Oberhalb des Neckars stehen die Trauben gut da. Foto: Sandra Brock

In drei Wochen wird in Marbach mit der Lese der ganz frühen Sorten begonnen. Der aktuelle Jahrgang scheint ein guter zu werden was Qualität und Quantität angeht. Am Thema Bewässerung scheiden sich die Geister.

Marbach/Bottwartal - Der Blick in die Weinberge stimmt die hiesigen Wengerter zufrieden. Der Jahrgang 2015 verspricht ein guter zu werden – sowohl was die Qualität als auch was die Quantität angeht. Von besonderer Güte werden die Rotweine sein. „Es ist eindeutig ihr Jahrgang“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Marbacher Weingärtner, Matthias Hammer. „Die lange Trockenheit und die starke Sonne fördern die Tanine.“

Der Regen habe den Trauben noch einmal einen gewaltigen Reifeschub gegeben, so Hammer. Mit der Lese der sehr frühen Sorten wie Grauburgunder oder Müller-Thurgau werden die Mitglieder der Genossenschaft wohl vom 10. September an beginnen. „Die Lese der normal frühen Sorten wie dem Dornfelder beginnt – denke ich – um den 15. September herum.“ Damit liege man im Vergleich zum Vorjahr nur ein paar Tage hinter dem Lesestart 2014.

Beim Ertrag wird die Genossenschaft beim Trollinger vermutlich etwas unter dem Durchschnitt liegen. „Beim Lemberger liegen wir hingegen im langjährigen Schnitt – was uns gut tut, denn in den vergangenen Jahren lagen wir drunter“, erklärt Matthias Hammer. Vor etwa einem Monat haben einige Mitglieder begonnen, die Stöcke am Alten Berg, am Viehweg und im Gebiet Mäurach, zu bewässern. Fast eine Million Liter Wasser wurde laut Matthias Hammer in zwei, drei Wochen für die fünf bis sieben Hektar gebraucht. „Von unten her sind teilweise schon Blätter weggefallen. Wir mussten handeln“, so Hammer. Die Ökologie sei das eine, aber wäre nicht tropfbewässert worden, dann wäre Qualität und Menge dahin, ist er sich sicher.

Ruben Röder, Kellermeister im Kleinbottwarer Weingut Graf Adelmann, ist in Sachen Bewässerung betont zurückhaltend. „Rebanlagen bis zum dritten Standjahr kann man bewässern, alle anderen nicht“, ist seine Devise. Zum Einen hält er es für gefährlich die Reben an Wasser zu gewöhnen („einmal bewässert, immer bewässert“), zum anderen sei jeder Kilometer, den man Wasser auf der Straße transportiere einer zuviel. „Das ist nicht nur Verschwendung sondern ein ökologisches Desaster“, findet Röder klare Worte.

Mit dem Jahrgang ist der Kleinbottwarer zufrieden. Stand heute gibt es keine Krankheiten und die Kirschessigfliege verlustiert sich in so geringem Maße an den Trauben, dass es keine Gefahr für die Wengerter bedeutet. „Die heiße Phase hat die Fliege gedrückt“, so Röder.

Zur Zeit sind der Kellermeister und die Mitarbeiter des Kleinbottwarer Weingutes dabei, in den Steillagen in Hoheneck die Trollinger-Rebstöcke zu entblättern. „Wir haben bewusst relativ spät mit dem entblättern begonnen und tun dies grundsätzlich nur einseitig“, erklärt Ruben Röder. Damit bekommen die Trauben morgens die Wärme ab und nachmittags sind sie in der Hitze durch die Blätter noch etwas geschützt.

Wie Matthias Hammer spricht auch Ruben Röder von einem Jahrgang, bei dem vor allem die Roten profitieren. „Dem Merlot und dem Lemberger tun die hohen Temperaturen sehr gut. Sie sorgen für extrem strukturierte Weine.“

Sorgen bereitet dem Adelmannschen Kellermeister in diesem Jahr hingegen das Thema Säure. Die Trauben haben so viel Sonne abbekommen, dass der Säuregehalt der Moste, die dem Wein seine Lebendigkeit, Spritzigkeit und Eleganz verleiht, zu niedrig sein könnte. Der Klimawandel hinterlässt immer deutlichere Spuren. „Ich bin jedoch zuversichtlich, dass die Winzer dieses Jahr vom Ministerium eine Genehmigung bekommen, ansäuern zu dürfen“, sagt Ruben Röder.