Wolfram Berner (links) und Hans-Joachim Knupfer begutachten das Kleindenkmal auf dem Bauhofgelände. Foto: Christian Kempf

Eine Installation zur Bottwartalbahn wird bei einem Aktionstag am Sonntag, 10. Mai, eingeweiht.

Marbach - Schiller überstrahlt in Marbach alles. Zunehmend rückt aber auch der wissenschaftliche Tausendsassa Tobias Mayer in den Fokus. Zu den Aushängeschildern zählen ferner die Literaturmuseen und die Altstadt. Kurzum: „Hier konzentriert sich vieles auf berühmte Persönlichkeiten und Gebäude“, hat Wolfram Berner beobachtet. Dabei kommt aus seiner Sicht speziell ein Thema zu kurz: die Bottwartalbahn, die einst von Marbach bis nach Heilbronn dampfte – „und 100 Jahre ein Wirtschaftsfaktor war“. Damit auch dieser Umstand künftig gewürdigt wird, lassen Wolfram Berner und sein Mitstreiter Hans-Joachim Knupfer am Bahnhof ein Kleindenkmal aufstellen. Bei einem Aktionstag am Sonntag wird die Installation eingeweiht.

Allerdings geht es den beiden Eisenbahnfreunden bei ihrem Projekt nicht allein darum, Geschichtspflege zu betreiben. „Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen und zum Ausdruck bringen, dass das Kapitel für uns noch nicht beendet ist“, erklärt Wolfram Berner. Hans-Joachim Knupfer hofft ebenfalls, dass das Denkmal einen Anstoß gibt, bei verkehrspolitischen Entscheidungen an die Bahn als Alternative zu denken. Auch deshalb soll es mit dem einen Hinweis auf den Entenmörder nicht getan sein. „Das soll das erste Denkmal von mehreren entlang der alten Bahnstrecke werden. Am Ende soll das Ganze eine Denkmal-Route ergeben“, erläutert Wolfram Berner. Die eine oder andere Kommune im Tal habe auch Interesse an dem Vorhaben bekundet. Da aber nichts fix ist, wollen die Initiatoren noch nicht preisgeben, wer genau Aktien hält.

Die Verantwortlichen in Marbach sind auf jeden Fall schon mit im Boot und haben den beiden unter die Arme gegriffen. „Ich bin mit einem Modell auf Bürgermeister Trost zugegangen und er hat gleich eine positive Reaktion gezeigt“, berichtet der Marbacher Berner. So konnte das Erinnerungsstück zum Beispiel auf dem Gelände des Bauhofs gelagert werden. Mitarbeiter der Kommune helfen zudem dabei, das rund 700 Kilogramm schwere Objekt zu verladen und am Bahnhof zu verankern. Darüber hinaus hat sich der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling darum gekümmert, mit der Bahn einen so genannten Gestattungsvertrag hinzubekommen. Ohne diesen hätten Wolfram Berner und Hans-Joachim Knupfer das Kleindenkmal gar nicht am Bahnhof platzieren dürfen.

Aufgestellt wird es auf einer Grünfläche neben der Park-and-ride-Anlage. Also genau dort, wo früher die Passagiere in den Entenmörder einstiegen, wie Hans-Joachim Knupfer erklärt. Die Installation besteht aus einem Gleis, auf dem ein Radsatz steht. Beides stammt aus dem Fundus des Vereins Öchsle Schmalspurbahn, der in Ochsenhausen beheimatet ist. Die Verbindung zur Bottwartalbahn ist dadurch gegeben, dass die Züge in Oberschwaben auf dem gleichen Schmalspur-System unterwegs waren wie jene, die zwischen Marbach und Heilbronn verkehrten. Das Gleisstück, das sich Knupfer und Berner sichern konnten, war bei den Kollegen in Ochsenhausen im Rahmen einer Sanierung ausrangiert worden. „Von der Substanz her ist das Teil 120 Jahre alt“, erklärt Hans-Joachim Knupfer. Der Radsatz habe ebenfalls mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel. Damit man auch weiß, was es mit dem Kleindenkmal auf sich hat, lassen die beiden Bahnfreunde eine Informationstafel anbringen. In einem Stil, der prägend sein soll für alle folgenden Hinweisschilder. Ach ja: Eingeweiht wird das Ganze natürlich nicht zufällig am 10. Mai. An diesem Sonntag ist es fast auf den Tag genau 121 Jahre her, dass sich erstmals ein Zug von Marbach nach Beilstein in Bewegung setzte.