Was die Familie Stirm nicht selbst anbaut, wird von Betrieben aus der Region bezogen. Foto: Werner Kuhnle

Die Familie Stirm in Rielingshausen bietet neben Früchten aus eigenem Anbau auch selbstgepresste Öle an.

Marbach-Rielingshausen - Der Hof der Familie Stirm wirkt wie ein kleines Idyll am Ortsrand von Rielingshausen. Ruhig ist es hier. Ein Hund trottet über den Hof. Der Weg zum Laden ist von Bäumen gesäumt. Ein Blick hinter die Tür offenbart Regalreihen voll Fläschchen und Gläsern, große Kisten mit Nüssen und Äpfeln sind im Raum aufgestellt. „Das meiste ist aus dem eigenen Obstbau“, erklärt Jürgen Stirm, der den Hof von seinem Vater übernommen hat. Erd-, Him –, Brom- und Stachelbeeren, Kirschen oder Birnen – die Vielfalt auf den Feldern der Familie Stirm ist groß. Seit 1958 gibt es den Betrieb bereits.

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Nach und nach kamen Obstsorten zur Produktpalette hinzu. Auch Kürbisse und Weihnachtsbäume baut man inzwischen an. „Und das Gemüse kaufen wir dann aus der Region hinzu“, so Jürgen Stirm. Neben dem Großhandel ist so über die Jahre ein kleiner aber feiner Hofladen entstanden, der einige Besonderheiten bereit hält. Denn viele Leckereien werden von Jürgen Stirm und seiner Frau Ute selbst gemacht. Wie etwa Marmeladen, Säfte, Gelees oder Gewürzmischungen.

Dazu gehört etwa das Pfundsgewürz, das Ute Stirm selbst ansetzt. „Das ist etwas Altes“, erklärt sie. „Hier wird Suppengrün konserviert.“ Kurz gesagt: Es entsteht eine Art Brühepulver, ganz ohne Glutamat oder andere Geschmacksverstärker. Ergänzt wird das Angebot durch Nudeln, Eier, Milchprodukte, Wurst, Aufstriche. . . alles aus der näheren Umgebung. „Das meiste kommt aus Betrieben, die selbst Kunden bei uns sind“, so Jürgen Stirm. Eine Zusammenarbeit habe da einfach nahe gelegen. Ein Geben und Nehmen.

Eher ungewöhnlich für einen Hofladen, gibt es bei Familie Stirm auch verschiedene Schreibwaren. „Für den schnellen Bedarf“, so Ute Stirm. Außerdem betreiben sie und ihr Mann die Poststelle im Marbacher Teilort. Und dann gibt es noch Dekoartikel sowie Selbstgebasteltes des Fördervereins der Marbacher Uhlandschule. Und Honig und Wein hat man im Hofladen auch noch im Sortiment.

Doch das ist nicht alles. Denn die Stirms haben noch ein besonderes „Schmankerl“ zu bieten: selbst gepresstes Öl. Und zwar werden nicht nur hofeigene Erzeugnisse verarbeitet, sondern „jeder kann eigene Nüsse mitbringen“, so Jürgen Stirm. Die werden dann direkt im Laden verarbeitet. Das Öl aus eigenen Früchten kann direkt mitgenommen werden. „Wir haben sogar Kunden, die uns Nüsse zuschicken.“ Eine Nussknackmaschine erledigt dabei den Großteil der Arbeit. Nur Ernten muss man die Früchte noch selbst.

Den Bereich der Ölherstellung wollen Jürgen und Ute Stirm auch gerne weiter vertiefen. Das Angebot sei nämlich eine der Möglichkeiten, sich von der Konkurrenz durch Supermärkte abzugrenzen. „Das passiert dann wie von selbst, denn hier steckt Qualität dahinter“, so Ute Stirm. Was die Umsätze angeht, könne man als kleiner Hofladen natürlich kaum mit den Ketten mithalten. „Da gibt es oft Angebote, bei denen Waren unter Erzeugungspreis weg gehen“, hat Jürgen Stirm beobachtet. Da müsse man aber schon auch hinterfragen, wie so etwas zustande kommen kann. „Denn von Kunden, die nur billig wollen, könnten wir nicht leben.“ Tatsächlich habe man im Hofladen aber sowieso einen ganz anderen Kundenstamm, als es bei Supermärkten oder Discountern der Fall ist. Der Mehrwert mache hier oft den Unterschied aus.

Denn anders als im Supermarkt, „wo man seine Sache sucht und dann geht“, baut der Hofladen der Familie Stirm auf den persönlichen Kontakt zum Kunden. Zum einen gibt es Beratung, aber auch wer einfach nur einen kleinen Plausch während des Einkaufs halten will, ist willkommen. Auch Fragen zur Herkunft und zum Anbau der Lebensmittel lassen sich so klären, „im Gespräch mit dem Erzeuger“, stellt Jürgen Stirm fest. Das locke auch Kunden an, die nicht direkt aus Rielingshausen kommen. Außerdem werden die Waren im Internet, etwa beim Wein-Lese-Shop angeboten und auf Nachfrage per Post verschickt.

Dass der Hofladen weiter bestehen soll, ist für Jürgen und Ute Stirm sicher. Ob das auch für das gesamte Sortiment gilt, steht dagegen noch nicht fest. „Da kommt immer was dazu, dafür fällt etwas anderes weg“, so Ute Stirm. Zwar habe alles seine Anhänger, aber wenn etwa von einer Apfelsorte sehr viel übrig bleibt, überdenke man den Anbau im Folgejahr. „Der Geschmack ist wichtig, aber es muss auch wirtschaftlich sein“, stellt Jürgen Stirm hierzu fest.

Für den guten Geschmack treten dabei Jürgen Stirm und sein Team ein. Dass das Bewusstsein für biologische Lebensmittel ansteigt, habe man auch bemerkt. Dennoch tragen die Früchte vom Obstbau Stirm kein Siegel, aber „das Obst wird so behandelt, dass man es gerne isst“, garantiert Jürgen Stirm. Eine Zertifizierung würde vorrangig im Großhandel Sinn machen. Im Hofladen selbst sei das nicht notwendig. Dafür habe man sich ganz bewusst entschieden. Denn letzten Endes wäre ein solches Siegel für ihn mit Bürokratie und jeder Menge Schreibarbeit verknüpft. „Da geht einfach viel Zeit weg.“ Zeit, die man in seinen Augen sinnvoller einsetzen kann. Denn auf dem Hof, in den Feldern und im Laden selbst gibt es immer genug zu tun.

Obstbau Stirm
Büchlesweg 74, Marbach-Rielingshausen, Telefon: 0 71 44 / 3 79 00 Öffnungszeiten
Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie von 13.30 bis 18.30 Uhr;Samstag von 9 bis 16 Uhr.