Der Mühlweg ist in einem schlechten Zustand. Vorerst wird aber nichts dagegen unternommen. Foto: Werner Kuhnle


SPD beantragt eine Neugestaltung. Verwaltung und andere Räte mahnen aber zur Geduld.

Marbach - Der Haushalt für 2018 steht. Bei nur zwei Enthaltungen von der Gruppe Puls ist der Etat am Donnerstag beschlossen worden. Bis an dem Werk ein Knopf dran war, wurde aber mehr als zwei Stunden über 22 Anträge diskutiert – teils leidenschaftlich, teil kontrovers, manchmal auch hitzig.

Völlig unstrittig war in der Runde indes unter anderem der Freie-Wähler-Wunsch, vier öffentliche Gebäude mit Defibrillatoren auszustatten. Ebenso einmütig begrüßte das Gremium den Puls-Vorschlag, am Energietag teilzunehmen. Konsens herrschte auch über die CDU-Anregung, nach Möglichkeit die P+R-Anlage am Bahnhof zu erwerben. Einverstanden waren zudem alle Ratsmitglieder mit der Idee, den städtischen Fuhrpark, so weit sinnvoll, auf eine E-Flotte umzustellen. Die Basis dafür hatte ein Grünen-Antrag geliefert.

Keine Einigkeit gab es hingegen beim wahrscheinlich umstrittensten Thema des Abends: Wie es mit dem Mühlweg und damit auch der Anbindung an die Altstadt weitergehen soll. Die SPD hatte gefordert, das Pflaster neu zu verlegen und „über die gesamte Länge eine Gehspur ohne Treppenstufen mit hinreichend glatter, rutschfester Oberfläche ähnlich wie in der Torgasse“ einzubringen. Außerdem plädierten die Genossen dafür, „in der Verlängerung des Übergangs von den Bootshäusern über den Radweg“ einen Überweg für Fußgänger über die L 1100 samt Ampel einzurichten und stufenfrei an den Mühlweg anzubinden. „Der Mühlweg stellt die kürzeste Verbindung vom Neckar in die Stadtmitte dar“, betonte Hans Martin Gündner von der SPD. Der Weg werde auch dann nicht an Bedeutung verlieren, wenn der in der Diskussion stehende Schrägaufzug vom Neckar in die Altstadt realisiert wird. Dank der neuen Ampel könne man sich zudem die ebenfalls angedachte Unterführung unter der Landesstraße vielleicht sparen. „Das ist der offizielle Zugang zu unserer Stadt vom Wasser her. Der Zustand ist aber schlechter als der aller unserer Feldwege“, ergänzte Jürgen Waser von den Grünen. Er machte sich deshalb dafür stark, zumindest im hinteren Teil der Gasse die Senkungen auszubessern. Davon riet jedoch Gerhard Heim, der Erste Beigeordnete, ab. Er gab zu bedenken, dass die Firma Oehler bei ihrer geplanten Umgestaltung des Unternehmenssitzes just an dieser Stelle wieder in den Belag eingreifen werde.

Doch auch unabhängig davon schlug die Verwaltung vor, jetzt von einem Umbau die Finger zu lassen. Gerhard Heim verwies auf den städtebaulichen Wettbewerb zur besseren Anbindung der Altstadt, nach dem eine Unterführung unter der L 1100 beim Bootshaus sowie ein Schrägaufzug favorisiert würden. Insofern solle man erst abwarten, was aus der Umsetzung wird. Diese neue fußläufige Anbindung sei ein Schwerpunktprojekt im Sanierungsgebiet Altstadt, für das ein Aufstockungsantrag gestellt wurde. „Sobald über den Antrag befunden ist, sollten wir entscheiden, wie es insgesamt weitergeht“, schlug Gerhard Heim vor. Zumal die Anbindung des Neckars auch Thema bei der Gartenschau sei, für die sich Marbach mit Benningen beworben hat. Dort winkten großzügige Fördermittel, betonte der Bürgermeister Jan Trost. „Deshalb sollten wir jetzt keine Investition tätigen, die sich hinterher vielleicht als falsch erweist“, sagte Gerhard Heim. Dazu komme, dass die Gasse selbst nach einer Umgestaltung zu steil bleibe. Außerdem: Wenn man den Belag aufreiße, müsse man auch gleich sämtliche Versorgungsleitungen austauschen.

„Dass der Mühlweg renovierungsbedürftig ist, darüber brauchen wir nicht streiten. Wir sollten aber abwarten, welche anderen Zugänge zur Altstadt in der Planung kommen“, mahnte auch Heike Breitenbücher von der CDU Geduld an. Benjamin Flaig von Puls meinte, dass man der Sanierung des Mühlweges grundsätzlich zustimmen könnte. „Voraussetzung aber wäre eine Kostendeckung, die wir im SPD-Antrag nicht erkennen können“, sagte er. Martin Mistele (Freie Wähler) zeigte ebenfalls wegen der Ausgaben skeptisch. Im Grunde sehe er zwar Handlungsbedarf. „Wir beginnen aber auch eine Flickschusterei“, betonte er. Schließlich strebe man zugleich ein Konzept für die Wegeverbindungen und eine Neugestaltung der Fußgängerzone an.

Letztlich wurde zum Mühlweg gar keine abschließende Entscheidung getroffen. Zunächst soll jetzt geprüft werden, wie alt die Leitungen dort tatsächlich sind, was dann auch etwas über die Dringlichkeit aussagt. Auf der Basis wollen die Räte weiterdiskutieren. Der von der SPD angemahnte neue Übergang über die L 1100 fiel hingegen beim Votum glatt durch.

Volle Zustimmung gab es für einen Antrag der Freien Wähler, der sich ebenfalls um die Altstadt drehte und damit in gewisser Weise auch den Mühlweg betraf. Die Fraktion forderte die Erarbeitung eines Konzepts „zur baulichen Sanierung und wirtschaftlichen Belebung des Altstadt, insbesondere der Fußgängerzone, zu erarbeiten“. „In der Fußgängerzone ist schon 5 nach 12“, betonte Jan Trost. Bereits in der nächsten Sitzung soll deshalb ein Fachbüro damit betraut werden, entsprechende Ideen zu entwickeln. „Wir möchten den Einzelhändlern ein Signal geben, damit sie bei der Stange bleiben“, sagte der Schultes.