Nicht immer fließt der Verkehr an der Bergkelterkreuzung so gut. Foto: Werner Kuhnle

Der Regionalverkehrsplan attestiert dem Ausbau eine geringe bis mittlere Wirksamkeit.

Marbach/Bottwartal - Nicht nur die Bottwartalbahn, auch der vierspurige Ausbau der Landesstraße 1100 bei Marbach ist im Regionalverkehrsplan des Verband Region Stuttgart (VRS) als Projekt „mit hoher Dringlichkeit“ bewertet worden. Der VRS schreibt jedoch einem möglichen Großprojekt am stauträchtigen 1,5 Kilometer langen Nadelöhr zwischen der Marbacher Oehler-Kreuzung und dem Murrer Bergkeltertunnel einen relativ geringen Nutzen zu. Laut Planer bringe der Ausbau „erhebliche Beeinträchtigungen“ in puncto Lärm und Flächenverbrauch mit sich.

Ob die Kommunen im Marbacher Raum und im Bottwartal überhaupt einen vierspurigen Ausbau der L 1100 in dem Gebiet wollen, ist vollkommen offen und wohl eher Zukunftsmusik. Ein großer Ausbau erscheint nur als eine Option unter mehreren möglichen. „Jede kleine, zeitnahe Maßnahme wäre wichtig, um das Wahnsinnsnadelöhr zu entlasten“, sagt der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch, der bei diesem Thema unbedingt am Ball bleiben will. „Busse, Lkws und Autos stehen dort fast täglich zig Minuten im Stau – der volkswirtschaftliche Schaden ist beträchtlich.“

Im Januar hatte Torsten Bartzsch mit seinem Marbacher Kollegen Jan Trost die Initiative ergriffen und eine Entlastung des Nadelöhrs an der Landesstraße 1100 rund um die Murrer Bergkelterkreuzung angestrengt (wir berichteten). Sie wurden dabei von den Landtagsabgeordneten Fabian Gramling (CDU) und Daniel Renkonen (Grüne) unterstützt. Gramling findet es „richtig und wichtig“, dass das Verkehrsministerium jetzt den Bereich mit „hoher Dringlichkeit“ einstuft. Er gehe davon aus, dass es langfristig nicht reiche, nur die Knotenpunkte zu verstärken. Er befürworte einen vierspurigen Ausbau, auch wenn er geografisch schwierig sei. Gramlings Kollege Daniel Renkonen war am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Das Regierungspräsidium Stuttgart sollte zunächst nur alle Knotenpunkte an der L 1100 und der L1125 auf Marbacher und Murrer Gemarkung hin zur A 81 untersuchen. Auch wollten die Kommunen Marbach, Murr, Steinheim, Großbottwar, Oberstenfeld und Beilstein wissen, was eine separate Busspur auf der Seite des Gruppenklärwerks Häldenmühle bringen würde. Das sollte das Landratsamt Ludwigsburg untersuchen. Erste Ergebnisse liegen der Behörde vor, müssten aber noch intern besprochen werden, bevor der Abschlussbericht vorgelegt werde, teilt Landratsamt-Pressesprecher Markus Klohr mit.

Noch nicht spruchreif sind auch die Resultate des Regierungspräsidiums Stuttgart für die Knotenpunkte. Ein Büro habe im Frühjahr umfangreiche Untersuchungen an der L 1100 und der L 1125 angestellt, sagt RP-Sprecherin Saskia Becker. „Die Auswertung erwarten wir im Laufe der nächsten Wochen.“ Konkrete Maßnahmen könne das RP noch nicht nennen.

Konkurriert der vierspurige Ausbau der L 1100 mit dem Bau der Bottwartalbahn? Eine Aussage darüber lässt sich wohl erst treffen, wenn genaue Planunterlagen vorliegen. Weil sowohl eine Stadtbahntrasse als auch der Ausbau der L1100 starken Lärm und Eingriffe in die Landschaft mit sich bringen würden, sollten die Folgen beider Projekte im Blick behalten werden, heißt es dazu im Regionalverkehrsplan.

Zweigleisig weiter Bahn und Straße zu untersuchen, schwebt Gerhard Heim, dem Ersten Beigeordneten der Stadt Marbach, vor. „Es kommt viel Verkehr von der Autobahn – wir sollten auf jeden Fall auch die Straßenplanung weiterbetreiben.“ Gleichwohl sei es wichtig, die Planung der Bottwartalbahn ebenfalls konsequent weiterzuverfolgen. „Da muss noch viel planerische Arbeit geleistet werden.“