Die Schüler lassen in ihrem Stück das Mittelalter auf die Neuzeit treffen. Foto: Werner Kuhnle

Die Musical AG des Friedrich-Schiller-Gymnasiums hat „Löwenherz“ aufgeführt.

Marbach - Monatelang haben 25 Schülerinnen und Schüler der Musical AG des Friedrich-Schiller-Gymnasiums zusätzlich zum normalen Unterricht gesungen, getanzt, Texte auswendig gelernt und schauspielern geübt. Auch der Unterstufenchor und eine sechsköpfige Band haben fleißig geprobt. Ganz zu schweigen von den fünf Lehrern und einer Schülerin, die ebenfalls viel von ihrer Freizeit geopfert haben, um alle Darsteller fit zu machen und ein ansprechendes Bühnenbild zu gestalten. Der Einsatz hat sich gelohnt: Bei der Premiere des Musicals „Löwenherz – Leonardo und das magische Amulett“ wurden alle vom Publikum im zu etwa drei Vierteln besetzten Festsaal der Ludwigsburger Waldorfschule begeistert gefeiert.

Erstaunlich, mit welcher Souveränität die Unterstufenschüler ihre Rollen in Angriff nahmen. Da gab es kaum mal einen kleinen textlichen Hänger, und wenn doch, dann wurde der ebenso gelassen überspielt wie die Tatsache, dass in einigen wenigen Fällen das Headsetmikrofon, mit dem die Hauptdarsteller ausgerüstet waren, nicht auf Anhieb funktionierte – da griff man dann eben schnell zum Handmikro, um sein Solo zu singen. Selbst eine unerwartete Unterbrechung, in der eine Besucherin ärztlich versorgt werden musste, brachte die jungen Darsteller nicht aus der Fassung. Sie warteten ruhig und begannen nach Anweisung ihrer Lehrerin Helen Volz einfach nochmal neu mit der Szene.

Das Musical, das zu Beginn im Mittelalter und dann in der Gegenwart spielt, wartete nicht nur mit eingängigen Melodien von Historischem über Pop bis Rap auf, sondern dazu noch mit pfiffigen Dialogen. Inhaltlich passte die Geschichte auch bestens zu den Teenagern auf der Bühne: Eine Jugendbande unter ihrem Anführer Bozzo, bei der Premiere am Montag prächtig böse und in großspuriger Körperhaltung toll dargestellt von Gerrit Gäsel, terrorisiert schwächere Schüler, darunter auch Anton (Anna Setzer). Eine Wende, die zu mehr Menschlichkeit und Mitgefühl führt, bringt schließlich die unerwartete Ankunft von Leonardo, der trotz der altertümlichen Sprache stolperfrei von Lea Basilowski zum Leben erweckt worden ist.

Leonardo hat dank eines magischen Amuletts unfreiwillig eine Zeitreise von 670 Jahren in die Gegenwart hinter sich gebracht und ist so der Inquisition entgangen, muss aber wieder zurück, um seinen Vater vor den Schergen zu retten. Wo das Mittelalter und die Neuzeit aufeinandertrafen, sprühten viele heitere Funken, die von den bemerkenswert ernst bleibenden Darstellern ans Publikum weitergeleitet wurden – eine unterhaltsam inszenierte Geschichte mit Themen wie Freundschaft und Verrat, Feigheit und Mut, Lüge und Wahrheit.

Viele richtig gut gesungene Solopartien gab es, die immer wieder vom einsatzfreudigen Chor und von dem flott aufspielenden Orchester untermalt wurden. Es war eine Freude zu sehen, wie die Akteure nach anfänglich leichter Nervosität immer mehr in ihre Rollen hineinwuchsen, sie zum Schluss sogar regelrecht verkörperten. Wiederholt gab es spontanen Zwischenapplaus aus dem Publikum, der sich am Ende, nach gut anderthalb Stunden reiner Spielzeit, zu frenetischem, nicht enden wollendem Beifall und begeisterten Pfiffen steigerte. Am Dienstag fand die Aufführung zum zweiten Mal statt. Dann wurden die anspruchsvollen Hauptrollen von anderen Schülern besetzt.