Auch der Siebenschläfer taucht in unserer neuen Serie auf. Foto: dpa

In unserer neuen Serie „Ruges Tierwelt“ erzählt ein Experte von seinen Erfahrungswelten. Dabei sollen heimische Tiere mit ihren Eigenarten und in ihrem natürlichen Lebensraum vorgestellt werden.

Marbach/Bottwartal - Urlaub – das verbinden Zeitgenossen für gewöhnlich mit fernen Zielen. Daheimgebliebene können Abenteuer aber auch in nächster Nähe erleben. Ein plötzliches Wespennest am Rollokasten, ein Marderbiss, der das Auto lahmlegt . . . es gäbe noch einige nette, kleine Ereignisse zu erwähnen, mit denen uns unsere Freunde aus der Tierwelt vor Probleme stellen, denen wir eigentlich lieber aus dem Weg gegangen wären.

Das Beruhigende an unserer neuen Serie „Ruges Tierwelt“: Sie handelt nicht von eingedrungenen Weberknechten und verzichtbaren Spinnweben, renitenten Rottweilern und lästigen Katzenhaaren – im Fokus stehen diesmal angenehme Erfahrungen mit Tieren, die uns direkt vor unserer Haustüre im Feld-Wald-und-Wiesen-Milieu begegnen. Einzige Voraussetzung: die Augen aufmachen und sich ein bisschen Zeit nehmen. Einmal auf die Entschleunigungsbremse getreten, erwarten uns wahre Wunder. Davon will uns der Tierforscher und Buchautor Klaus Ruge in seiner neuen Kolumne erzählen.

Den Anfang macht am kommenden Dienstag der Siebenschläfer. Dann folgen im Wochenabstand Unke, Mauersegler, Fuchs, Kleiber und Storch. Warum der Marbacher mit Zweitwohnsitz in Irland gerade diese Tiere ausgewählt hat, wird jetzt noch nicht verraten. Nur so viel: Der Kleiber schaffte es in die Serie, weil er einen Kauz einmauerte, der unartigerweise den Nistplatz des Kleibers belegt hatte. „Eine traurige Geschichte, aber das ist Natur“, sagt Ruge und erzählt von den Eskapaden eines Gelbrandkäfers, den er entdeckte, als er seine Regentonne zwecks Reinigung leerte. „Gelbrandkäfer sind gemein“, weiß der Tierforscher, seit er das Tier in die liquide Umgebung eines Aquariums umsetzte, um sein Überleben zu ermöglichen. Von dem All-inklusive-Paket des Hotels machte der Käfer dann auch reichlich Gebrauch: „Er hat sich auf den Kopf eines Goldfischs gesetzt und ihm ein Auge ausgefressen.“

Schockierende Momente dieser Art sollen aber in der Serie die absolute Ausnahme bleiben, verspricht Klaus Ruge. Ihm gehe es vor allem darum, den Lesern den Reichtum zu vermitteln, der von der unmittelbaren Begegnung mit Tieren ausgehe. Dabei spielen auch die Orte eine Rolle. Tümpel etwa beherbergten eine Vielzahl von Tieren. „Bachflohkrebse und Frösche etwa üben schon auf die Kinder eine starke Anziehungskraft aus.“ Er habe auch schon erlebt, dass Buchfinken und Kleiber auf die Hand flögen, um einen hingehaltenen Sonnenblumenkern zu erobern. Klaus Ruge ist davon überzeugt, dass Menschen mit anderen Augen durch die Natur gehen, wenn sie sinnenhafte Erfahrungen mit Tieren sammeln. Dabei spiele es keine Rolle, ob man nur etwas sehe, wie bei Vögeln, die etwa im Pleidelsheimer Wiesental in rauen Mengen lebten oder ob man einen Frosch in der Hand halte. „Wenn Menschen an die Natur herangeführt werden und darüber Bescheid wissen, fühlen sie sich in ganz anderer Weise dafür verantwortlich“, sagt Ruge.

Wie gefährlich der Umgang mit einem viel gescholtenen Tier wirklich ist, will Klaus Ruge am Beispiel des Fuchses veranschaulichen. Dem Lokalkolorit möchte der Vorsitzende des Marbacher Naturschutzbundes besonders gerecht werden, indem er sich in der letzten Folge unserer Sommerserie dem Großbottwarer Wappentier, dem Storchen, widmet.