Von wo aus Mitarbeiter des DRK-Rettungsdienstes künftig Foto: Archiv (Phillip Weingand)

Das DRK findet in Steinheim kein geeignetes Objekt und will deshalb bis Ende 2017 einen zusätzlichen Rettungswagen beim Marbacher Krankenhaus bereithalten.

Marbach/Bottwartal - Das Problem ist bekannt, wird aber dringlicher. Immer öfter muss im Landkreis Ludwigsburg der Notarzt ausrücken. Das belegen Zahlen des Landratsamtes Ludwigsburg aus den vergangenen Jahren. Das Problem: Nicht jedes Mal kommt ein Rettungswagen oder Arzt in der vorgeschriebenen Frist von zehn bis 15  Minuten an. Die Erfolgsquote liegt besonders in der Fläche unter den geforderten 95 Prozent. Bereits vor einem Jahr plante deshalb der Bereichsausschuss des Landkreises Ludwigsburg für den gesamten Landkreis ein Maßnahmenbündel.

Wichtigster Eckpunkt für Marbach und das Bottwartal war, die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) am Krankenhaus aus der Schillerstadt nach Steinheim zu verlegen. Mit der Stadt Marbach vereinbarte das DRK eine einjährige Testphase, in der zumindest ein zusätzlicher Rettungswagen im Tagdienst probeweise in der Urmenschstadt stationiert werden sollte. Damit könnten weiter entfernte Orte wie Gronau oder Winzerhausen schneller erreicht werden. Allerdings ist das Projekt noch nicht so richtig ins Rollen gekommen, da in Steinheim noch keine geeignete Immobilie gefunden wurde. Deshalb stockt der DRK-Kreisverband bis zum Jahresende am Marbacher Krankenhaus zunächst einmal die vorhandene 24-Stunden-Wache um den zusätzlichen Rettungswagen auf. Er soll von 8 bis 18 Uhr fahren.

Geht es nach Manfred Hormann, dem Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Ludwigsburg, wäre man schon weiter, zumal er im Juli 2017 im Marbacher Gemeinderat über die Testphase gesprochen hatte. „Wir haben in Steinheim mehrere Alternativen verfolgt, sie sind alle im jetzigen Rahmen nicht realisierbar“, berichtet Hormann, der angibt, mit Bürgermeister Thomas Winterhalter in engem Kontakt zu stehen. Das Ziel hat Hörmann vor Augen: Für die Versorgung in der Fläche des Bottwartals wären einige Minuten gewonnen, was etwa bei Fahrten nach Gronau oder Prevorst entscheidend sein könnte.

Ein großer Verfechter einen endgültigen Standorts einer Rettungswache in Steinheim ist Dr. Manfred Frenzel, der in Oberstenfeld auch während seiner Sprechstunden als Notarzt ausrückt, um Leben zu retten. „Zumindest einen zweiten Rettungswagen in Steinheim zu stationieren, ist sinnvoll“, sagt er und plädiert dafür, die Notfallversorgung für alle Menschen im Raum Marbach und Bottwartal möglichst auf ein ähnliches Level zu bewegen. „Das ist ein Gebot der Menschlichkeit.“ Ein Patient, der in Gronau unter Umständen zwölf bis 16 Minuten warte, während ein Marbacher in wenigen Minuten Hilfe bekomme, brauche einfach eine Verbesserung. Frenzel selbst geht davon aus, dass sein Notdienst an allen sieben Tagen besetzt sein wird. „Ein Patient im hinteren Bottwartal erhält dann im Notfall in wenigen Minuten Hilfe: entweder durch die beiden Sanitäter oder den Notarzt, je nachdem, wer zuerst eintrifft. So sind erst zwei, dann vier kompetente Helfer vor Ort.“

Ausgesprochen kritisch beobachtet Thomas Storkenmaier, Hauptamtsleiter der Stadt Marbach, eine mögliche Verlagerung der Rettungswache nach Steinheim. „Wir haben ein großes Interesse, dass sich die ärztliche Versorgung bei uns nicht verschlechtert.“ Deshalb habe man die Testphase für nur einen neuen Rettungswagen im Tagdienst in Steinheim vereinbart. Storkenmaier vermisst Zahlen, die belegen, dass die Situation im Bottwartal so schlecht ist, dass der Umzug wirklich etwas bringt. „So tragen wir womöglich nur dazu bei, dass das Ergebnis im gesamten Landkreis besser wird.“ Irritiert zeigte sich der Hauptamtsleiter, dass im Pressetext des Bereichsausschusses und des Landratsamtes Ludwigsburg die Wachen-Verlegung von Marbach nach Steinheim als „in Planung“ bezeichnet worden ist. „Sollte eine Entscheidung schon gefallen sein, wären wir als Stadt vor den Kopf gestoßen.“

Eine Testphase werde es auf jeden Fall zunächst geben, beschwichtigt der DRK-Geschäftsführer Manfred Hormann auf Nachfrage unserer Zeitung. Eine Entscheidung sei also noch nicht gefallen. Zahlen für das Bottwartal könne er nicht liefern, entgegnet er dem Einwand Storkenmaiers. „Wir haben lediglich den Kreis im Fokus.“ Allerdings sehe er es als logisch an, dass sich die Zeiten vor Ort vom zentraleren Standort in Steinheim aus verbesserten.

Offen für einen Umzug der Rettungswache wäre die Stadt Steinheim, sagt deren Bürgermeister Thomas Winterhalter. „Wir begrüßen alles, was zu einer Verbesserung der Hilfsfristen im Bottwartal und auf unserer Gemarkung führt.“ Tatsächlich habe es wohl Immobilienangebote gegeben, sie seien aber letztlich von den Entscheidungsträgern abgelehnt worden. „Wir als Stadt haben selbst keine Räumlichkeiten, die wir anbieten könnten.“