Marbach/Bottwartal
In den Reisebüros spiegelt sich die politische Großwetterlage zum Teil wider: Griechenland feiert Comeback, Türkei kaum gefragt, USA weiter stabil. Foto: fotolia

In den Reisebüros spiegelt sich die politische Großwetterlage zum Teil wider: Griechenland feiert Comeback, Türkei kaum gefragt, USA weiter stabil.

Marbach - Der Trend bei Pauschalreisen geht bei den Reisebüros in Marbach und dem Bottwartal in Richtung Südeuropa. „Das Mittelmeer ist krachend voll“, sagt Ingo Plum vom Reisebüro Feyhl in Marbach. Spanien, Italien und Portugal seien stark nachgefragt. Den Vogel schieße Griechenland mit zweistelligen Wachstumsraten ab. „Es ist für das Land die beste Saison seit zwei Jahrzehnten“, weiß Plum, der vor allem Familien berät, die auf eine vorhandene Urlaubsstruktur vor Ort setzen. Dabei spiele der Sicherheitsgedanke eine Rolle, hat er bemerkt: „Eine Islamophobie begleitet uns seit Jahren.“ Diese Angst treibe allerdings auch seltsame Blüten: So habe ihm ein Kunde gesagt, dass er sich in Ägypten sicherer fühle als in der Türkei – und das, obwohl bekannt sei, dass der Islamische Staat auf dem Sinai mit einer Zelle agiere.

Die Türkei unter Erdogan ist der große Verlierer dieses Sommers. „Wir haben nur einstellige Buchungszahlen“, sagt Ingo Plum. An der Riviera stünden viele Hotels leer. Diesen Trend bestätigt Plums Kollegin Christiane Räder vom Reisebüro Rode in Steinheim. Und wer bucht trotzdem noch? „Familien, die schon viele Jahre dort Urlaub machen und wissen, dass sie dort ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis in schönen Hotels bekommen.“ Vor allem Mallorca sei gefragt, berichtet Räder. Außerdem beobachten beide Reisebüros in ihren Geschäften starke Zuwächse bei innerdeutschen Reisezielen. „Viele Familien fahren auch nur einige Tage weg ins Allgäu, an den Bodensee oder in den Schwarzwald“, erzählt die Reisefachfrau. Und Ingo Plum ergänzt: „An den deutschen Küsten ist kein freies Bett mehr zu bekommen.“

Das angespannte politische Klima in den USA durch die Präsidentschaft Donald Trumps bremst die Reiselust dorthin offenbar nicht, erklären die Mitarbeiter der beiden Reisebüros. „Ich spüre keine Veränderung“, sagt Ingo Plum, der davon ausgeht, dass der latente Rassismus in dem Land und die Entsolidarisierung weiter Teile der Gesellschaft durch Trump lediglich einen Kanal gefunden habe. Generell werden die Vereinigten Staaten aber weiter als sehr reizvolles Reiseland wahrgenommen.

Unter den nordeuropäischen Ländern sei Island in diesem Jahr eines der Top-Reiseziele, berichtet Tertu Jaus, Geschäftsführerin von Tuja Reisen in Benningen. Dazu habe nicht zuletzt der sympathische Auftritt des Fußball-Teams bei der EM 2016 beigetragen. Aber auch das finnische Lappland und Norwegen, auch wegen des gefallenen Wertes der norwegischen Krone gegenüber dem Euro, seien beliebte Urlaubsorte. Unter dem Aspekt der Lebenshaltungskosten sei Finnland wegen des Euros schon lange das günstigste der nordischen Länder gewesen. Für ihr Heimatland bricht Jaus eine Lanze: Daran ändert auch die herumschwirrende „Finnish Airforce“ nichts, von der auf manchem T-Shirt zum Thema Mücken zu lesen ist.