Die Einsatzkräfte besprechen, was an diesem Abend zu tun ist. Foto:  

Bei einer Großübung zum Katastrophenschutz haben 15 Feuerwehren im nördlichen Kreisgebiet kooperiert.

Marbach - Die Handys zeigen 17.24 Uhr an: Alarm in Marbach – mit Blaulicht und Martinshorn drängeln sich mehrere Einsatzwagen der Feuerwehr durch den dichten Berufsverkehr. Ziel ist die Murr beim Gruppenklärwerk Häldenmühle an der Landesstraße 1100. Die Feuerwehrleute wissen an diesem Mittwochabend nicht, ob es sich um einen Ernstfall oder nur um eine Übung handelt. Es heißt, es habe einen Druckabfall in der Transalpinen Ölleitung (TAL) gegeben, den die Leitstelle in Ingolstadt weitergegeben habe. Ein Schlauchboot und eine Ölsperre sind am Einsatzort zur Hand. In Windeseile breiten die Feuerwehrleute den etwa 20 bis 25 Meter langen Schwimmkörper auf der Murr aus und befestigen ihn.

Der Vorgang in Marbach ist Teil einer kreisweiten Katastrophenschutzübung, an der an diesem Abend 380 Einsatzkräfte von 15 Feuerwehren, der Polizei, dem Katastrophenschutz, der DLRG und dem Technischen Hilfswerk sowie diverser Rettungsdienste teilnehmen. Die Wehren wissen noch nicht, an welcher Stelle die TAL leckt. Die Leitung verläuft auf ihrem insgesamt 466 Kilometer langen Weg von Triest über Ingolstadt nach Karlsruhe auch durch das nördliche Kreisgebiet. Die Hilfskräfte müssen deshalb ihren jeweiligen Flussabschnitt vor einer möglicherweise bald eintreffenden Ölschwemme sichern. „Wir sind das letzte Hindernis vor dem Neckar“, sagt Kai Blum, als Zugführer der Feuerwehr Marbach für den Ablauf vor Ort verantwortlich. Ähnliche Stellen sollen das Öl auch an der Enz, der Bottwar und anderen Zuflüssen stoppen, um eine Katastrophe abzuwenden.

Eine halbe Stunde später ist Blum zufrieden. „Bis jetzt klappt alles super“, sagt er. Schließlich übe die Marbacher Feuerwehr das Anbringen der Sperre mindestens einmal jährlich, „aber sonst eher in den wärmeren Monaten“. Immerhin treiben an diesem Abend bunte Herbstblätter gegen die knallrote Sperre – das Hindernis erfüllt also seinen Zweck. „Jemand hat vor Jahren auch schon mal Sägespäne gestreut, um einen solchen Fall zu simulieren“, erzählt der Feuerwehrmann Blum.

Gegen 18.05 Uhr steigen einige Rettungsschwimmer der DLRG in den Fluss. „Es ist immer möglich, dass Leute von uns hineinfallen“, erklärt der Zugführer. Im Ernstfall kommt es auf eine gute Kommunikation zwischen den Einsatzstellen an. Ein 60-köpfiger Führungsstab im Kreishaus bündelt den Einsatz der Gruppen. Ein Orgagramm im Marbacher Kommandowagen beschreibt diese Struktur. So gibt es Führungsgruppen in Steinheim, Mundelsheim, Bietigheim und Sersheim sowie eine Bereitstellung in Besigheim. Der Marbacher Zugführer Kai Blum ist an diesem Abend gut vernetzt. Er erfährt von den Kollegen der Rielingshäuser Abteilung, ob es möglicherweise Schäden entlang der Pipeline auf Marbacher Gemarkung gibt.

Die Feuerwehren haben im Kreisgebiet insgesamt 17 Ölsperren angelegt, teilt Katja Lumpp, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart mit. Der Führungsstab ziehe ein zufriedenes Fazit – man habe gut miteinander zusammengearbeitet. An der Übung haben die Wehren aus Besigheim, Bietigheim-Bissingen, Freiberg, Hessigheim, Ingersheim, Löchgau, Marbach, Mundelsheim, Murr, Oberstenfeld, Pleidelsheim, Sachsenheim, Sersheim, Steinheim und Vaihingen teilgenommen.