Die obere Etage ist zuletzt als Büro genutzt worden. Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt will das markante Gebäude mit dem speziellen Charme an einen Künstler vermieten.

Marbach - Der Bürgerturm in der Wildermuthstraße hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Als Wehrturm errichtet, diente das Bauwerk später sogar als Gefängnis. Zuletzt verwendete dann eine Schreinerei die schmucken Räumlichkeiten im Erdgeschoss für ihre Ausstellung, im oberen Teil war ein Büro eingerichtet. Davor bot der Turm aber auch schon verschiedenen Künstlern eine Heimat. Genau diese Nutzung schwebt der Stadt nun auch wieder vor, wie Gerhard Heim erklärt. „Wir suchen als neuen Mieter einen Künstler. Das bietet sich vom Ambiente her an“, sagt der Erste Beigeordnete.

Martina Klein, die bei der Stadt fürs Gebäude- und Grundstücksmanagement verantwortlich ist, erinnert daran, dass vor der Schreinerei bis 2006 eine Erdmannhäuserin Silberschmuck und Seidentücher im Bürgerturm präsentierte. In eine ähnliche Richtung soll es nun wieder gehen. Gerhard Heim beteuert, dass es der Kommune hierbei nicht ums Geld und möglichst hohe Pachterlöse gehe. „Der Preis ist nicht entscheidend. Wir suchen einfach den richtigen Mieter“, stellt er fest.

Wer auch immer im Bürgerturm seine kreative Ader ausleben will, kann das auf elf Quadratmetern im Obergeschoss und neun Quadratmetern im Untergeschoss tun. Die Finger müssen dabei selbst im Winter nicht klamm werden. Im oberen Bereich sei eine Nachtspeicherheizung eingebaut, unten komme die Wärme vom Fußboden, berichtet Gerhard Heim. Bei der Sanierung des stadtbildprägenden Gebäudes Anfang der 80er-Jahre sei auch eine Toilette installiert worden. Über ein Waschbecken mit Warmwasseranschluss verfüge der Bürgerturm ebenfalls. Alles in allem hätten die Räumlichkeiten sehr viel Charme. Der Erste Beigeordnete macht zudem darauf aufmerksam, dass das Gebäude mit einer Glastür aufwarten könne. „Wenn also unten ein Künstler arbeitet, ist das transparent“, erklärt er. Das könnte dann auch für die vorbeiflanierenden Touristen von Interesse sein – während umgekehrt die Kreativen für ihre Tätigkeit mehr Aufmerksamkeit bekommen. „Das ist als Atelier ideal“, fasst Gerhard Heim zusammen.

Wer sich im Bürgerturm künstlerisch entfalten will, muss darauf auch nicht lange warten. „Das Gebäude ist sofort zu vermieten“, sagt Gerhard Heim. Der bisherige Pächter verlagere seinen Betrieb von Marbach nach Benningen.


Info Die Geschichte des Gebäudes
Laut dem Landesamt für Denkmalpflege wurde der Marbacher Bürgerturm in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet – und zwar als Eckturm der ehemaligen Zwingermauer. Der  Wehrturm  verfüge im zweiten Geschoss über Schießscharten und sei der eigentlichen Stadtmauer vorgelagert gewesen. 1826 sei das Gebäude zu einem „stadtschultheißenamtlichen“ Gefängnis umgerüstet  worden. Um diese Zeit sei auch der Name Bürgerturm gebräuchlich geworden. Anfang der 1980er-Jahre sei dann eine weitere Umgestaltung  erfolgt, bei der auch ein Laden eingebaut wurde.  „Als markanter, die Stadtansicht prägender Teil der äußeren Stadt- beziehungsweise  Zwingermauer hat der Turm hohen dokumentarischen Wert für die geschichtliche und strukturelle Entwicklung der Stadtbefestigung sowie für deren Umnutzung im 19. Jahrhundert“, stellt das Denkmalamt fest.