Förster Jürgen Weis Foto: KS-Images.de

Bei den Brennholz-Versteigerungen profitiert Marbach vom günstigen Termin und Einzugsgebiet im Vergleich mit den Nachbarn.

Marbach/Bottwartal - Brennholz, das im Wald versteigert und von den Käufern vor Ort teils mit der eigenen Motorsäge bearbeitet wird: Das ist in Neckar-, Murr- und Bottwartal traditionell auch ein gesellschaftliches Ereignis. „Manche der Käufer sehen sich nur einmal im Jahr aus diesem Anlass“, weiß Förster Oliver Muth. Ein Glühwein- und Suppenverkauf der Vereine gehört meistens dazu. Oliver Muth musste selbst bei der letzten Brennholzversteigerung in unserer Gegend in Beilstein passen am vorigen Samstag. Am Parkplatz der Vorderen Ölmühle zwischen Gronau und Prevorst sprangen jedoch Maike Muth und Bürgermeister Patrick Holl im dichten Schneegestöber in die Bresche. Dem Holz war das Wetter seit Juli wenig zuträglich mit Blick auf den Verkauf: „Dieses Jahr war außerordentlich schwierig. Ältere Leute können sich an kein nasseres Jahr erinnern, seit sie hier sind“, so Oliver Muth. Zweimal wurde Beilsteins Auktion daher sogar verschoben.

Trotzdem ist Muth außerordentlich zufrieden. „Wir sind traditionell stark in den Flächenlosen.“ Alles sei verkauft worden. Als „Flächenlose“ wird das Restholz aus der Baumkrone bezeichnet, das sich die Käufer nach der Versteigerung selbst aus dem Wald holen und mit der eigenen Motorsäge zurechtschneiden dürfen. „Brennholz lang“ entspricht den Stämmen, die in so genannten Poltern – so werden die Holzstapel genannt – feilgeboten werden. Eine Besonderheit gibt es in Beilstein: Dort werden getrennt von der Versteigerung 1200 Festmeter auf Bestellung verkauft zum Preis von 63 Euro pro Festmeter. Das zeigt, dass der Brennholzverkauf auch ein beträchtlicher wirtschaftlicher Faktor für bestimmte Gemeinden ist.

Bei den Versteigerungen decken sich in der Regel ausschließlich Privatpersonen für den heimischen Kamin oder Ofen mit Holz aus dem Wald vor ihrer Türe ein. Bei den erzielten Preisen liegt Marbach an der Spitze aller hiesigen Kommunen mit dem höchsten Wert pro Festmeter von 71,85 Euro. Die Schillerstadt kam in ihrem Waldstück an der Rielingshäuser Sporthalle am Hardtwald am 27. Dezember auf dieses gute Ergebnis. „Ich glaube, dass der Versteigerungszeitpunkt nicht unwichtig ist, weil wir relativ früh dran waren“, ordnet Gerhard Heim, Erster Beigeordneter von Marbach, ein. Angebot und Nachfrage sind natürlich die bestimmenden Faktoren. Wenn der Termin am Anfang der Urlaubszeit oder wie hier zwischen Weihnachten und Neujahr liegt, ist dies von Vorteil wegen größerer Beteiligung. Dann haben die meist männlichen und hobbymäßigen Holzkäufer Zeit, ihre Vorräte für kommendes Jahr anzulegen. Diese Theorie bestätigt sich beim Blick nach Pleidelsheim in das dortige, 60 Hektar große Wäldle unweit der Autobahn, wo beim traditionellen Termin an Silvester der zweitbeste Preis pro Festmeter in unserem Überblick erzielt wurde. Aus den südlicheren Landstrichen des Kreises Ludwigsburg ist die Versteigerung am Rielingshäuser Hardtwald sicher ebenso bequem erreichbar über die Anschlussstelle Mundelsheim der A81,aber auch aus Richtung Backnang. Von der Menge her war es feuchtigkeitsbedingt ein Drittel weniger im Vergleich zum Vorjahr, was für Marbach unter den Hammer kam.

„Holzeinschlag ist kein Selbstzweck“, erklärt Förster Jürgen Weis. Zwar geht es bei den Brennholzversteigerungen für die Gemeinden auch ums Geldverdienen, aber alles ordnet sich dem Prinzip der Nachhaltigkeit unter. Der Förster betreut die Wälder von acht Gemeinden im Revier Forsthof im Hardtwald. Seit 1994 versteigert er jährlich das dort anfallende Brennholz. Buche und Eiche sind es hauptsächlich, die im Angebot sind. Nicht aus wirtschaftlichen Gründen werden die Bäume geschlagen, sondern etwa um den Bestand zu lichten und jungen Bäumen genügend Raum und Licht zum Wachsen zu geben.