Bei der Lese helfen Rentner, Azubis und sogar ein Notar. Foto: Phillip Weingand

Die Weingärtner der Region haben mit der Lese begonnen. Die meisten Genossenschaften erwarten einen guten Jahrgang 2012

Marbach/Bottwartal - Fast schon zärtlich streicht Friedrich Hammer über die Beeren. „Diese goldene Farbe – der Riesling hat in diesem Jahr die schönsten Trauben“, schwärmt er. Doch bis diese Früchte die Lesezuber füllen, muss sich der Vorsitzende der Weingärtner Marbach noch acht Tage gedulden. Bei der Lese gestern war erst der Burgunder an der Reihe. Einige Reihen weiter rascheln die Hände der Helfer durchs Blattwerk. Ein Schuhmacher, ein Azubi, ein Notar und Hausfrauen packen mit an.

Hammer ist bisher mit dem Ertrag zufrieden. Er rechnet im Schnitt mit 140 Kilogramm Trauben pro Ar, in den enger bepflanzten Steillagen mit 160 Kilo. „Auch die Qualität ist sehr gut. Meistens haben wir mehr als 85 Grad Oechsle – das liegt im Kabinettbereich.“ Bis auf kleinere Hagelschäden in Benningen und Murr sind den Marbachern auch die Naturgewalten gnädig gewesen.

Ein paar Kilometer weiter nördlich sind auch die Mitglieder der Bottwartaler Winzer bei der Lese. Der Startschuss fiel am 21. September mit dem Sauvignon Blanc – für die Bottwartäler eine Besonderheit. „Die Rebsorte haben wir zum ersten Mal dabei. Das ist eine Spezialität, die unser Sortiment bereichern soll“, erklärt Kellermeister Eberhard Lang. Ansonsten werden im Moment früh reifende Sorten wie Acolon oder Müller-Thurgau gelesen. „Die Qualität ist sehr gut“, sagt Lang. Einzig die Quantität ist für ihn ein Wermutstropfen: „Früher Hagel hat uns Ertragseinbußen gebracht.“ Etwa 15 bis 20 Prozent des Ertrags, schätzt Lang, sind seiner Genossenschaft verloren gegangen. „Einzelschäden gehen sogar bis zu 90 Prozent.“ Er rechnet mit einem Ertrag von „knapp 100 Kilo“ pro Ar.

Besser ist es den Wengertern aus Rielingshausen, Murr und Steinheim ergangen, die zu den Weingärtnern Bad Cannstatt gehören. „In Steinheim gab es Hagelschäden von 20 bis 25 Prozent, aber nur auf Teilflächen“, gibt Kellermeister Thomas Zerweck Auskunft. Auch mit der Qualität ist er sehr zufrieden.

Die Weingärtner Mundelsheim, die seit diesem Sommer zu den Lauffener Weingärtnern gehören, sind ebenfalls glimpflich davongekommen. „Wir haben so gut wie keine Einbußen“, sagt Sonja Fink, die Assistentin der Geschäftsleitung. Gerade das wechselhafte Wetter der vergangenen Tage und Wochen habe den Pflanzen gut getan. „Jetzt sollte es aber nicht mehr lange weiterregnen. Die Beeren saugen sich regelrecht voll und das Mostgewicht sinkt.“ Der Marbacher WG-Chef Friedrich Hammer sieht dem gelassen entgegen: „Wenn das an zwei Tagen geschieht, ist das nicht so schlimm. Die Mischung macht’s, denn ein Wein braucht Sonne, aber eben auch Wasser.“