Das Fahrrad ist das Markenzeichen von GerhardHeim. Foto: Werner Kuhnle

Der Erste Beigeordnete der Stadt, Gerhard Heim, hört Ende Mai 2019 vorzeitig auf. Die Entscheidung ist ihm nicht leicht gefallen.

Marbach - Eigentlich wäre Gerhard Heims vierte Amtszeit als Erster Beigeordneter der Stadt Marbach erst in vier Jahren zu Ende. Doch der 58-Jährige hört zur Halbzeit auf. Am 31. Mai 2019 ist Schluss. Die Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen, erzählt er. Doch als er vor vier Jahren wiedergewählt worden war, habe er verwaltungsintern schon angekündigt, nicht die ganze Amtszeit zu machen. „Trotzdem gehe ich jeden Morgen gerne zur Arbeit“, schiebt Gerhard Heim sofort nach. „Dennoch kommt irgendwann der Punkt, an dem du überlegst, was du noch machen willst in deinem Leben.“ Und der Verwaltungsmann hat noch einiges vor.

Als da wäre die Arbeit im Weinberg, den er zusammen mit seinen Brüdern bewirtschaftet. Oder die vielen Skitouren, die der begeisterte Sportler- und Naturmensch noch auf seiner persönlichen Agenda stehen hat, und zu guter Letzt die Reisen, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau noch unternehmen will. Und dann wäre da ja auch noch das Ehrenamt. Denn der leidenschaftliche Handballer ist Vorstandsmitglied im TSV Benningen. „Ich möchte einfach einen Gang zurückschalten, deshalb habe ich entschieden, nächsten Mai aufzuhören.“

Das wird beinahe auf den Tag genau 29 Jahre sein, nachdem er aus der Kämmerei der Gemeinde Talheim auf das Marbacher Rathaus gewechselt ist. Lange habe er sich damals überlegt, ob er sich in der Schillerstadt auf die Stelle bewerben soll, erinnert sich Gerhard Heim. „Der damalige Bürgermeister Heinz-Georg Keppler hatte einen autoritären Ruf“, begründet der 58-Jährige sein Zögern. Doch der gebürtige Benninger wollte näher an seinem Heimatort arbeiten. „Die 25 Kilometer nach Talheim waren mir zu viel. Das war lästig.“ Nach Marbach kommt Heim seit 28 Jahren mit dem Fahrrad. Egal ob es regnet, schneit oder der Planet brennt. Der Drahtesel ist so etwas wie sein Markenzeichen.

Als er sich den Marbacher Gemeinderäten damals vorgestellt habe, sei er relativ nervös gewesen, verrät Heim. „Dass ich der einzige Bewerber gewesen bin, den Keppler im Gremium überhaupt vorstellen ließ, habe ich erst hinterher erfahren“, erinnert er sich und schmunzelt.

Seine Entscheidung hat Gerhard Heim nie bereut. Bereits nach zwei Jahren wurde er zum Ersten Beigeordneten gewählt. „Marbach war für mich ein Glücksfall und in den sieben Jahren an der Seite von Heinz-Georg Keppler habe ich unheimlich viel gelernt. Im Führen von strategischen Verhandlungen war er ein Meister.“ Der inzwischen verstorbene Verwaltungschef habe Leistung gefordert und dafür aber auch volle Unterstützung gegeben. Es folgte die Amtszeit von Herbert Pötzsch, mit dem Heim eine „super partnerschaftliche Zusammenarbeit“ verband. „Wir haben uns blind verstanden“, fasst der 58-Jährige die berufliche Liaison in Worte. Pötzsch habe großes Vertrauen zu seinen Mitarbeitern gehabt und über eine sehr gute Menschenkenntnis verfügt.

Seit 2013 heißt Heims neuer Chef Jan Trost. Auch mit ihm arbeite er sehr gut zusammen, sagt der Beigeordnete. „Wir stimmen uns ständig ab.“

Schulen, Kindergärten, der Haushalt – das sind Heims Kernthemen. Nicht zu vergessen die Vorbereitung aller wichtigen Bauprojekte in der Stadt. Dabei sei es ihm stets wichtig gewesen, innerhalb der Verwaltung als Team zu agieren sowie alle Beteiligten, also späteren Nutzer, ins Boot zu holen. Neben der Planung und Vorbereitung neuer Bauprojekte hat Gerhard Heim den Fokus aber stets auch auf die Sanierung bestehender Gebäude gelegt. „Der Erhalt der Substanz ist für eine Kommune unerlässlich.“

Hat er nicht selbst auch einmal daran gedacht, eine Kommune als Bürgermeister anzuführen? Der 58-Jährige lacht. Sicher, in jungen Jahren, sei das ein Gedanke gewesen. Und des Öfteren sei er auch aus anderen Kommunen angefragt worden, ob er nicht bei einem Schultes-Wahlkampf antreten wolle. „Aber ich bin sehr verwurzelt in meiner Heimatgemeinde Benningen – dort wegzuziehen konnte ich mir nie vorstellen. Ein Benninger bleibt in Benningen“, sagt Gerhard Heim und lacht. Denn neben seiner ruhigen besonnenen Art zeichnet sich der Marbacher Zahlenmeister auch durch einen feinen Humor aus – und der Fähigkeit über sich selbst lachen zu können.