Pendler können das Stadtticket seit dem 1. März kaufen und damit selbst nach Rielingshausen pendeln. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der verbilligte Fahrschein kann seit dem 1. März genutzt werden. Anfangs war die Resonanz überschaubar, dann zogen die Nutzerzahlen an.

Marbach - Wer früher mit einem Einzelticket zwischen Marbach, Rielingshausen und dem Hörnle unterwegs war und dabei mehr als drei Haltestellen im Bus saß, musste dafür 2,30 Euro berappen. Seit der Einführung des Stadttarifs im März ist das Pendeln wesentlich attraktiver geworden. Nur 1,20 Euro kosten die gleichen Fahrten nun. Und zwar unabhängig davon, wie viele Stationen auf dem Weg zum Ziel passiert werden. Ermöglicht wird der Schnäppchenpreis durch ein Pilotprojekt der Stadt Marbach und des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS). Eine Initiative, die sich zunehmend auszuzahlen scheint. Denn die Nachfrage nach dem Stadttarif ist zuletzt gestiegen. Das belegen die Zahlen, die Martin Schugt vom VVS gestern Nachmittag im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats vorlegte.

Demnach verlief der Auftakt eher verhalten. Nur 2676 Personen lösten das neue Ticket im März. Dann allerdings ging es aufwärts. Im April waren schon mehr als 3000 Passagiere mit dem Stadttarif unterwegs, im Juli sogar 4040 Personen – womit dann auch erstmals der Richtwert überschritten wurde, der bei knapp unter 3600 Pendlern liegt. Als „leicht positiv“ bezeichnete folglich Martin Schugt die Startphase. „Wir sind auch guter Dinge, dass sich das weiter positiv entwickelt“, fügte er hinzu. Es sei üblich, dass es eine Weile dauere, bis neue Angebote auf eine entsprechende Akzeptanz bei den Kunden stießen, betonte er. Gespannt ist der Mann vom VVS insbesondere darauf, wie nun die Zahlen für die Monate September bis Dezember ausfallen, die als Umsatzbringer im Busverkehr gelten. Wertvolle Erkenntnisse erhofft sich Martin Schugt ferner von einer Passagier-Befragung, die im November anberaumt ist. Da will der VVS herausfinden, „was die Stadtticket-Nutzer vorher gemacht haben“, erklärte der Steinheimer. Das ist insofern für die Zukunft des Projekts nicht ganz unerheblich, als mit dem Stadtticket perspektivisch vor allem eines angestrebt wird: Dass die Leute vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsatteln.

Das lässt sich die Stadt auch einiges kosten. Mit bis zu 25 000 Euro subventioniert sie das Ganze, den Rest legen die Verkehrsbetriebe oben drauf. Jedes Ticket wird mit 1,10 Euro bezuschusst. Das gilt auch für die Zeit ab dem 1. Januar 2016, wenn der VVS die Gebühren allgemein anhebt. Dann werden für die Nutzer des Stadttarifs 1,30 Euro fällig. Wenn man die vorliegenden Werte auf ein Jahr hochrechnet, müssten die Tickets mit rund 34 000 Euro gesponsort werden, sagte Martin Schugt. Das Limit der Kommune würde also voll ausgereizt.

Aber, das machte Schugt auch deutlich: Abgerechnet wird erst nach einem Jahr. Wobei für ihn schon jetzt feststeht, dass das Pilotprojekt dann erst mal weitergeführt wird. Ob das Ganze irgendwann in den Regelbetrieb übergeht, hänge aber auch davon ab, ob sich das Stadtticket rechnet, meinte er auf Nachfrage von Barbara Eßlinger von den Grünen.

Einig war sich die Runde, dass man für das Ticket noch stärker die Werbetrommel rühren könnte. „Das Ziel muss ja sein, Umsteiger zu gewinnen“, sagte Jürgen Schmiedel von der SPD. Deshalb wird die Stadtverwaltung wohl entsprechendes Informationsmaterial an alle Haushalte verteilen lassen. Momentan wird zwar an den Bushaltestellen schon auf das Angebot hingewiesen, wie der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling erklärte – aber damit würden in der Regel eben nur die Kunden erreicht, die ohnehin schon auf die Öffentlichen setzen, gab Schmiedel zu bedenken.