Bei Demenzkranken müssen die Sinne angeregt werden. Foto: dpa

Die Stadträte loben das Programm, das Krankenpflegeverein und Diakonie gemeinsam stemmen.

Marbach - Die Demenzgruppe in Marbach hat im Oktober 2015 ihren Betrieb aufgenommen – und läuft seitdem unter dem Label eines Pilotprojekts. Doch nach dem Erfahrungsbericht, den die Verantwortlichen am Donnerstagnachmittag im Verwaltungsausschuss präsentierten, war für die Stadträte schnell klar: Die Demenzgruppe ist eigentlich nicht mehr aus Marbach wegzudenken und sollte zu einem dauerhaften Angebot werden. Das Gremium versicherte zudem seine weitere Unterstützung. Pro Jahr fördert die Stadt das Angebot derzeit mit 2000 Euro. „Das ist sehr gut angelegtes Geld“, betonte Heinz Reichert von der SPD.

Heinz Reichert war es auch, der nachhakte, ob vielleicht eine zweite Gruppe ins Leben gerufen werden sollte. „Das muss man sehen“, antwortete Ulrike Julius, die fachliche Leiterin. Aktuell begrüße man donnerstags von 14 bis 17 Uhr zehn Gäste im Christophorushaus im Hörnle. Nun sei eine elfte Anfrage eingegangen. Damit erreiche man erstmals eine Überbelegung. Allerdings verfüge die Gruppe über einen guten Personalschlüssel. Die Senioren würden immer von einer Fachkraft und sechs Ehrenamtlichen betreut. Sprich: an einem elften Gast wird es wohl nicht scheitern. Wobei Werner Hertler, der Vorsitzende des Krankenpflegevereins, andeutete, dass es potenziell noch mehr Leute gibt, die von dem Projekt profitieren könnten. „Viele trauen sich nicht, den Bedarf zu artikulieren“, hat er nämlich festgestellt.

Werner Hertler hat außerdem beobachtet, dass das Angebot nicht nur den Demenzkranken selbst zugutekommt, sondern auch ihren Angehörigen. Die hätten das Bedürfnis, sich auszutauschen. „Sie sind sehr einsam mit ihrem Thema“, stellte er fest. Deshalb würden die pflegenden Partner auch mit ins Boot genommen, erläuterte Ulrike Julius. Zum Beispiel beim Sommerfest. Der eine oder andere sei aber auch dankbar, einfach mal drei Stunden für sich zu haben, solange der Angehörige in der Demenzgruppe beschäftigt ist.

Dort wird den altersverwirrten Frauen und Männern ein abwechslungsreiches Programm geboten. Los gehe es immer mit einem Stuhlkreis, in dem gemeinsam Lieder gesungen werden, berichtete Ulrike Julius. Außerdem setze sich die Gruppe stets mit einem festen Thema auseinander, zum Beispiel den Jahreszeiten. Spaziergänge stehen ebenfalls auf der Agenda. „Dann ist langsam der Kaffee dran“, sagte die fachliche Betreuerin. Spielangebote, Gymnastik und mehr runden das bunte Programm ab.

Bei dem Projekt übernehme die Diakoniestation Marbach die Leitung und die bürokratischen Aufgaben, während sich der Krankenpflegeverein unter anderem um die Ehrenamtlichen und die Räumlichkeiten kümmere, erklärte Wilfried Schwarz, der Geschäftsführer der Diakoniestation. „Das ist eine sehr gute Kooperation, die sich sehr gut ergänzt“, betonte er. Und Werner Hertler zeigte sich zuversichtlich, dass die Demenzgruppe nicht als Projekt endet. „Es ist ein Genuss, zu sehen, wie die Leute das annehmen“, sagte er. Man wolle folglich am Ball bleiben.

Das hörte Jürgen Schmiedel von der SPD gerne. „Das ist ein Gewinn für die Patienten und die Angehörigen, die entlastet werden“, sagte er. Insofern könne man es nur unterstützen, dass die Gruppe fortgeführt werden soll. Das sieht auch Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern so. „Demenz wird zunehmen und kann jeden treffen“, sagte der Mediziner. Das Engagement, das hier dahinterstecke, sei vorbildlich. Heike Breitenbücher von der CDU wies darauf hin, dass durch solche Angebote die Pflege zuhause leistbar werde und man den vorzeitigen Gang ins Heim abwenden oder zumindest hinauszögern könne. Barbara Eßlinger von den Grünen war ebenfalls angetan und dankte den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz. „Die Menschen erfahren da Respekt“, lobte auch Hendrik Lüdke von Puls. Außerdem würden Erinnerungen bei den Patienten geweckt und die jeweiligen Partner bei der Pflege entlastet.