfalls nicht unbekannt ist.