Der Erste Beigeordnete der Stadt, Gerhard Heim, sowie der Vereinsvorsitzende Armin Hüttermann und Mäzen Hermann Püttmer (von links) setzen die Röhre mit Dokumenten zum Gebäude ein. Foto: Dominik Thewes

Lange hat es gedauert, nun ist der offizielle Startschuss für den Erweiterungsbau des Tobias-Mayer-Museums gefallen.

Marbach - Noch bevor der Grundstein für die Erweiterung des Tobias-Mayer-Museums am gestrigen Mittag gelegt wurde, hatte sich der Altstadtrat Eberhard Hubrig (Freie Wähler) seine Meinung gebildet. „Jetzt wird sich der Schiller warm anziehen müssen.“ Wie um dieses Urteil belegen zu wollen, haben sich mehr als100 Gäste, inklusive der letzten Nachfahren des berühmten Mathematikers, Asmus und Ute Mayer, die eigens aus Niedernhausen bei Wiesbaden für die Grundsteinlegung angereist kamen, sowie den Landtagsabgeordneten Fabian Gramling (CDU) und Daniel Renkonen (Bündnis90/Grünen) zu der feierlichen Stunde eingefunden.

Dass Marbach nicht nur „zweifelsfrei Schiller-Stadt“, sondern auch „zweifelsfrei Mayer-Stadt“ ist, wie der Erste Beigeordnete Gerhard Heim in seiner Rede befand, sei dem umtriebigen, 1981 gegründeten Tobias-Mayer-Verein zu verdanken, der seit 1996 im Geburtshaus des Astronomen ein kleines Museum betreibt. Allen voran lobte er den Vorsitzenden Armin Hüttermann, der das Projekt Museumsanbau „mit guten Ideen und in der für ihn gewohnten Weise vorangetrieben hat“. Für Heim bestehen keine Zweifel: „Die Erweiterung bedeutet eine neue Attraktion für Marbach.“

Angefangen hatte alles „vor etwa vier bis fünf Jahren mit einer kühnen Vision“, erklärte Armin Hüttermann in seiner Rede. Er erinnerte damit auch an Hermann Breitenbücher, „nach desssen Tod diese Vision immer konkreter wurde“. Nicht zuletzt der letzte Bewohner des Göckelhofes selbst zähle zu den Ideengebern für eine Museumserweiterung.

Den tatsächlichen Startschuss gab noch Altbürgermeister Herbert Pötzsch, der dem Verein am 8. Oktober 2012 das Grundstück für den symbolischen Wert von einem Euro überließ. Dennoch sei es für den durch Spenden finanzierten Verein alles andere als leicht gewesen, das Projekt zu stemmen. Der breite Rückhalt der Öffentlichkeit, die stetige Unterstützung des Gemeinderates sowie zahlreiche große und kleine Spenden von Vereinsmitglieder, aber auch durch Firmen, hätten schließlich einen wichtigen Beitrag geleistet. „Vor allem aber ist hier unserem Mäzen Hermann Püttmer von der Firma Riva zu danken, ohne den das alles überhaupt nicht ginge“, betonte Hüttermann ausdrücklich. Den Architekten, Statikern und den Mitarbeitern von Team2 dankte er für die „eigentliche Arbeit“ am Museumsbau, dem er „vivat, crescar, floreat“ wünschte: „Das Tobias-Mayer-Museum lebe hoch, es wachse und gedeihe!“

Während der Bauphase ist es zu Verzögerungen gekommen, weil das Landesdenkmalamt den unter dem Göckelhof verlaufenden Keller, der sich unter dem Geburtshaus fortsetzt, als erhaltenswert einstufte. Ihn in die Planungen zu integrieren, hätte sich auf die spätere Nutzbarkeit des Gebäudes massiv ausgewirkt. Mehrere Redner kritisierten gestern diese inzwischen revidierte Entscheidung des Denkmalamtes. Nicht zu ihnen gehörte der Planer Martin Webler, der lobende Worte für die Arbeit der Behörde fand. Deren Mitarbeiter „wachen mit Verstand und Augenmaß“ darüber, dass der Neubau entsehen kann, ohne der Stadt und ihrer historisch gewachsenen Struktur zu schaden.

Tilman Heppler, der als Vertreter von Landrat Rainer Haas aus dem Kreishaus anreiste, gestand, vor seiner Rede noch nicht allzu viel von Tobias Mayer gehört zu haben. Es habe aber keiner langen Recherche bedurft, um zu verstehen: Das Vermächtnis des Naturwissenschaftlers gelte es zu bewahren. Wenn alles reibungslos funktioniert, steht diesem Lebenswerk von 2017 an dafür mehr Platz als bisher zur Verfügung.

Und vielleicht wächst dieser ja sogar noch. Dieter Baader, der maßgeblich an der Realisierung des Neubaus mitgewirkt hat, feierte gestern zwar Geburtstag, trotzdem war er derjenige, der Geschenke verteilte statt empfing: Einen Theodoliten, der circa 1910 in Mailand für den Einsatz in Abessinien gebaut wurde. „Vielleicht“, so Baaders vage Hoffnung, „wird das Gelände für den Neubau ja noch etwas größer, wenn es mit dem historischen Instrument vermessen wird.“