Foto: Wolfgang Manuel Simon

Die Nässe im Herbst ist ein Problem bei der Soja-Ernte. Die Erträge schwanken – je nach angebauter Sorte, Boden und Lage.

Marbach/Bottwartal - Freud und Leid liegen in der Landwirtschaft manchmal nur wenige Kilometer auseinander. Der Oberstenfelder Markus Heß baut in diesem Jahr zum ersten Mal Soja an (wir berichteten) – er musste aber in der vergangenen Woche noch um seine Ernte zittern. Die Nässe auf dem Feld hinderte ihn daran, das Soja abzudreschen. „Wir hätten vor drei Wochen ernten sollen – das wäre der optimale Zeitpunkt gewesen“, sagte der junge Landwirt am Dienstag enttäuscht. Inzwischen war es jedoch wie erhofft einige Tage lang trocken geblieben. Der aktuelle Sonnenschein stimmt ihn jedoch zuversichtlich, endlich handeln zu können. „Wenn es so bleibt, bin ich mir sicher, dass wir unser Soja doch noch einigermaßen trocken ernten können.“ Voraussichtlich werde er das Soja am morgigen Mittwoch vom Feld holen.

Genau das hat in Kirchberg der Kollege Robert Trautwein vor drei Wochen getan. Und er weiß damit seine Schäflein im Trockenen. „Wir haben einen Ertrag von 3,6  Tonnen pro Hektar – das ist super“, freut sich der Biobauer. Die zeitige Ernte rühre auch von der früh reifenden Sorte her: Merlin. „Wir sind gezwungen, sie Ende September/Anfang Oktober vom Feld zu holen.“ Er baue seit etwa drei Jahren das Soja an, „auch um den Landwirten hier in der Region zu zeigen, dass es bei uns möglich ist“, erklärt der Aktivist vom Verein für Gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg/Rems-Murr, der das Soja aus Südamerika nicht für die Tierfütterung verwendet sehen will. Denn das dabei verwendete Pflanzenschutzmittel Glyphosat sei gesundheitsschädlich. Eine Entwicklung, die nicht mehr rückgängig zu machen sei und in Europa unbedingt verhindert werden müsse, sagt der Biobauer, der sein Soja auf zwei Hektar anpflanzt – was immerhin zehn Prozent der Anbaufläche entspricht.

Einen Trend zum Sojaanbau unter den Landwirten beobachtet Albert Scholpp, Anbauberater des Fachbereichs Landwirtschaft im Landratsamt Ludwigsburg. „Es gibt zunehmend Flächen – die Landesregierung und die Verwaltungen versuchen über Eiweiß-Initiativen etwas zu verändern“, berichtet Scholpp (siehe auch das Interview auf dieser Seite). Für die hiesigen Landwirte sei es am interessantesten, das Soja bei der Tierfütterung einzusetzen. Vor allem Hühner eigneten sich als Abnehmer des getoasteten Sojas, sagt Scholpp. Die Eiweißpflanze diene aber auch entölt als Kraftfutter bei der Schweine- und Rindermast. Außerdem steige der Verbrauch von Soja in Lebensmittelprodukten.

Das Landratsamt Ludwigsburg unterhalte ein Versuchsfeld in Bönnigheim, weiß Albert Scholpp. „Dort haben wir aber auch noch nicht ernten können.“ Er hoffe, dies in den nächsten Tagen nachholen zu können. Glücklicherweise reagiere Soja auf Nässe nicht so empfindlich. „Es bleibt in der Hülle lange trocken.“ Nur Dauerregen könne sie aufweichen. Scholpp rät den Landwirten zu früh reifenden Sorten, damit sie mit der Ernte nicht zu spät in den Oktober geraten. „Der Schlamm auf den Feldern ist hinderlich.“ Wenn es erst mal November wird, könne die Ernte nicht mehr eingebracht werden.

Wer jetzt noch das Soja vom Feld holt, muss in puncto Trocknung starke Abstriche machen. Der Oberstenfelder Markus Heß wäre froh, wenn er sein Soja mit einem Feuchtigkeitsanteil von unter 18  Prozent ernten könnte. „Am Samstag habe ich gemessen, da lag er noch bei 22 Prozent.“ Vor drei Wochen sei er bei 17 Prozent gewesen, und er habe gehofft, auf 14 Prozent zu kommen. Das hätte ihm einige Trocknungskosten erspart. „Dass das Wetter so kippt, habe ich nicht vorhersehen können“, sagt er und möchte in Zukunft der mittelfristigen Wettervorhersage im Internet nicht mehr so stark trauen, wenn es um die Ernte geht.