Auf dem Gelände links der Affalterbacher Straße werden vorerst voraussichtlich keine Wohnungen entstehen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Stadtverwaltung kann sich mit den Bauträgern nicht über die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum einigen.

Marbach - Hinter vorgehaltener Hand wurde schon seit einigen Wochen gemunkelt, dass es eher schwierig werden könnte, die Kohlen noch aus dem Feuer zu holen und das Neubaugebiet an der Affalterbacher Straße zu verwirklichen. Diese Einschätzungen haben sich nun bestätigt: Die Stadtverwaltung sieht die Verhandlungen mit den Bauträgern, die ihre Finger auf den Grundstücken in dem Areal haben, als gescheitert an. Folglich wird die Rathausspitze um den Bürgermeister Jan Trost dem Gemeinderat am Donnerstag vorschlagen, die Planungen für das Neubaugebiet nicht weitervoranzutreiben und das ganze Vorhaben fürs Erste zu beerdigen.

„Wir waren mit dem Ziel angetreten, in dem Gebiet auch für eine breitere Schicht Wohnraum anzubieten. Dieses Ziel kann nicht erreicht werden“, erklärt Jan Trost, woran es letztlich gescheitert ist. Mit den Bauträgern sei in der Frage keine Einigung erzielt worden. Und daraus habe man nun die Konsequenz gezogen. „Das mussten wir tun, sonst hätten wir unsere Glaubwürdigkeit verloren“, betont Jan Trost.

Der Bürgermeister macht zugleich deutlich, dass er die Entwicklung, die sich in den vergangenen Monaten mehr und mehr abgezeichnet hatte, bedauerlich findet. Er gibt zu bedenken, dass man bereits „einen schönen städtebaulichen Entwurf“ an der Hand hatte. Außerdem sei die Nachfrage nach neuem Wohnraum groß. Mit den ganzen Schulen, dem S-Bahn-Anschluss und der restlichen Infrastruktur wäre die Stadt auch prädestiniert gewesen für die Erschließung des Areals in den Kreuzäckern. Aber wichtig sei eben auch, dass sich Normalverdiener wie Facharbeiter oder Krankenschwestern ein Dach über dem Kopf leisten können. Und das wäre eben nicht garantiert gewesen.

Eine Alternative zu dem Gelände an der Affalterbacher Straße habe man nicht in der Schublade, stellt Jan Trost fest. Marbach liege eingekesselt zwischen Galgen, Neckar und der Gemarkungsgrenze zu Erdmannhausen. Man könne damit im Prinzip lediglich noch in Rielingshausen weitere Kapazitäten schaffen. Wobei für das Wohngebiet an der Affalterbacher Straße auch noch nicht aller Tage Abend sei. Das Ganze solle zwar fürs Erste auf Eis gelegt werden, doch könne sich der Wind ja vielleicht in einigen Jahren wieder drehen. Wenn die Bauträger sich auf die Position der Stadt zubewegen, könnte man das Thema wieder aufgreifen, erklärt Jan Trost. Dass bei den Unternehmen aus der Immobilienbranche irgendwann ein Umdenken stattfindet, ist jedenfalls nicht völlig abwegig. Der Bürgermeister weist darauf hin, dass sich in dem Areal viel Geld umsetzen ließe.

Doch dazu wird es nun nicht kommen. Hauptmanko war, dass viele Eigentümer ihre Stückle an die Bauträger und nicht an die Kommune veräußern wollten. So waren die Flächen äußerst begrenzt, auf denen die Stadt freie Hand bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum gehabt hätte.

Das letzte neue Wohngebiet, das in Marbach realisiert wurde, war 2009 am Kirchenweinberg. Seitdem setzte die Kommune ausschließlich auf Nachverdichtung und Innenentwicklung. Doch der Bedarf ließ sich damit nicht stillen. So wurden 2015 die Planungen für das Areal an der Affalterbacher Straße forciert, in dem auch ein Supermarkt angesiedelt werden sollte. Ein Architekturbüro erarbeitete einen städtebaulichen Entwurf. Die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH aus Stuttgart wurde 2016 mit der Baulanderschließung und Umlegung betraut. Häuser werden auf absehbarer Zeit aber nun wohl nicht auf dem Gelände errichtet.